Im amerikanischen Technik-Journalismus war AnandTech über 27 Jahre eine Institution. Nun gab Chefredakteur Ryan Smith das Ende bekannt: Fortan erscheinen keine neuen Artikel mehr auf der Website. In seinem Abschiedsbeitrag spannt er den Bogen vom ersten Artikel (Test des AMD K6) zum letzten (Test des AMD Ryzen 9), erinnert sich an wechselvolle Jahre und bedankt sich bei Mitstreitern, Herausgebern und insbesondere den Lesern. Seinen Kollegen im IT-Journalismus gibt er ein paar mahnende Worte auf den Weg.


Als die Website „AnandTech“ ihren ersten Beitrag (immer noch online) veröffentlichte, war der Gründer gerade einmal 14 Jahre alt. Ryan Smith kam acht Jahre später hinzu und übernahm vor zehn Jahren den Posten des Chefredakteurs. Im Rückblick hebt er die komplette Unabhängigkeit der Redaktion hervor: Ein „zynischerer und kontrollierender Herausgeber“ hätte zweifellos Wege gefunden, mehr Geld mit der Seite zu verdienen, aber der resultierende Inhalt wäre nicht mehr AnandTech gewesen. Dafür sei er dankbar, ebenso wie den vielen Lesern, die Artikel verlinkt und geteilt hätten. Die Artikel blieben bis auf Weiteres online, ebenso das Forum, in dem bestehende Nutzer auch weiterhin kommentieren könnten; auch die Moderatoren würden bis auf Weiteres weiterarbeiten. Neue Nutzerkonten ließen sich nun jedoch nicht mehr anlegen.

Gegen die „Kabelfernsehifizierung“ des Web
Abschließend hebt Smith hervor, wogegen sich die Website stets gewehrt hat: aufmerksamkeitsheischender, aber ultimativ hohle Berichterstattung. Ziel der Redaktion sei stets gewesen, Leser mittels qualitativ hochwertigen Inhalten zu informieren und zu bilden. Der Bedarf für solche Inhalte sei unverändert, wenn nicht sogar höher denn je. Er ermutigte seine IT-Journalisten-Kollegen dazu, sich diesen Werten zu verpflichten, um dem Sensationalismus etwas entgegenzusetzen.

Gründer wechselte vor 10 Jahren zu Apple
Vor exakt zehn Jahren verkündete Anand Lal Shimpi nach 17 Jahren als Chefredakteur seinen Abschied von der nach ihm benannten Website. Am darauf folgenden Tag wurde bekannt, was der Grund für seinen Rückzug war: Fortan war er Angestellter bei Apple. Bis heute ist unklar, welche Rolle er dort innehat – sein Linkedin-Profil beschreibt seinen Job lediglich als „Something Fun“.