Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Hat Apple mit voller Absicht FaceTime kaputtgemacht? Gericht weist Klage wegen rechtswidrigen Verhaltens ab

Hat Apple ganz gezielt FaceTime auf älteren iPhones unbrauchbar gemacht, um Nutzer zum Umstieg auf eine aktuelle Generation zu zwingen? Genau mit dieser Frage haben sich seit etwas mehr als zwei Jahren Gerichte zu befassen. Daran lässt sich auch ablesen, dass es nicht um den jüngsten Fall handelt, welcher mit iOS 13.4.1, watchOS 6.2.1 und dem Ergänzungsupdate für macOS 10.15.4 beseitigt wurde. Stattdessen muss man viel weiter zurückblicken, nämlich ins Jahr 2012. Damals ließ Apple ein Zertifikat auslaufen und traf somit die bewusste Entscheidung, FaceTime auf iOS 6 abzuschalten. Als einzigen Lösungsweg nannte Apple damals, man müsse iOS 7 installieren – was aber auf mehreren iPhone-Baureihen und dem ersten iPod Touch nicht möglich war. Den Klägern zufolge müsse Apple die betroffenen Nutzer entschädigen, denn Apple sei rein aus finanziellem Interesse vorgegangen. Ein Blick auf die Hintergründe zeigt, dass man diesen Vorwurf nicht von der Hand weisen kann.


2012: Apple wollte Gebühren sparen
Als FaceTime auf den Markt kam, nutzte Apple zwei verschiedene Arten der Datenübertragung. Dies war zum einen Peer to Peer, zum anderen ein Übermittlungsverfahren über Server von Akamai. Zunächst mussten nur rund fünf bis zehn Prozent der FaceTime-Gespräche über Akamai abgewickelt werden. Allerdings verlor Apple im Jahr 2012 einen wichtigen Patentrechtprozess gegen VirnetX, weswegen komplett auf die Akamai-Lösung gewechselt werden musste. Nun liegt es aber in der Natur der Sache, dass Akamai als CDN (Content Delivery Network) jegliche Nutzung in Rechnung stellt – und die Gebühren für Apple schossen daher in die Höhe. Allein zwischen April und September 2012 musste Apple für FaceTime über 50 Millionen Dollar an Akamai entrichten.

2013: FaceTime wird für Apple günstiger
Apple suchte daher nach Wegen, um die explodierenden Gebühren zu reduzieren. Die Lösung war eine neue Technologie zur Übertragung, erneut Peer-to-Peer-basierend, allerdings ohne patentrechtliche Verstöße. Unter iOS 7 erfolgte die Umstellung auf aktualisierte Verfahren. Problematisch war allerdings, dass iOS 6 diese Methode nicht unterstütze. Im April 2014 kamen dann massenhaft Nutzerbeschwerden auf, FaceTime funktioniere nicht mehr. Apple bestätigte dies und verwies auf das ausgelaufene Zertifikat.

2020: Florida weist die Klage ab
Trotz offenkundig unehrlicher Kommunikationspolitik und einem ebenfalls nachvollziehbaren Sachverhalt entschied ein Gericht in Florida nun aber, die Klage abzuweisen. Die Sachlage sei nicht mehr zeitgemäß, weswegen man die Angelegenheit nicht verfolge. Damit entsteht die etwas kuriose Situation, dass Apple sich mit Nutzern aus Kalifornien außergerichtlich einigen muss, in Florida hingegen nichts zu befürchten hat. Dennoch scheint die Problematik für Apple nun weitgehend ausgestanden sein, größeres Ungemach ist nicht mehr zu befürchten.

Kommentare

~JR15.04.20 10:34
Wenn man es so chronologisch liest, macht es Sinn. Der größere Fehler war vermutlich nicht, das Zertifikat auslaufen zu lassen, sondern die Geheimhaltung.

