Im Januar 2024 steht ein besonderes Jubiläum an, denn der Apple Macintosh feiert am 24. Januar seinen 40. Geburtstag. Apple präsentierte den allerersten Mac, welcher in der Retroperspektive "Macintosh 128K" genannt wird, vor 40 Jahren der Weltöffentlichkeit. Die heutigen Mac-Modelle haben, abgesehen von einigen Paradigmen der Benutzeroberfläche, nicht mehr viel mit den ursprünglichen Modellen gemein. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung aller wichtigen Stationen der 40-jährigen Geschichte.
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Die AnfängeEnde der 70er-Jahre lebte Apple hauptsächlich von den Verkäufen des Apple II – doch nach der Vorstellung des IBM PCs im Jahr 1981 sanken die Verkaufszahlen spürbar. Apple wagte einen gewaltigen Sprung mit der Apple Lisa, um dieser Bedrohung zu begegnen. Die Lisa brachte eine komplette grafische Benutzeroberfläche und viele damalig revolutionäre Funktionen wie zum Beispiel Drag & Drop mit – doch der Preis von 9.995 US-Dollar (inflationsbereinigt entspricht dies über 30.000 Dollar!) machte die Lisa zu einem kommerziellen Flop. Parallel zur Lisa arbeiteten Jef Raskin, Burrell Smith, Steve Wozniak und später auch Steve Jobs an einem neuen Projekt: Dem Macintosh – benannt nach Raskins Lieblings-Apfelsorte "McIntosh". Der Macintosh sollte ein günstiger, einfach zu nutzender Computer für die Massen werden. Nachdem Steve Jobs (unfreiwillig) vom Lisa- zum Macintosh-Team wechselte, krempelte er die Zielrichtung nach und nach um und der neue Computer wandelte sich zu einer kostengünstigen Variante der Apple Lisa.
Nach der Präsentation des ersten Macs erntete dieser viel Lob von der Presse – die New York Times betitelte den ersten Macintosh als revolutionäres Produkt. Auch die anfänglichen Verkaufszahlen lagen innerhalb der Projektionen von Apple, doch nahmen in den Folgemonaten schnell ab. Schuld daran war die sehr limitierte Hardware: Die 128 KB RAM waren sehr knapp bemessen, durch die fehlende Festplatte und nur ein Diskettenlaufwerk war ein ständiges Wechseln der Diskette erforderlich und auch der Motorola 68000 mit 8 MHz war oftmals überfordert. Dank der grafischen Benutzeroberfläche und der Unterstützung von komplexen Schriftarten etablierte sich der Mac aber im Desktop-Publishing-Markt.
Der Mac war für Apple zwar ein Erfolg – doch es wurde klar, dass der IBM PC sich als dominante Plattform etablieren würde. Der damalige Apple-CEO John Sculley wollte Apple neu aufstellen und durch diesen Schritt Steve Jobs entmachten. Jobs entwickelte einen eigenen Plan, um Sculley loszuwerden und fortan Apple selbst zu leiten – doch nachdem der Plan öffentlich bekannt wurde und somit scheiterte, verließ er schließlich das Unternehmen, welches er selbst gegründet hatte.
Die FolgejahreApple erweiterte die Mac-Reihe in den folgenden Jahren um viele weitere Modelle. Ende 1984 erschien der Macintosh 512K mit mehr RAM, unterschied sich sonst aber nicht vom Macintosh 128K. 1986 kam der Macintosh Plus mit 1 MB Arbeitsspeicher und externer SCSI-Schnittstelle auf den Markt. Erst mit dem Macintosh SE (1987) war es möglich, einen Mac mit interner Festplatte oder zweitem Diskettenlaufwerk zu ordern. Ebenfalls 1987 erschien der modulare Macintosh II, welcher als erster Mac die Darstellung von farbigen Bildern erlaubte.
