HTC: Der (fast) vollständige Niedergang eines Smartphone-Pioniers
Als Google vor neun Jahren das eigene Smartphone-Betriebssystem Android vorstellte, war ein Hardware-Hersteller ganz vorne mit dabei. Das allererste Android-Smartphone stammte 2009 von HTC und trug die Bezeichnung Dream (bzw. T-Mobile G1). Dies brachte HTC nicht nur viel Aufmerksamkeit und einen Platz ganz vorne in den Verkaufscharts, sondern auch eine Klage von Apple ein. Apples Strategie lautete damals, nicht Google direkt zu verklagen, sondern stattdessen Hersteller mit Android-Geräten gerichtlich zu attackieren. Zwei Jahre lang überzogen sich Apple und HTC gegenseitig mit Patentklagen, bis 2012 ein beiderseitiges Lizenzabkommen geschlossen wurde. An die Verkaufserfolge der Anfangsjahre konnte HTC allerdings nicht anschließend, denn sehr schnell räumte Samsung das Feld hochwertiger Android-Geräte auf.
Ein Blick auf die heutige Marktposition zeigt, wie massiv der Niedergang ausfiel. Im Weihnachtsquartal 2017 setzt HTC gerade einmal noch eine halbe Million Mobiltelefone ab, Apples Verkaufszahlen lagen um den Faktor 150 höher. In den meisten Statistiken taucht HTC nicht einmal mehr auf und trotz regelmäßig aktualisierter Produktpalette und durchaus konkurrenzfähiger Geräte ist die Marke aus dem Fokus der Nutzer verschwunden.
Das HTC Dream, der Android-Pionier
Entlassungen und verkaufte AbteilungZwar war HTC für die Produktion der Pixel-Smartphones verantwortlich, Google übernahm das Team allerdings Anfang des Jahres. 2000 Mitarbeiter kamen dadurch zu Google – und HTCs Relevanz als Smartphone-Hersteller schrumpfte weiter. HTC kündigte im Januar an, auf jeden Fall weiterhin auf dem Smartphone-Markt aktiv zu bleiben, wenngleich die Aussichten alles andere als rosig sind. Von den verbliebenen 6400 Mitarbeitern weltweit müssen nun noch einmal mehr als 1500 Angestellte
gehen. HTC betont zwar, die Entlassungen erfolgen im Rahmen einer Umstrukturierung, allerdings liegt es auf der Hand, warum die Maßnahmen erforderlich wurden. Die 1,1 Milliarden Dollar von Google galten als lebenswichtige Geldspritze, denn im Jahresvergleich musste HTC 55 Prozent des Umsatzes einbüßen.
Keine Aussicht auf BesserungEs gibt keine Anzeichen, dass HTC die Trendwende noch einmal schaffen und erneut als einflussreicher Smartphone-Hersteller gelten kann. Die Hoffnungen ruhen nun eher auf dem VR- als auf dem Smartphone-Bereich. Letzterer ist fest in der Hand von Apple, Samsung sowie Huawei – und selbst HTC-Vertreter haben es wohl schwer, einen Grund zu nennen, was HTC-Smartphones wesentlich besser als die Konkurrenz erledigen.