Wer sich damals wegen der Quietschbunt-Ästhetik gegen Android für ein iPhone entschieden hatte, war in einem kleinen Dilemma.
0
sierkb15.04.20 11:18
Zertifikate als neue, harmlos klingende euphemistische Umschreibung für 10 Jahr lang nicht gezahlte (geprellte) Patent-Lizenzgebühren an VirnetX (und somit geklaute weil unbezahlte Technologie) und einen ebenso lang gedauerten Patentrechtsstreit, den Apple trotz mehrfachen Verlierens immer wieder anfocht und sich stetig weigerte, die verschiedenen gegen sie erwirkten Gerichtsurteile anzuerkennen und zu zahlen. Und deswegen solche Klimmzüge machen musste (zu Lasten der Verbraucher/Nutzer, weil Einschränkung der Funktionalität, deshalb die Verbraucherklagen), um die Patente/Patentverletzungen zu umschiffen. Bis allerletzten Instanz, dem obersten US-Gericht, dem Supreme Court, ging es. Und der gab vor wenigen Tagen nun endgültig abermals VirnetX recht bzw. verweigerte Apple eine letzte Berufung – und Apple musste sich dem nun folgend endgültig fügen und VirnetX eine knappe halbe Milliarde zahlen.
Lieber haben sie FaceTime in seiner Funktionalität eingeschränkt, verkrüppelt und kaputtgefrickelt gehabt (deshalbl im Ergebnis die Verbraucher- und Sammelklagen), um bloß keine Lizenzgebühren an VirnetX zahlen zu müssen – die sie letztendlich jetzt doch zahlen mussten und gezahlt haben.
+4
cfkane15.04.20 11:27
Ja, manchmal ist es widerlich.
Einziger Gewinner: Anwälte.
+3
sierkb15.04.20 11:31
cfkane
Ja, manchmal ist es widerlich.
Einziger Gewinner: Anwälte.

Gier. Profit-Gier. Profit maximieren. Auf Deubel komm' raus, koste es was es wolle, dabei geht man offenbar über Leichen bzw. nimmt Kollateralschäden in Kauf. Zech-Preller. Apples Anwälte handeln nicht im luftleeren Raum und eigenmächtig, sondern auf Weisung und in vollem Wissen und Unterstützung der Apple-Führung.
+8
uuhh15.04.20 12:18
sierkb
Gier. Profit-Gier. Profit maximieren. Auf Deubel komm' raus, koste es was es wolle, dabei geht man offenbar über Leichen bzw. nimmt Kollateralschäden in Kauf.
Gute Beschreibung des Patent-Trolls VirnetX.
+4
sierkb15.04.20 12:31
uuhh
sierkb
Gier. Profit-Gier. Profit maximieren. Auf Deubel komm' raus, koste es was es wolle, dabei geht man offenbar über Leichen bzw. nimmt Kollateralschäden in Kauf.
Gute Beschreibung des Patent-Trolls VirnetX.

Deswegen haben sie auch mehrmals gegen Apple gewonnen und sogar das oberste US-Gericht hat ihnen Recht gegeben und Apple Unrecht. Weil es total substanzlos war und ist, was VirnetX in der Hand hat an Patenten. Deswegen zahlt Apple nun auch. Weil alles total aus der Luft gegriffen war und nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben steht. Aha. Soso. Das sehen diverse Gerichte aber anders, und auch der Supreme Court hat es anders gesehen als Du. Offenbar ist es alles Andere als substanzlose Trollerei gewesen, was VirnetX von Apple da in einem langen zähen Ringen eingefordert und letztlich auch bekommen hat, sondern offenbar sehr berechtigt.

Und was Patent-Trollerei angeht, da ist Apple selber einer gewesen bzw. hat vor ein paar Jahren einen solchen Patent-Troll/NPE (einer der bestätigten größten damals) extra gegründet gehabt namens Rockstar, um mit zuvor von Nortel eingekauften Patenten reihenweise missliebigen Konkurrenten Geld abzupressen und ihnen damit das Leben schwer zu machen.
+1
uuhh15.04.20 12:54
Du hast keine Ahnung, was das Geschäftsmodell von Patent-Trollen ist, oder? Apple kann damit schon mal per definitionem keiner sein, da sie selbst Technologien entwickeln.

Die Frage, ob die Patente eines Patent-Trolls valide sind, ist eine andere - das wurde ja hier gerichtlich geklärt.

Das Geschäftsmodell ist mir trotzdem absolut zuwider, und unterdrückt genug Startups und andere Innovatoren.
-2
sierkb15.04.20 12:57
uhh:

Ich glaube, Du informierst Dich erstmal gründlich, über das worüber wir hier sprechen, informiere Dich mal über das Rockstar Consortium bzw. Rockstar Bidco, was die gemacht haben und welche zentrale Rolle Apple dabei spielte, bevor Du weiter Deine Unkenntnis hier zur Schau stellst und mich hier anblökst…
+3
uuhh15.04.20 12:58
Das gebe ich gerne zurück, und würde Dir das Selbe raten.
-1
sierkb15.04.20 13:00
uuhh
Das gebe ich gerne zurück, und würde Dir das Selbe raten.