Im September 1989 stellte Apple den Macintosh Portable vor – allerdings war dieses erste Mac-Laptop nicht sonderlich erfolgreich. Es brachte zwar ein Aktiv-Matrix-LCD-Display, einen 68000 mit 16 MHz und eine interne Festplatte oder zweites Diskettenlaufwerk mit – doch der Preis von damals 7.300 US-Dollar und das hohe Gewicht von 7,3 kg schreckten viele Kunden ab. Mit dem PowerBook 100 war Apple deutlich erfolgreicher: Dieses kostete nur 2.500 US-Dollar und brachte ebenfalls einen Motorola 68000 mit 16 MHz mit – und war mit 2,3 kg deutlich leichter. Es war das erste Laptop mit einer Handauflage wie auch einem Trackball vor der Tastatur. Das PowerBook 100 entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager und Statussymbol – und bescherte Apple Umsätze von über einer Milliarde Dollar.
Switch zum PowerPCBislang setzten Macs stets auf Motorola-Prozessoren auf eigenen Motherboards. Apple schloss sich am 2. Oktober 1991 mit Motorola und IBM zusammen, um eine eigene, standardisierte Computer-Plattform zu entwickeln. Erste Früchte trug die Zusammenarbeit für Apple im Jahr 1994, denn hier stellte Apple die ersten Mac-Modelle mit PowerPC 601-Chip vor. Nach der Präsentation konnte Apple viele Vorbestellungen verzeichnen – und hatte endlich dem Intel-Lager etwas entgegenzusetzen. Während Apple durch den Switch zum PowerPC von der Hardware her konkurrenzfähig war, drohte jedoch Unheil an einer anderen Front:
Mac OS veraltetDas klassische Mac OS wurde ursprünglich für den Macintosh 128K entwickelt – und besonders durch den knappen Arbeitsspeicher ging das Unternehmen damals viele Kompromisse ein. So war es bis System 7 (oder System 5/6 mit Multifinder) nicht möglich, mehrere Programme zur gleichen Zeit auszuführen. Programme mussten aber auch bei späteren Versionen kooperativ zusammenarbeiten und selbstständig dem System mitteilen, wenn andere Prozesse nun Arbeit verrichten dürfen (s.g. kooperatives Multitasking). Dies führte natürlich zu Problemen: Wenn ein Programm anderen Prozessen keine Zeit einräumte, hing der komplette Computer. Ferner waren Macs durch fehlenden Speicherschutz unsicher und absturzanfällig: Das System verhinderte nicht, dass Prozesse den Speicher anderer Programme veränderten oder lesen. Ein Umbau mit präemptives Multitasking oder Speicherschutz war schlichtweg nicht möglich, da dies einer Neuentwicklung gleich käme und bestehende Programme nicht mehr lauffähig wären.
Unix-artige Betriebssysteme, Windows 95 und NT waren dem veralteten Mac OS weit voraus. Apple scheiterte jedoch gleich mehrfach an der Entwicklung von Alternativen: Besonders das 1994 begonnene und 1996 eingestellte Copland-Projekt dürfte langjährigen Mac-Nutzern in Erinnerung geblieben sein. Apple wollte selbstständig ein modernes Betriebssystem entwickeln, doch interne Kämpfe und eine unklare Zielrichtung verdammten das Projekt zum Scheitern.
Die ClonesDen Hauptumsatz generierte Apple in den 90ern durch den Verkauf von Mac-Computern. Anfang 1995 unternahm Apple einen fragwürdigen Versuch, Mac OS zu mehr Marktanteil zu verhelfen und gestattete es Drittherstellern, Mac-kompatible Computer zu bauen. Apple erhielt hier 50 Dollar Lizenzgebühren pro verkauftem Computer, was jedoch weit weniger war als der Gewinn an einem verkauften Mac. Durch ein rechtliches Schlupfloch beendete Apple die Zusammenarbeit mit Clone-Herstellern im Jahr 1997.
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NeXT-BasisApple stand 1996 ohne konkurrenzfähiges Betriebssystem da – und zeitgleich aufgrund von schwindenden Hardware-Verkäufen vor großen finanziellen Schwierigkeiten. Der Konzern gestand sich ein, aus eigener Kraft kein neues Betriebssystem entwickeln zu können und suchte nach Alternativen. Am 20. Dezember 1996 übernahm Apple die Firma NeXT, welche nach dessen Weggang von Steve Jobs gegründet wurde. Das Betriebssystem zeichnete sich durch einen modernen Unterbau wie auch erstklassige Entwicklerwerkzeuge und einer soliden Framework-Bibliothek aus. NeXT war als Unternehmen durch die hohen Preise der Computer nicht sonderlich erfolgreich, aber im Bildungsmarkt aufgrund des fortschrittlichen Betriebssystems beliebt. Die Übernahme von NeXT hatte noch einen weiteren Seiteneffekt: Steve Jobs kehrte zu Apple zurück – zuerst im Juli 1997 als Interims-CEO und ab Januar 2000 als vollwertiger CEO.
