Die Produkthighlights der Woche – Günstige Monitore, Retro-Lautsprecher, Monster-Kameras und mehr
Leica SL: Das Monster-SUV unter den spiegellosen SystemkamerasKompaktArt | | spiegellose Systemkamera |
Empf. Preis (€) | | 6.900 (Body) |
Es hat den Anschein, als wolle es der Kamera-Hersteller Leica den Autobauern gleichtun und eine neue Klasse von extraordinär großen Luxuskameras etablieren. Wie bei den sogenannten SUVs (Sports Utility Vehicle) protzt die in dieser Woche vorgestellte
Leica SL mit Überdimensionierung und einem gewissen "Platz da, jetzt komme ich"-Faktor. – Ganz entgegen dem Trend anderer Hersteller, die dank des Wegfalls des Klappspiegel-Mechanismus die Gehäuse und Objektive immer weiter zu schrumpfen, geht die Leica SL genau den entgegengesetzten Weg.
Technisch gesehen bietet die neue Edelkamera aus Wetzlar nichts, was nicht schon in den Datenblättern anderer Kamerahersteller zu finden war: Ein 24 Megapixel CMOS-Vollformatsensor sitzt in einem SLR-ähnlichen Gehäuse (mit Sucherhöcker) und wird flankiert von Ausstattungsmerkmalen wie einem elektronischen Sucher und einem knapp 3" großen Touch-Display an der Rückseite. Letzteres ist aber weder klapp- noch schwenkbar. Dafür punktet der Sucher mit einer enorm hohen Auflösung von 4,4 Mio. Punkten und einer Vergrößerung, die an Mittelformatkameras erinnern soll. Die Latenz des Suchers soll unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen. Zusätzlich ist an der Oberseite des Gehäuses noch ein LC-Statusdisplay verbaut.Eine Bildstabilisierung auf Sensorbasis gibt es nicht. Dafür sind die Objektive zuständig. – Siehe weiter unten.
Intern sorgen ein "Hochleistungsprozessor" der Maestro-II-Serie und 2 GB Arbeitsspeicher für hohe Performance. Bis zu 11 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung sollen damit möglich sein. Außerdem beherrscht die SL 4K-Videoaufnahmen mit 30 Bildern pro Sekunde (intern 8-bit 4:2:0, via HDMI 10-bit 4:2:2). Bilder können wahlweise parallel als JPEG und DNG auf SD-Karten (2 Slots; einer davon UHS-II, der andere nur UHS-I) gespeichert werden. Die ISO-Empfindlichkeit lässt sich im Bereich von 50 bis 50.000 einstellen und die kürzeste Verschlusszeit beträgt 1/8.000s.
Der Autofokus arbeitet ausschließlich mit Kontrastmessung und nicht mit Phasendetektion, wie inzwischen bei vielen CSCs üblich. Trotzdem behauptet Leica, damit den schnellsten AF der Welt geschaffen zu haben. Eine Behauptung, die nahezu jeder Kamerahersteller mit jedem neu vorgestellten Modell für sich beansprucht. Wie DPReview in einem ersten Hands-On erfahren hat, scheint diese Behauptung allerdings diesmal nicht haltbar zu sein.
Zur Ergänzung hat Leica passende Objektive und zugleich Änderungen in deren Nomenklatur angekündigt: Objektive für die APS-C-Kamera Leica T heißen ab sofort TL, Vollformatobjektive tragen fortan die Bezeichnung SL. Der bisherige T-Mount wird in L-Mount umbenannt. – Puhh!
Als Erstes wird das Vario-Elmarit-SL 24-90mm F2.8-4 ASPH für die neue Monsterkamera verfügbar sein. Ein Zoomobjektiv, das trotz seiner gigantischen Ausmaße leider keine gleichbleibende Offenblende über den gesamten Brennweitenbereich bietet. Dafür soll es aber eine optische Güte besitzen, die alles bisher dagewesene im Bereich Zoomobjektive in den Schatten stellen soll und ein optischer Bildstabilisator ist auch verbaut. Später folgen dann noch die Objektive Apo-Vario-Elmarit-SL 90-280mm F2.8-4 (Frühjahr 2016) und Summilux-SL 50mm F1.4 ASPH (später in 2016). Für praktisch alle anderen Leica-Objektive gibt es Adapter.
Die Gehäuse der SL und der neuen Objektive sind gegen Staub und Feuchtigkeit versiegelt. Soweit, so selbstverständlich für eine Kamera dieser Klasse. Nicht ganz so verständlich sind die ungeheuren Abmessungen. Der Body aus massivem Aluminium misst (ohne die Grifftiefe) 147 x 104 x 39 mm und wiegt 847 g. Diese Zahlen allein sagen nicht viel über die wahren Dimensionen aus, die insbesondere mit dem 24-90 mm Zoomobjektiv klassischen SLR.Boliden locker Konkurrenz machen und in den Händen der präsentierenden weiblichen Leica-Models fast unanständig groß wirken.
Unanständig – aber Leica-typisch - sind auch die Preise: Für den Body veranschlagt Leica 6.900 Euro, für das Objektiv 24-90 noch mal 4.300 Euro.