Um das gleich klarzustellen: Dies ist kein "Rant" speziell an Apple, sondern eine allgemeine Unmutsbekundung eines Gelegenheitsreisenden, der den Eindruck hat, Navigations-Apps sind viel dümmer, als sie anno 2021 sein sollten.
Klar: Dumm ist erst mal immer nur der Nutzer vor dem Gerät. Allerdings: Die Aufgabe der Programmierer ist es, die Unzulänglichkeiten der Anwender zu antizipieren und diesen mit intuitiv nutzbaren Produkten zu begegnen. Doch stattdessen werden Navi-Systeme bzw. Karten-Apps seit über 30 Jahren nur mit allen möglichen Features vollgestopft, die zwar cool aussehen (z. B. „
Look Around“), oft aber nur in Ballungszentren oder priorisierten Ländern/Gegenden verfügbar sind, an den Basisproblemen aber nichts ändern.
Gemeint sind nicht nur Apps wie Google Maps und Apples „Karten“, sondern praktisch alle Navigationssysteme, ob in Autos mit „High-Tech-Ausstattung“ oder als externe Lösungen.
Hier ein paar Beispiele:Ein Wochenendausflug ist geplant. Lange Auslandsreisen sind derzeit nicht angesagt, also entdeckt man die eigenen Lande. Ob mit dem Auto, Motorrad, Fahrrad, oder auch nur zu Fuß. Der Weg ist das Ziel! Ich möchte mit dem Auto von meiner Heimatadresse nach Destination XY. Das aber bitte nicht über die Autobahnen, sondern auf einer möglichst schönen Route. Die Zieleingabe bzw. die Routenoptionen in den diversen Navis sind aber in aller Regel nicht auf solche Sonderwünsche ausgerichtet.
Die einfachste Möglichkeit wäre, per Spracheingabe zu sagen:
„Fahr mich nach XY über die landschaftlich schönste Route“. Oder wenn die Gegend einigermaßen bekannt ist und man eine gewisse Vorstellung von der zu fahrenden Route hat:
„Fahr mich über A, B und C nach XY“. Nichts davon ist möglich. In „Karten“ ist es noch nicht einmal möglich, ein bereits berechnete Start-Ziel-Route einfach am Mac mit der Maus oder auf iDevices per Finger zu ziehen und so einen anderen als den vorgeschlagenen Weg zu nehmen. Ok, in manchen Systemen geht das. Etwa in dem auf Google Maps basierenden BMW-Navi mit BMW OS7. Aber die Bedienung ist so umständlich und kontraintuitiv, dass ich es nie nutze.
Logisch und Intuitiv wäre es, nach Eingabe des Zielortes auf der Karte per Maus oder Fingertipp Wegpunkte hinzuzufügen. Wenn überhaupt werden diese nur als „Zwischenziele“ akzeptiert und verlangen beispielsweise nach Angabe eines Straßennamens. Zwar gibt es auch hierfür Navis, bei denen das auf die Eine oder andere Weise möglich ist, aber meist nicht wirklich einfach und komfortabel.
Auch eine „Track-Back“-Funktion vermisse ich in den meisten Apps und Navis. War die gefahrene Route besonders schön, wäre es angenehm, nach dem Aufenthalt am Zielort dem Navi zu sagen:
„Fahr mich auf der selben Route zurück.“ – Träum weiter.
(Zwischenfrage: Warum startet Apple „Karten“ eigentlich immer in der Standard-Ansicht und merkt sich nicht nicht die zuletzt gewählte Ansicht, z. B. Satellit?)
Wo ist die viel beschworene künstliche Intelligenz?Spracheingaben sind das Eine. Zugegeben, in den letzten Jahren wurden die Spracheingabefunktionen der in Automobilen verbauten Navis schon klar verbessert. Wirklich zufriedenstellend ist das jedoch noch lange nicht. Von einfachen Verständnisproblemen (Ich:
„Fahr mich nach Wittensee“ – Auto:
„OK, die Reise geht nach Sittensen.“) bis hin zu den oben schon angesprochenen fehlenden logischen Verknüpfungen: Intelligent ist da gar nichts. Hauptsache, in den Metropolen sind die Gebäude schön in 3D visualisiert. Das ist ja auch viel wichtiger.
Sprachbefehl an Siri:
„Fahr mich über Kappeln und Gelting nach Flensburg.“ Was passiert? Die Route nach Flensburg wird zwar berechnet, führt aber über Autobahnen, weit an der eigentlich gewünschten Strecke vorbei. Auch andere Befehle wie „über Nebenstrecken“ werden schlicht ignoriert. Nachträgliche Anpassung der Route? Als Gelegenheitsnutzer habe ich in „Karten“ bis heute keine Möglichkeit dazu gefunden.
