Häufigste Apps unter iOS & Android – Studie will Marktverzerrung durch Vorinstallation belegen
Als Microsoft vor mehr als einem Jahrzehnt den Forderungen nachkam, Nutzer auf die Existenz alternativer Browser hinzuweisen, folgte dies gesetzlichen Vorgaben. Der Gedanke dahinter: Wenn ein Betriebssystem mehr als 90 Prozent Marktanteil auf sich vereint und essenzielle Programme bereits vorinstalliert sind, werden die meisten Nutzer auch auf genau diese setzen. Die Dämmerung des Microsoft Internet Explorers hatte zu jenem Zeitpunkt aber längst ihren Lauf genommen. Besagte Überlegungen stammten aber aus der Zeit, als der Browser aus Redmond von mehr als 95 Prozent der Anwender verwendet wurde.
Monopole innerhalb einer Plattform?Heute werfen Wettbewerbshüter wieder ganz ähnliche Fragen auf, wenngleich sich die Situation deutlich gewandelt hat. So hat zwar nicht mehr der eine Hersteller die Macht über Browser, Mediensoftware und andere Standards – im Falle Apples aber zumindest Kontrolle über eine Plattform mit mehr als einer Milliarde Nutzern. Installiert Apple Programme und Dienste vor, so stellt dies einen massiven Startvorteil dar. Aus diesem Grund wird ernsthaft darüber diskutiert, Apple zu einem Verhalten zu zwingen, welches man einst in Europa vom Microsoft-Urteil kannte: Entweder Verzicht auf mitgelieferte Software oder zumindest Auswahlfenster.
Nutzer verwenden vorinstallierte AppsEine Studie soll
belegen, in welchem Maße Apple und Google die hauseigenen Dienste durch Vorinstallation nach oben hieven. Die von Comscore durchgeführte, jedoch von Facebook bezahlte Untersuchung, stellt eine Rangliste der Apps dar. Zu sehen ist, dass es Apples Apps auf die meisten Nutzer bringen, erst an achter Position findet man mit YouTube einen Drittanbieter. Allerdings ist zu beachten, dass "Telefon", "Kamera" und "Uhr" natürlich ebenfalls in den Charts auftauchen.
Die am häufigsten genutzten 20 Apps weisen eine klare Verteilung nach Hersteller auf – 15x ist es Apple, 5x ein Drittanbieter. Ähnlich sieht es unter Android aus. Dort dominieren natürlich auch Google-Angebote, wenngleich nicht ganz so eindeutig. Dazu trägt unter anderem bei, dass beispielsweise ein Samsung-Smartphone andere vorinstallierte Apps mitbringt. Dennoch erkennt man in beiden Aufstellungen, welchen Startvorteil ein Angebot hat, wird es direkt vom Hersteller ausgeliefert.
Apple kritisiert Darstellung als lückenhaftWas Facebook mit der Studie belegen möchte, ist eindeutig. Die Zahlen sollen einen weiteren Beleg bieten, wie Apple und Google ihre eigene Marktmacht ausnutzt und Konkurrenten kaum eine Chance lässt. Apple hingegen kritisiert besagte Darstellung. Man erhalte einen falschen Eindruck bezüglich des Wettbewerbs im App Store. In jeder Kategorie und App-Gattung gebe es Angebote, die direkt mit Apples eigenen Lösungen konkurrieren. Allerdings stand dieser Punkt auch nicht zur Debatte – Facebook und Comscore belegen lediglich den gut bekannten Fakt, dass die meisten Anwender schlicht zu den Programmen greifen, die sie direkt auf dem Gerät vorfinden. Was jedoch nicht aus den Daten hervorgeht ist die Frage, wie hoch der Anteil jener ist, die sich aus Überzeugung für die jeweiligen Hersteller-Apps entscheiden.