10 Gigabit Ethernet – Wer braucht das eigentlich?Der kalifornische Hersteller Sonnet hat sich auf „Thunderbolt zu PCIe“-Lösungen spezialisiert. Dazu gehören Devices, wie Kartenleser, RAID-Systeme, eGPU-Boxen oder auch Thunderbolt-Speichergeräte, wie das
neulich getestete und sehr überzeugende Fusion SSD-Drive. Ganz neu im Programm ist der Solo 10G-Adapter.
Das Gerät ist für Macs und PCs mit Thunderbolt 3 kompatibel. (Systemvoraussetzung beim Mac: mind. macOS 10.13.3 und ein entsprechender Thunderbolt-3-Anschluss.) Am Mac arbeitet das Solo 10G treiberlos mittels Plug-and-Play und ist Bus-Powered. Es wird also kein externes Netzteil benötigt. Außerdem ist das Solo 10G passiv durch ein mit Rippen bewährtes Alu-Gehäuse gekühlt, das allerdings längst nicht so massiv und hochwertig ausfällt, wie das der Fusion-SSD. Die Größe liegt knapp oberhalb der handelsüblicher 2,5“ USB-Festplatten, womit das Solo 10G deutlich mehr Platz als
herkömmliche USB-Ethernet-Adapter benötigt.
Wie beim Fusion ist auch der Solo-10G-Adapter mit einem ca. 50 cm langen TBT3-Kabel versehen, das im Inneren des Gehäuses per USB-C-Steckverbindung angeschlossen ist. Sollte das Kabel beschädigt sein, oder falls man eine längere Zuleitung benötigt, kann man das Gehäuse leicht aufschrauben und das Kabel tauschen.
Laut Sonnet arbeitet der Adapter mit dem selben 10GbE-Controller-Chip wie im iMac Pro (Aquantia AQC-107S) und bietet somit auch die selben Eigenschaften, wie z.B. (Abwärts-) Kompatibilität mit evtl. bauseits vorhandenen CAT5e-Verkabelungen mit Geschwindigkeiten von 2,5 - 5 Gb/s (NBASE-T-Standard) und Energy-Efficient Ethernet (EEE; 802.3az).
Für 10GBASE-T-Verbindungen werden LAN-Kabel mindestens nach CAT 6 (bis 55 Meter) oder CAT 6A-Standard (bis 100m) benötigt.
Aber wer braucht sowas überhaupt?Die Technik für 10 Gigabit schnelles Ethernet ist nicht wirklich neu. Und es gibt sogar noch schnellere Ethernet-Verbindungen, aber die sind noch „exotischer“ und sollen hier nicht Thema sein. Die berechtigte Frage ist natürlich, warum sich 10GbE nicht längst auf breiter Front durchgesetzt hat.
Die einfache Antwort lautet: Weil es Nachteile hat.
Einer der Hauptkritikpunkte an 10GbE ist, dass es kein Power-over-Ethernet (PoE) unterstützt. Endgeräte müssen daher immer eine eigene Stromversorgung haben. Darüber hinaus ist der eigene Energieverbrauch von 10GbE vergleichsweise hoch, was auch den Umstand erklärt, dass es solche Adapter bus-powered nur für Schnittstellen wie Thunderbolt 3 gibt, die entsprechend hohe Leistung liefern können, und warum eine recht aufwendige Kühlung des Adapters erforderlich ist.
Diese beiden Punkte haben einer schnelleren Verbreitung bisher im Weg gestanden. Und natürlich die höheren Kosten. Außerdem gibt es ein Henne-Ei-Problem, denn es existieren nur wenige (bezahlbare) Router oder Switches, die 10GbE bieten. Also wozu soll man Computer oder Adapter mit 10GbE anbieten, wenn die überwiegend an Routern mit lediglich 1 Gigabit Ethernet-Bandbreite angeschlossen werden?
Eine Einsatzmöglichkeit, die sich langsam durchsetzt, sind NAS (Network Attached Storage) – mit dem lokalen Netzwerk verbundene Massenspeicher. Für die Übertragung großer Datenmengen über das LAN ist das althergebrachte 1GbE (oder noch ältere mit 100 oder gar nur 10Mb/s) denkbar ungeeignet, weil sehr langsam. Inzwischen gibt es daher einige NAS mit 10GbE-Port.
Dummerweise können fast keine Router die darüber mögliche Bandbreite verarbeiten, daher werden solche NAS entweder direkt per 10GbE an den Mac/PC angeschlossen, oder über einen 10GbE-Switch. Über eine zweite LAN-Leitung nimmt das NAS dann Kontakt mit dem Router auf. Damit hat man zumindest eine (relativ) schnelle lokale Direktverbindung, kann die auf den NAS gespeicherten Daten aber trotzdem Online über den Router nuten, wenn auch mit entsprechend geringerer Geschwindigkeit.
Sonnet Solo 10G – FazitDer Sonnet Solo-Adapter empfiehlt sich nicht nur als (einigermaßen) zukunftssichere Lösung für Nutzer kompatibler MacBooks, die gar keinen RJ45-Anschluss haben, sondern beispielsweise auch für iMac-Nutzer, die eine schnellere Ethernet-Verbindung als 1GbE benötigen, oder gar für iMac-Pro-User, die eine
zusätzliche 10GbE-Verbindung brauchen.
Wie ganz am Anfang erwähnt, nutze ich selbst keine 10GbE-Komponenten und kann daher auch keine Leistungstests durchführen. Die eigentlich Funktion des Solo 10G ist aber wie vom Hersteller versprochen: Thunderbolt anschließen, Ethernet anschließen, los geht’s.
Das Gerät überzeugt mit einem robusten Gehäuse und einfacher Anwendung. Wer einen 10GbE-Adapter für Thunderbolt 3 benötigt, dem sei der Sonnet Solo 10G hiermit ans Herz gelegt. Derzeit ist der Adapter bei
Amazon zum Preis von rund 229 Euro gelistet.