Gründlich verrechnet: Auch Apple kann die Einkaufszentren nicht retten
Es ist sicherlich noch zu früh, um Totengesänge auf das Ende der Einkaufszentren anzustimmen. Dennoch stehen dem Konzept schwere Zeiten bevor, denn immer weniger Kunden können sich noch für einen Einkaufsbummel in den großen Geschäfte-Ansammlungen begeistern. Zwar bezieht sich der vorliegende
Bericht auf die USA, allerdings gibt es auch hierzulande ähnliche Entwicklungen. In den letzten zwei Jahren war ein deutlicher Kundenrückgang zu verspüren, was die Betreiber vor das Problem zunehmenden Leerstands und somit sinkender Mieten stellt. Dafür verantwortlich sind gleich zwei Faktoren. Einerseits wurde viel zu viel gebaut und es gibt schlicht ein Überangebot an "Malls", andererseits gräbt der E-Commerce den klassischen Geschäften Umsätze ab.
Massenschließungen im laufenden JahrDem Analyseunternehmen Thasos zufolge schlossen 2019 bereits 6000 Retail Stores in den USA – nur in Einkaufszentren. Stand April liegt der Wert schon auf einem höheren Niveau als im gesamten Jahr 2018. Der Bericht erwähnt, dass sich Betreiber auch deutlich verschätzt haben, wenn es um die Bewertungen von Geschäften wie den Apple Stores geht. Die Hoffnung habe stets gelautet, Apple oder auch Tesla seien als Kundenmagnete zu bewerten, die besonders viele Besucher für das gesamte Einkaufszentrum anziehen. Aus diesem Grund könne man auch vergleichsweise viel investieren, um einen Apple Store in das jeweilige Zentrum zu bekommen – im Rahmen niedriger Mieten oder direkter Beteiligung an Baukosten.
Verrechnet und verzocktAllerdings scheint es so, dass die Betreiber viel zu viel Geld für die Gewinnung von Prestigekunden in die Hand nahmen. Zwar sind die Apple Stores sehr einträglich – dies allerdings nur für Apple und nicht für die Malls selbst. Gleichzeitig lautet Apples Strategie, die prestigeträchtigen Geschäfte lieber an prominenten Orten zu platzieren – und sich nicht mehr wie in den Anfangstagen auf inzwischen weniger attraktive Verkaufsflächen in den Einkaufszentren zu konzentrieren. Die Mall-Stores sind daher vergleichsweise alt und oft nicht an Apples aktuelle Retail-Designsprache samt Pflanzen, Sitzgelegenheiten und Leinwänden angepasst. Generell sei der "Tsunami an Schließungen" kaum abzuwenden – viele Investoren haben sich schlicht verzockt und zu viel Hoffnung in Aushängeschild-Marken gelegt. Jetzt bedarf es wohl ganz neuer Konzepte, damit nach den Mall-Stores nicht auch die Einkaufszentren selbst dichtmachen müssen.