Ich kann Dich sofort mit entsprechenden Infos zuscheißen, die das belegen, was ich gesagt bzw. angedeutet habe, wenn Du es drauf anlegst und drum bettelst, es ist alles öffentlich mehrfach dokumentiert und drüber berichtet worden, sogar ein eigener Wikipedia-Eintrag existiert dazu.
Aber vielleicht kommst Du ja auch alleine drauf, kriegst es auch alleine raus.
Apple ist diesbzgl. alles Andere als jemand mit einer weißen Weste.
Und wenn sie gegen VirnetX verloren haben, dann mit Recht, und es hat keinen Unschuldigen getroffen, eher im Gegenteil, Apple ist diesbzgl. sogar Wiederholungstäter und notorischer Zech-Preller, seit Jahren immer wieder, die Auseinandersetzung mit VirnetX ist ja leider kein Einzelfall, das Ganze hat bei Apple offenbar Methode.
+1
uuhh15.04.20 13:08
Ach, lass mal. Ich beschäftige mich auch erst seit 30 Jahren beruflich mit IP, da kann ich Dir allwissendem sierkb nicht das Wasser reichen.

(Da man Dir auf dieser Site nicht aus dem Weg gehen kann, verabschiede ich mich jetzt auch einfach mal hier )
-1
sierkb15.04.20 13:13
30 Jahre sind kein Maßstab – es gibt gute Leute, und es gibt schlechte Leute.
Zudem: Papier ist geduldig, behaupten kann man viel, erst recht anonym unter Pseudonym. Was ich aber obig gesagt habe, ist mehrfach dokumentiert und nachprüfbar. Wenn Du davon offenbar nix weißt oder nicht davon wissen willst, kann ich nix dafür, es ändert nix an den einsehbaren weil öffentlich dokumentierten Tatsachen und Fakten.

+1
sierkb15.04.20 13:33
[OT]
uuhh
Du hast keine Ahnung, was das Geschäftsmodell von Patent-Trollen ist, oder? Apple kann damit schon mal per definitionem keiner sein, da sie selbst Technologien entwickeln.

OSNews (18.04.2014): Judge confirms link between Apple and patent troll Rockstar

ars technica (18.04.2014): Google wins a game of “Escape from East Texas,” linking Rockstar to Apple
Judge: Patent troll "advances Apple's interest," must fight Google in California.

Business Insider (25.11.2012): Tech's 8 Most Fearsome 'Patent Trolls'
Business Insider
[…]
3. Rockstar Consortium LLC
U.S. patents and patent applications estimated by PatentFreedom: 3,428

What we know about the company: Rockstar appears to be a different beast from other NPEs.

It's funded by tech giants including Apple and Microsoft to scrutinize successful products to see if they infringe thousands of patents, according to a May article in Wired.
That article noted that "some knock Rockstar as a straight-up patent troll."
Rockstar did not immediately respond to Business Insider's request for comment.
[…]

techdirt (23.05.2012): Apple And Microsoft Behind Patent Troll Armed With Thousands Of Nortel Patents

Wired (21.05.2012): How Apple and Microsoft Armed 4,000 Patent Warheads

Wikipedia (en): Rockstar Consortium
Wikipedia
[…]
In 2012, Business Insider listed Rockstar as number 3 on its list of the 8 most fearsome patent trolls in industry. Wired magazine notes that some call them a "straight-up patent troll".

In October 2013, Rockstar had initiated legal action against eight companies, including Google, Huawei and Samsung, as well as other makers of Android phones including Asustek, HTC, LG Electronics, Pantech, and ZTE.

In December 2013, Google initiated legal action against Rockstar, with a countersuit filed in San Jose, California.

In November 2014, it was reported that Rockstar and Google had come to a settlement.

In December 2014, Rockstar agreed to sell 4000 of its patents to RPX Corporation, a defensive patent aggregator.
[…]

[/OT]
+2
MikeMuc15.04.20 17:32
Ist es unterm Strich am Ende nun für Apple günstiger gewesen, „die Zeche zu prellen“ und für Ärger bei den eigenen Kunden gesorgt zu haben oder „hat es sich dennoch“ gelohnt?
0
MacBlack
MacBlack16.04.20 02:19
Fenvarien
Die Sachlage sei nicht mehr zeitgemäß, weswegen man die Angelegenheit nicht verfolge.

Verstehe ich das richtig? Das Gericht in Florida hat die Klage abgewiesen, nicht weil sie unbegründet ist, sondern weil es inzwischen kaum noch Geräte mit iOS 6 gibt?
+1

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.