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Grünes Licht für Verhandlung: Hat Tim Cook Investoren getäuscht?

Wer schon einmal bei einer Quartalskonferenz von Apple (oder bei anderen börsennotierten Unternehmen) zugehört hat, kennt sicher die Einleitung: Hier sichern sich die Unternehmen ab, dass die Umstände, auf welchen Prognosen beruhen, sich ändern können und das Unternehmen nicht verpflichtet ist, diese getroffenen Zukunftseinschätzungen zu korrigieren. Doch gegen jegliche getroffenen Aussagen sichern auch diese Phrasen nicht ab. Am 1. November 2018 fand eine Quartalskonferenz statt und Apple-CEO Tim Cook sagte, dass in Brasilien, Indien, Russland und in der Türkei eine Abschwächung des Absatzes zu erwarten sei. Auf die Frage, wie dies in China aussehe, antwortete Cook, dass er China nicht in dieser Kategorie sehe ("I would not put China in that Category").


Kleine Aussage, große Wirkung
Das Problem: Apple soll bereits wenige Tage später Zulieferer kontaktiert haben, um die Produktion zu drosseln. Gut einen Monat später, nämlich am 2. Januar 2019, gab Apple eine Gewinnwarnung heraus: Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China führen zu deutlichen Problemen für den Tech-Konzern. Die Pflichtmitteilung hatte einen gewaltigen Effekt auf den Aktienkurs: Dieser brach nämlich am nächsten Tag um 10 Prozent ein.

"Nur persönliche Einschätzung"
Natürlich verloren hier Investoren viel Geld – und ein britischer Pensionsfond ist überzeugt, dass Apple Investoren durch die obige Aussage getäuscht habe. Bereits 2019 strebte dieser eine Sammelklage gegen Apple an – doch Apple zweifelte die Gültigkeit dieser an und sah keinerlei Grundlage. Cook habe mit der Aussage keine offizielle Prognose geliefert, sondern nur seine persönliche Einschätzung mitgeteilt.

Klage begründet, baldige Verhandlung
Richterin Yvonne Gonzalez Rogers, welche bereits im langen Rechtsstreit zwischen Epic und Apple den Vorsitz innehatte, traf nun auch in diesem Verfahren eine Entscheidung: Die Klage sei zulässig, begründet und wird bald verhandelt – denn Geschworene könnten zu dem Ergebnis gelangen, dass Tim Cook bereits Ende 2018 von den aufkeimenden Problemen wusste und die Aussage sehr wohl eine Prognose darstellte.

Apple: Kein Kommentar
Gegenüber Reuters gab Apple keinen Kommentar bezüglich der Entscheidung von Gonzalez Rogers ab – wohl aber der die Investoren vertretende Anwalt: Man sei sehr glücklich mit der heutigen Entscheidung und würde sich darauf freuen, die Fakten einem Gericht zur Entscheidung vorzulegen.

Kommentare

pünktchen
pünktchen28.06.23 09:13
Ich finde das immer komplett albern, wenn Investoren gegen die Firma klagen, die ihnen doch gehört. Wirtschaftlich klagen sie dann gegen sich selbst, bzw. gegen diejenigen Investoren, die nicht klagen. Was nur berechtigt sein kann, wenn sie denen gegenüber schlechter gestellt wären. Aber die sind ja genauso getäuscht worden. Werden aber allen entschädigt, ist das ein Nullsummenspiel (angesehen von den Anwaltskanzleien). Die Fiktion der juristischen Person Apple Inc. führt hier zu absurden Ergebnissen.
+3
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck28.06.23 09:16
pünktchen
Denkfehler: Die Kläger müssen ja nicht unbedingt zum aktuellen Zeitpunkt Aktien besitzen, sondern könnten nur Aktien zum damaligen Zeitpunkt besessen haben/wegen der Aussage von Cook erworben haben.
+6
deus-ex
deus-ex28.06.23 09:22
"I would not put China in that Category"
Kling für mich einfach nach einer persönlichen Einschätzung und keiner Prognose.
+5
Zerojojo28.06.23 09:27
Konjunktiv. Alles gut.
+1
RobRoy28.06.23 09:49
Zwei Tage später
Einen Monat später
In diesen Zeiträumen kann sich soviel ändern. Mir ist eine unternehmen ja lieber das 48h später handelt als eins das der Meinung ist nicht handeln zu dürfen weil sie vor 48h was anderes gesagt haben ….
+4
andi.bn28.06.23 10:08
Find ich ganz schön albern.
+4
pünktchen
pünktchen28.06.23 10:29
Mendel Kucharzeck
pünktchen
Denkfehler: Die Kläger müssen ja nicht unbedingt zum aktuellen Zeitpunkt Aktien besitzen, sondern könnten nur Aktien zum damaligen Zeitpunkt besessen haben/wegen der Aussage von Cook erworben haben.

Zum Zeitpunkt des Verkaufs, wenn sich der Verlust realisiert, sind sie aber noch Miteigentümer. Und dann klagen sie gegen diejenigen, welche den Verlust noch nicht realisiert haben, sondern auf steigende Kurse wetten. Und noch pikanter: gegen diejenigen, denen sie ihre Aktien verkauft haben! Können die dann auch klagen, weil ihnen dieser Schadensersatzanspruch nicht bekannt war?

Wenn man das zu Ende denkt, können die (ehemaligen) Eigentümer ihre Firma so lange wegen mangelnder Informationen für ihr Investment verklagen, bis nichts mehr von ihr übrig bleibt. Juristischer Kannibalismus.

Wenn sie jetzt nur das Management verklagen würden, ok. Aber da wäre halt auch nicht ganz so viel zu holen.
+3
Brunhilde_von_der_Leyen28.06.23 12:58
deus-ex
"I would not put China in that Category"
Kling für mich einfach nach einer persönlichen Einschätzung und keiner Prognose.
Die Frage ist - kann er in seiner Rolle als CEO, während einer Quartalskonferenz, eine persönliche Einschätzung geben. Auf eine Frage, die öffentlich gestellt wurde.
+3
Blob Ross29.06.23 08:12
Ich habe nichts dagegen, dass Superreiche auch mal die Konsequenzen für ihr Handeln spüren sollen, allerdings ist das ja nicht mal Ansatzweise in der Kategorie wie Musk und andere Aktien-Milliardäre ihre Investoren ständig und nachgewiesen belügen und belogen haben.
+1
Phileas29.06.23 11:54
Es gibt einen Unterschied zwischen Absatz und Produktion:

Tim Cook sagte, dass in Brasilien, Indien, Russland und in der Türkei eine Abschwächung des ABSATZES zu erwarten sei. Er den Absatz auf dem chinesischen Markt aber in einer anderer Liga (Category) sieht.

Wenige Tage später wurden Zulieferer in China kontaktiert, um die PRODUKTION zu drosseln. Die Produktion in China ist nicht für allein für den chinesischen Markt …

Spannend ist für mich die rechtliche Frage, ob die Gewinnwarnung zu spät kam.

Was meint ihr?
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