Konzernumbau mit buntem PlastikJobs krempelte nach seiner Rückkehr das Mac-Lineup komplett um, denn die Produktpalette war undurchsichtig und sehr weit aufgefächert. Für Kunden war es nicht klar, welches Produkt für welchen Einsatzzweck taugt. Jobs gliederte die Produktpalette in vier Quadranten: Laptops und Desktops, jeweils als Heimanwender- und Profi-Variante. Der aktuelle Apple-CEO Tim Cook stieß 1998 zu Apple – und baute die Herstellungskette komplett um: Eigene ineffiziente Fabriken wurden aufgegeben und die Mac-Produktion nach Taiwan ausgelagert. Cook stellte Apples Fertigung so um, dass Macs im Idealfall direkt nach Fertigung verkauft wurden, um teure Lagerhaltung zu vermeiden. Innerhalb eines Jahres wurde Apple so zum weltweit effizientesten Computer-Hersteller bezüglich Lagerhaltung, Verkauf und Fertigung.
Jobs Ziel nach der Rückkehr war es, möglichst schnell ein tolles neues Produkt auf den Markt zu bringen – und hierbei handelte es sich um den farbenfrohen und zu teilen durchsichtigen iMac G3. Der iMac G3 wurde für Apple zum Erfolg: 800.000 Stück verkaufte der Konzern zwischen August und Dezember 1998. Durch das mutige Design wurde Apple wieder zum Trendsetter: Diverse andere Firmen versuchten, die Design-Sprache zu kopieren.
Mac OS XDoch ein Problem blieb: Mac OS war im Vergleich zur Konkurrenz komplett veraltet. Nach der Übernahme von NeXT begann Apple, auf Basis von NeXTStep ein modernes System zu entwickeln. Währenddessen versuchte man, durch weitgehend kosmetische Anpassungen beim klassischen Mac OS zumindest den Anschein eines modernen Systems zu erwecken.
Apple brachte für Endkunden eine Public Beta von Mac OS X auf Basis von NeXTStep am 13. September 2000 auf den Markt – mit einer völlig neuen Benutzeroberfläche namens Aqua. Bedienelemente gestaltete Apple übertrieben plastisch und arbeitete viel mit Schatten. Mac OS X brachte dank der NeXTStep-Wurzeln präemptives Multitasking, Speicherschutz und moderne Programmier-APIs mit. Problematisch war, dass Programme, welche für das klassische Mac OS entwickelt wurden, nur in einer Emulationsumgebung funktionierten, welche ein komplettes Mac OS 9 bootete – und viel Systemressourcen verbrauchte. Apple bot Entwicklern mit dem Carbon-Framework Werkzeuge an, um bestehende Programme mit mäßigem Aufwand zu portieren, so dass diese nativ unter Mac OS X arbeiteten – doch viele Entwickler nahmen sich Jahre Zeit, um bestehende Software anzupassen.
Die Übernahme von NeXT war für Apple in vielerlei Hinsicht ein großer Glücksgriff: Jobs trug maßgeblich dazu bei, dass Apple wieder konkurrenzfähig wurde – und NeXTStep bildet auch heute noch die Basis von macOS, iOS, iPadOS, watchOS, visionOS und tvOS.
"It's True"Mitte der 2000er wurde mehr als deutlich, dass die PowerPC-Plattform es nicht mit Chips von Intel aufnehmen kann. Zwar gehörte beispielsweise der PowerMac G5 zu den damalig schnellsten verfügbaren Workstations – doch im immer wichtiger werdenden Laptop-Markt stand Apple ohne konkurrenzfähigen Chip da.