Natürlich gibt es auch ein paar nette Features. Nur leider meist solche, die ich kaum jemals benötige. So brummt mich mein iPhone nach dem Abstellen des Autos an, um mir mitzuteilen, dass der Strandort markiert wurde. So finde ich den fahrbaren Untersatz also auch nach einem massiven Orientierungs- oder gar Gedächtnisverlust wieder. Ein bisschen Glück scheint aber auch hier dazu zu gehören, denn die Meldung kommt längst nicht bei jedem Parkvorgang. Und warum der Standort manchmal (aber nicht immer) auch dann markiert wird, wenn ich das Auto im heimischen Car-Port abstelle, ist mir auch nicht ganz klar.
Noch ein Beispiel für die Abwesenheit jeglicher Intelligenz im Navi – allerdings diesmal aus meinem vorherigen Fahrzeug, einem Audi von 2015. Also technisch noch nicht sooo sehr veraltet:
Auf einer langen Autobahnfahrt geht der Sprit zur Neige. Das Auto schlägt Alarm und fragt, ob eine Tankstelle in der Nähe gesucht werden soll. Ich bestätige. Nach dem Aussuchen eines Autohofes aus der Vorschlagliste fragt das Navi, ob die Adresse als Zwischenziel hinzugefügt werden soll. – Muss ja wohl. Die Zielführung klappt soweit. – Ich tanke und setze die Fahrt fort. Doch das System will mich wieder zur Tankstelle zurück leiten. Leider wurde die Tanksäule nicht als Ziel erkannt. Dazu hätte ich ein paar Meter näher am Gebäude tanken müssen. Ok, was nun? Sprachbefehl:
„Zwischenziel löschen“. – Geht nicht. Inzwischen längst wieder auf der Autobahn fällt mir nichts weiter ein, als die Zielführung ganz zu beenden und mein eigentliches Ziel neu einzugeben.
Intelligent wäre, wenn das Auto/Navi anhand der Route und ggf. auch am Füllstand des Tanks erkannt hätte, dass das Zwischenziel erreicht und die Fahrt fortgesetzt wurde.
Fahrrad- oder Motorradfahrer haben es auch nicht gerade leichter. Weder mit dem iPhone, noch mit speziellen Apps bzw. Navi-Geräten. Es gibt für fast alles Lösungen, die Teilaspekte aus dem langen Forderungskatalog der Anwender erfüllen. Jedoch sind ausgerechnet die Systeme der ganz großen Anbieter, also vor allem Apple und Google, in vielen Fällen eher schlecht als recht für selektive Routenplanung geeignet. Apple ganz besonders, denn die Karten-App ist funktional doch arg limitiert.
Weitere Sprachbefehle, die mein Navi korrekt ausführen sollte:"Zeig mir [auf der Karte] alle Wege, die ich in diesem Jahr [oder jemals] in *Stadt*/*Bundesland* befahren habe."
"Auf welchen Wegen in *Stadt*/*Bundesland* bin ich noch nie unterwegs gewesen?" [Kartenansicht mit markierten Strecken]
"Lösche alle gespeicherten Routen" [Sicherheitsabfrage]
"Wo war ich letztes Jahr im Juli unterwegs?"
"Zeig mir alle Strände mit guten Parkmöglichkeiten im Umkreis von 50 km."
…
Fazit – Weniger Gimmicks, mehr Logik bitte! Bestimmt haben auch Sie von haarsträubenden Erlebnissen mit dumpfbackigen oder einfach nur schlecht zu bedienenden Navigationssystemen zu berichten. Teilen Sie Ihre Storys doch bitte in den Kommentaren.
An Apple & Co. sei hiermit noch mal der Wunsch gesendet, bei der zukünftigen Entwicklung lieber mehr Wert auf logische Konsistenz und Kombinationsgabe der Anwendungen zu setzen. Von A nach B bringen sie uns zwar alle irgendwie, doch das konnten auch schon die Geräte aus den Neunzigern. Heute ist alles viel bunter, dreidimensionaler und manchmal auch hilfreicher, aber noch längst nicht so intelligent, wie die KI-Beschwörer und Glauben machen wollen. – Okay, ich bin dann mal weg…
„Hey Siri: Wo ist mein Auto?“ – Siri:
„Tut mir Leid, ich sehe keine gespeicherte Parkposition“.
*seufz*