Gründe für die schlechtesten Mac-Verkäufe seit acht Jahren
Im Jubel um Apples exzellentes Rekord-Quartalsergebnis ging ein Punkt ziemlich unter, nämlich das miserable Abschneiden des Macs (nur 3,7 Millionen Einheiten). In den letzten Jahren erzielte Apple stets stabile Verkaufszahlen oberhalb der Marke von vier Millionen Geräten. Selbst wenn Aktualisierungen schon länger zurücklagen, konnte dies Apples Verkaufserfolg wenig anhaben. Offenkundig hat sich daran nun etwas geändert. Verglichen mit dem Vorjahr büßte Apple bei den Stückzahlen 13 Prozent ein. Von 4,7 Millionen Macs im dritten Finanzquartal 2015 ging es 2016 und 2017 auf 4,25 bzw. 4,3 Millionen zurück – um dann im laufenden Jahr eine weitere halbe Million einzubüßen. Wie schon in der gestrigen Meldung erwähnt handelt es sich dabei um mehr als nur eine kleine Delle, sondern um ein Problem im Mac-Bereich. Man muss acht Jahre zurückgehen, um einen niedrigeren Wert zu finden.
Außeneinfluss: Intel verzögerte Apples ProdukteApples Finanzchef Luca Maestri führte gestern an, der Grund für den Rückgang sei die Verspätung des MacBook Pro gewesen. Dies erscheint durchaus plausibel, denn die Stückzahlen der Desktop-Macs fallen seit vielen Jahren vergleichsweise gering aus und sind daher wenig von Bedeutung. Noch nie setze Apple die hohen Stückzahlen mit iMac, Mac Pro oder Mac mini um, seit mehr als einem Jahrzehnt stehen andere Geräte vorne. 80 Prozent der Macs sind Notebooks – und ein aktualisiertes MacBook Pro hat daher natürlich wesentliche Auswirkungen auf das gesamte Abschneiden. Hätte der Verkauf im zweiten Quartal begonnen, lägen die Verkaufszahlen sicherlich bei vier Millionen oder mehr. Die Verzögerung war allerdings weniger Apples Versäumnis, sondern Problemen beim Prozessorlieferanten Intel geschuldet. Die dadurch erforderlichen Änderungen führten dazu, dass Apple nicht wie geplant schon Wochen vorher mit dem Verkauf des MacBook Pro 2018 beginnen konnte – so mehrere Berichte.
Eigener Einfluss: Kein attraktives Low-End, gar kein Mid-RangeDer starke Rückgang zeigt aber auch, dass andere Baureihen momentan keine ausreichende Anziehungskraft besitzen, um die Verspätung des MacBook Pro auszugleichen. Wer momentan eines der günstigsten Apple-Geräte erwirbt, erhält uralte Hardware zu dennoch hohen Preisen. Technisch unbedarftere Nutzer, die sich beim Kauf eines Apple-Geräts auf hohe Qualität verlassen, erhalten diese zwar bei der Verarbeitung – werden aber ansonsten ziemlich getäuscht.
Derart alte Architekturen in einem wahrlich nicht günstigen Computer anzubieten ist an der Grenze dessen, was man angesichts des Marketings noch als ehrlich bezeichnen kann. Neue Geräte des mittleren Preissegments erhält man hingegen gar nicht mehr. Seit Herbst 2016 veranschlagt Apple für aktuelle 13"-Geräte knapp 2000 Euro, beim MacBook Pro 15" sind es 2799 Euro. Attraktive Angebote für Kunden, die keine High Performance, sondern ein Büroarbeit-Notebook mit 15" benötigen, gibt es von Apple derzeit nicht.
FazitAn den externen Faktoren kann Apple sehr wenig ändern, außer natürlich, Apple würde alle Komponenten selbst entwickeln und hierbei auch niemals einen Zeitplan reißen. Auf die (preisliche) Positionierung der Baureihen kann Apple hingegen durchaus Einfluss nehmen. Es bleibt zu hoffen, dass Apple im Herbst tatsächlich ein breiteres Spektrum an interessanten Geräten bietet und auch jene Kunden wieder mit aktueller Hardware bedient, die sich im mittleren bis etwas höheren Preisbereich bewegen möchten. Low-End ist ganz sicher nicht Apples wichtigster Bereich, denn Stückzahlen zählen kaum, wenn dies nicht auch mit Gewinn verbunden ist. Ein konkurrenzfähiger mittlerer Bereich würde hingegen bereits sehr vielen Kunden helfen.