Seitdem es Computer gibt, sind inkompatible Speicherformate ein Problem. Jedes Betriebssystem kocht sein eigenes Süppchen – Windows nutzt NTFS, Apple stieg 2017 von HFS+ auf
APFS um, und unter Linux nutzen die meisten Anwender eine ext-Version. Für Anwender, die häufig zwischen Betriebssystemen wechseln, stellt dies eine Herausforderung dar: Wer die eigene Dateisammlung an unterschiedlichen Rechnern nutzen und dafür ein transportables Medium verwenden will, muss dem Speichermedium ein universelles Format geben. Die Standard-Boot-Formate des jeweiligen Betriebssystems sind dafür ungeeignet, denn die jeweils anderen Systeme können deren Inhalt bestenfalls lesen, aber nicht (ohne Zusatzsoftware) darauf schreiben. Seit vielen Jahren hat sich das von Microsoft entwickelte ExFAT als kleinster gemeinsamer Nenner etabliert. Windows- und Mac-Betriebssysteme lesen und schreiben auf diesem Format, und seit Kernel-Version 5.4 arbeiten Linux-Distributionen ebenfalls nativ mit ExFAT.
Allerdings häufen sich mit macOS 14 (Sonoma) Berichte von Problemen beim Verwenden externer Laufwerke: USB-Sticks, Festplatten und SSDs werden nicht im Finder angezeigt. Betroffene Anwender versuchen auf eigene Faust, Muster zu erkennen. Was die verschiedenen Berichte bisher vereint: Es scheint nur das aktuelle Betriebssystem zu betreffen (macOS 14.0 bis 14.4). Dabei ist es egal, ob man einen Intel- und Apple-Silicon-Mac verwendet. Externe Medien im Format APFS oder HFS+ verrichten weiterhin problemlos ihre Dienste.
Treiber wechselte vom Kernel in den UserspaceEine mögliche Ursache könnte der Wechsel der Treiberarchitektur sein, den Apple mit dem Upgrade auf macOS 14 vollzog. In den Update-Beschreibungen im Entwicklerforum findet sich folgender
Eintrag unter "File System - New Features":
The implementations of the exfat and msdos file systems on macOS have changed; these file systems are now provided by services running in user-space instead of by kernel extensions. If the application has explicit checks or support for either the exfat or msdos file systems, validate the applications with those file systems and report any issues. (110421802)
Das scheint nachhaltige Fehler für einige Nutzer zu verursachen, wie die Beschwerden im
Apple-Anwendersupport-Forum und auf
Reddit dokumentieren. Teilweise zeigt der Finder die Speichermedien überhaupt nicht an, Andere berichten davon, dass ExFAT-Laufwerke einige Zeit funktionieren, um dann unvermittelt zu verschwinden. Ein Nutzer äußerte die
Vermutung, dass das Problem beim Neustart auftritt: Solange er die ExFAT-Laufwerke vor dem Neustart deaktivierte (Im Finder: Ablage > Auswerfen,
+E), blieben seine Laufwerke nutzbar. Vergaß er dies, waren sie danach unbenutzbar. Er konnte sie danach an einem Windows-Rechner anschließen und von Systemwerkzeugen reparieren lassen – anschließend funktionierten sie auch wieder am Sonoma-Mac.
Kein Problem unter Ventura oder früheren VersionenMancher Nutzer mag geneigt sein, dem Speichermedium die Schuld zu geben, und es formatieren. Dabei gehen jedoch die Daten verloren, und die Chance ist groß, dass das Problem bald wieder auftritt. Einige Nutzer behalfen sich dadurch, dass sie ihren Mac auf macOS 13 downgradeten. Unter Ventura und früher tauchte das Problem nicht mehr auf – ein weiterer Hinweis darauf, dass die Ursache mit den Veränderungen der Treiberarchitektur von macOS 14 zusammenhängt. Apple hat sich bisher nicht öffentlich zu dem Problem geäußert. Doch ist es sehr wahrscheinlich, dass die Ursache nur durch eine Aktualisierung des Betriebssystems behoben werden kann.
Alternative 1: Snapdrop oder LocalSendWer einen Datenspeicher im ExFAT-Format nur für gelegentlichen Datentransfer zwischen den eigenen Geräten nutzt, kann auf plattformunabhängige AirDrop-Alternativen ausweichen.
Snapdrop funktioniert im Browser, also gänzlich ohne Vorbereitung. LocalSend muss man zunächst
installieren, die kostenlosen Apps gibt es für macOS, iOS, Windows, Android und Linux. Beide basieren auf Open-Source-Projekten, entdecken Rechner wie Smartphones in der Nähe und erlauben den anonymen Dateiaustausch im lokalen WLAN über zufällige Benutzernamen.
LocalSend ist eine plattformübergreifende AirDrop-Alternative.
Alternative 2: NetzlaufwerkUm große Datenmengen auf mehreren Rechnern zu nutzen, hilft ein Umweg über ein Zweitgerät. Schließt man das ExFAT-Laufwerk an einen Linux- oder Windows-Rechner an und richtet eine Netzwerkfreigabe ein, läuft der Datentransfer über das Netzwerkprotokoll (SMB, AFP oder NFS). Auch ein Mac mit älterem Betriebssystem kann als Datei-Proxy fungieren. Einige Router bieten ebenfalls eine Netzwerkfreigabe von über USB angeschlossenen Laufwerken an. Das erste Einrichten von Netzfreigaben kostet etwas Zeit und Hirnschmalz. Der Zugriff über das Netz ist auch nicht so schnell wie via USB-Kabel. Für viele Zwecke ist ein Netzlaufwerk ein brauchbarer, ja vielleicht sogar komfortablerer Ersatz für regelmäßiges An- und Abstöpseln eines externen Laufwerks.
Unter macOS 13 (Ventura) findet man die Dateifreigabe in den Einstellungen unter "Allgemein > Teilen > Dateifreigabe".