Das Apple-Management behielt sich allerdings eine Möglichkeit in der Hinterhand: Mac OS X wurde von Anfang an stets auch auf Intel-basierende Hardware portiert, so dass Apple bei Bedarf schnell die Prozessorarchitektur wechseln konnte. Und diesen Schritt gab Steve Jobs schließlich im Jahr 2005 bekannt: Fortan sollten Macs auf die x86-Architektur setzen – und bereits Anfang 2006 erschienen erste Produkte in Form des MacBook Pro und iMac mit Intel-Chips. PowerPC-Programme konnten weiterhin mit Apples Rosetta verwendet werden – und Boot Camp erlaubte das Booten von Windows auf dem Mac.
"Post-PC-Ära"Anfang der 2000er lebte Apple vorrangig vom Mac – doch mit dem 2001 vorgestellten iPod gelang es dem Konzern, die Umsätze der Mac-Sparte zu übertreffen. Nach Präsentation des iPhones im Jahr 2007 wurde deutlich, dass Apples Fokus nicht länger auf dem Mac liegen würde, sondern auf Geräten der Post-PC-Ära. War der Mac und PC zuvor das Zentrum des "Digitalen Lebens", sollten kleine und unabhängige mobile Geräte viele Aufgaben übernehmen – und nur noch wenige Personen auf einen klassischen PC angewiesen sein.
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Zu Teilen erfüllte sich Jobs' Vision, denn heutzutage haben viele Mobilgeräte die Aufgaben klassischer PCs und Laptops übernommen – besonders im Privatgebrauch. Der aktuelle Trend scheint jedoch auf eine Co-Existenz hinzudeuten, so dass Nutzer mehrere Geräte besitzen und das passende für den jeweiligen Einsatzzweck verwenden. Ob Steve Jobs die Mac-Reihe weitergeführt hätte, steht leider in den Sternen – in der Retroperspektive wäre die Einstellung aber geschäftlich keine gute Entscheidung gewesen, denn auch heutzutage generiert Apple mit dem Mac viel Umsatz und nach wie vor bildet dieser einen wichtigen Bestandteil des Produkt-Lineups von Apple.
Apple SiliconMitte der 2010er stagnierte Intels Prozessorentwicklung, was besonders im Mobilbereich deutlich wurde: Intel konnte keine leistungsstarken Prozessoren liefern, welche zu Apples Vision von dünnen und leichten Laptops passten. Apple-eigene Prozessoren, welche der Konzern im iPhone, iPad, Watch und Apple TV einsetzt, wurden jedoch immer schneller und konnten es bereits mit einigen Intel-Chips aufnehmen – bei einem Bruchteil des Stromverbrauchs. Bereits 2016-2018 kamen Berichte auf, dass Apple zukünftig beim Mac auf eigene ARM-basierte Chips setzen würde – und auf der Worldwide Developers Conference im Sommer 2020 gab Apple schließlich bekannt, Intel den Rücken zu kehren.
Besonders bei Laptops, welche aktuell 85-90 Prozent der ausgelieferten Macs ausmachen, war dieser Schritt goldrichtig: Momentan kann kein anderer Hersteller derart schnelle Laptops liefern, welche trotzdem über eine lange Akkulaufzeit verfügen und geringe Abwärme produzieren.
Die ZukunftVor 40 Jahren war Apple ein reiner Computer-Hersteller, aber heutzutage ist das Unternehmen zu einem gigantischen, breit aufgestellten Konzern herangewachsen. Zwar ist die Computer-Sparte nur noch für rund 8 bis 15 Prozent des Konzernumsatzes verantwortlich, aber dennoch ist für einige Nutzer der Mac das zentrale Gerät, warum diese dem Apple-Cosmos treu bleiben.
Was die ferne Zukunft für den Mac bringt, ist zu großen Teilen ungewiss. Es ist jedoch bereits seit vielen Jahren zu erkennen, dass Apple die einzelnen Plattformen immer dichter zusammenrückt, um einheitliche Bedienungs- und Nutzungsparadigmen zu etablieren. Ob es in mittlerer bis ferner Zukunft noch notwendig ist, dass ein Mac zur Nutzung von macOS erforderlich ist, wird seit längerem diskutiert: Schon heute bietet ein modernes Smartphone genug Rechenleistung, um beispielsweise macOS mit einem externen Bildschirm auszuführen.