Gesichtsscanner ausprobiert: Face ID des iPhone X im Hands-On
Beim iPhone X setzte Apple gleich in mehrerer Hinsicht auf radikale Neuerungen. Aber wohl keine wurde so kontrovers diskutiert wie Face ID - nicht nur weil die Entsperrmethode per Gesichtserkennung ungewohnt ist, sondern auch und vor allem weil Apple dafür auf den etablierten Fingerabdrucksensor Touch ID verzichtete. Bei unserem soeben im Büro angekommen iPhone X (64 GB, Spacegrau) haben wir den biometrischen Sensor einem Alltagstest unter verschiedenen widrigen Bedingungen unterzogen.
Einrichtung und normale BedingungenDas iPhone X akzeptiert genau ein Gesicht für Face ID. Die Einrichtung ist äußerst einfach und erfordert nur ein wenig Nackentraining, damit der TrueDepth-Sensor das Gesicht mehrmals von allen Seiten scannen kann. Das dauerte in unserem Fall etwa zwei Minuten. Danach funktionierte das System verlässlich. Hält man das iPhone vor sich und blickt es an, entsperrt es sich unmittelbar. Die Zeit, die dafür nötig ist, unterscheidet sich kaum von derjenigen, die man früher für das Fingerauflegen per Touch ID brauchte.
Der Winkel, von dem aus man das iPhone anschaut, darf nicht zu groß sein. Ein Blick von der Seite auf das Gerät reicht also nicht zum Entsperren. Ebenfalls funktioniert es nicht, wenn man das Gerät über den eigenen Kopf hält - es muss auf gleicher Höhe oder unterhalb des Kopfes sein. Überraschenderweise verweigert Face ID komplett die Kooperation, wenn man das iPhone X im Landscape-Modus benutzt, es also quer hält.
Bei absoluter Dunkelheit lassen sich der Flood Illuminator und der Dot Projector der TrueDepth-Kamera auch mit bloßem Auge als roter Schimmer wahrnehmen.
Erschwerte BedingungenApple legte Wert darauf, dass Face ID auch dann noch zuverlässig funktioniert, wenn man einen Hut oder eine Sonnenbrille trägt, sich einen Bart wachsen lässt oder schlicht und ergreifend vor sich hin altert. Wir haben noch eine Reihe von weiteren widrigen Bedingungen getestet:
- √ Fettfinger auf der Linse: Face ID funktioniert trotzdem ordnungsgemäß weiter.
- √ Dunkelheit: Kein Unterschied zur Nutzung im Hellen, funktioniert einwandfrei.
- √ Rauchschwaden: Stören den Sensor nicht, funktioniert weiterhin.
- √ Infrarot-Störquellen, z.B. Feuerzeug, Fernbedienung: Keine Störung, Face ID arbeitet weiter.
- X Ein zweites Gesicht: Sobald eine weitere Person näher als 20 cm an das eigene Gesicht herantritt, verweigert das Gerät die Entsperrung.
- √ Motorrad-Mütze: So lange Augen und Nase sichtbar sind, läuft alles. Sobald aber die Nase verdeckt wird, ist Schluss.
- √ Verschiedene Cremes: Selbst übertriebene Anwendung von Sonnencreme und Abdeckcreme verwirrte den Sensor nicht.
- √ Glasscheibe: Der Gesichtsscanner arbeitet auch durch Glas hindurch.
- √ Haare im Gesicht: Kein Problem für Face ID.
- √ Discolicht: Selbst übertriebenes Lichtgeflacker sorgt nicht für Verwirrung.
Sobald Face ID ein Gesicht detektiert hat, es aber nicht zu dem gespeicherten Gesicht passt, gibt die Taptic Engine des iPhone X drei kurze Impulse. Dieses Verhalten ist identisch mit dem Auflegen eines falschen Fingers auf den Touch-ID-Sensor.
AnimojiDie TrueDepth-Kamera ist neben Face ID auch für die von Apple stark beworbene Spielerei Animoji zuständig. Die tatsächliche Mimik des Nutzers wird dabei auf ein bestimmtes Emoji übertragen. Unsere Tests zeigten, dass das Tracking beispielshaft funktioniert und verzögerungsfrei auf die Figur übertragen wird. Allerdings erkennt das System nicht sämtliche Bewegungen: Das Hochziehen einer einzelnen Braue etwa bleibt verborgen.
Diebstahl-anfällig?Eines der häufigsten Bedenken gegen Face ID war die Angst vor ungewollter Entsperrung. Deswegen haben wir hier die Situation durchgespielt, dass jemand das iPhone X entwendet, es dem überraschten Diebstahl-Opfer kurz vors Gesicht hielt und dann schnell abdampfte. Leider hat es genau so funktioniert, dass der Dieb am Ende ein entsperrtes iPhone X in der Hand hielt. Zwar muss das Opfer eine knappe Sekunde lang in den Sensor schauen, aber einem überrascht-überrumpelten Menschen kann das schonmal passieren. Apple wird sich sicherlich noch einmal dazu äußern müssen, wie dieses durchaus nicht unrealistische Szenario umgangen werden kann.