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"Heimliche" Werbebuchungen – Apple nimmt Stellung

Am Wochenende kam ein Bericht auf, wonach Apple angeblich "heimlich" Werbung im Namen von Drittanbietern schaltet. So hieß es, Apple wähle gezielt Anbieter aus, deren Dienste sowohl über den App Store als auch über eigene Shopsysteme verfügbar sind. Das Ziel laute, Kunden von der Herstellerseite fernzuhalten, in den App Store zu lotsen, wo Apple dann wiederum 30 Prozent Provision erhält. Man kann sich allerdings darüber streiten, inwiefern hier tatsächlich Schaden für Anbieter entsteht. Einerseits bietet Apple natürlich gezielt auf Keywords kaufinteressierter Nutzer – ein gewisser Teil dürfte daher tatsächlich vom hauseigenen Store hin zum App Store wechseln – andererseits bedeuten die Maßnahmen aber auch zusätzliches Marketing.


Apples Stellungnahme: Nichts ist heimlich
Apple hat nun zu den Berichten Stellung genommen und erklärt, dass man nicht von "Heimlichkeit" sprechen könne. Man kommuniziere regelmäßig mit Entwicklern bezüglich Werbekampagnen, diese zeigten sich normalerweise sehr dankbar und aufgeschlossen. Derzeit umfassen die Schaltungen Apps von rund 100 Anbietern, darunter beispielsweise Google, YouTube, TikTok, Snapchat und Twitter. Man sehe der Werbung den Ursprung an, diese seien klar als "App Store" gekennzeichnet. Man verhalte sich zudem kaum anders als herkömmliche Ladengeschäfte, welche ebenfalls bestimmte Drittanbieter-Produkte mit eigenen Kampagnen bewerben. Im Jahr 2020 habe Apple durch verschiedene Werbemaßnahmen (E-Mail, Social Media, Bannerschaltung) 70 Milliarden Impressions für Drittanbieter erzielt und diesen somit hohe Sichtbarkeit beschert.

Was einige Entwickler stört
Die im Forbes-Bericht zitierten, kritischen Stimmen, stören sich jedoch an verschiedenen Punkten. Einerseits gehe Apples Vorgehen zulasten der eigenen Marge, andererseits fehle der direkte Kundenkontakt. Dieser entstehe oft erst durch Beschwerden von Nutzern, wenn beispielsweise das Abo nicht funktioniert – was hingegen beim Kauf im App Store nicht in der Verantwortung des App-Anbieters liegt. Gleichzeitig wähle Apple meist Angebote aus, die ohnehin schon sehr gut laufen und zusätzliche Markenbekanntheit nicht benötigen – anstatt kleinere Hersteller zu unterstützen. Zudem melden mehrere Entwickler, keinesfalls mit Apple bezüglich der Anzeigen kommuniziert zu haben.

Kommentare

Dunkelbier16.11.21 10:14
Eieiei. Doch kein "Ad-Gate". So ein Pech aber auch.
+4
Mecki
Mecki16.11.21 11:34
Schönes Beispiel für: Man kann es keinen Recht machen.
Einerseits gehe Apples Vorgehen zulasten der eigenen Marge, andererseits fehle der direkte Kundenkontakt.
"Wir sind verärgert, weil Apple Werbung für uns schaltet!"

Gleichzeitig wähle Apple meist Angebote aus, die ohnehin schon sehr gut laufen und zusätzliche Markenbekanntheit nicht benötigen – anstatt kleinere Hersteller zu unterstützen.
"Wir sind verärgert, weil Apple keine Werbung für uns schaltet!"


Man muss den AppStore und das Ökosystem mal von einer anderen Perspektive aus sehen:

Apple wollte kein SmartPhone, für das jeder Software anbieten kann. Apple wollte alle Software selber anbieten und ansonsten sollten Entwickler Web Apps schreiben, so war der ursprüngliche Plan. Apple hat das iPhone nur aufgrund von massiven Protesten aus der Entwicklergemeinde für Drittsoftware geöffnet, alleine diese Tatsache wird von den meisten in den ganzen Diskussionen verschwiegen.

Also gut, Apple entscheidet sich, Entwickler auf das iPhone zu lassen, aber stellt eben Bedingungen: Wenn ihr da schon drauf dürft, dann müssen eure Apps genauso hochwertig, sicher, familienfreundlich, usw. sein, wie Apps, die wir auch angeboten hätten, denn wir wollen nicht, das ihr unser schönes Ökosystem zerstört, so wie jedes Ökosystem der Welt bisher von Menschen zerstört wurde, wenn man ihnen freie Hand gelassen hat. Und so sind die AppStore Regeln entstanden und daher gibt es eine Review-Prozess und daher muss es eine AppStore Zwang geben, weil ohne kann man nichts davon durchsetzen. Denn wenn Apple jemanden da drauf lässt, was sie nicht tun müssen, dann eben nur zu ihren Bedingungen.

Aber dann stand die Frage der Kommerzialisierung im Raum. Wenn Kunden etwas kaufen, dass muss dieser Kauf genauso einfach und sicher sein, wie wenn sie sonst bei Apple kaufen. Das ist nur dann zu erreichen, wenn der Kauf über Apple abgewickelt wird, also muss der Kauf über Apple erfolgen. Und dann sagt sich Apple: Also wenn jemand Geld dadurch verdient, dass wir ihn auf unsere Plattform lassen, dann sollten wir auch am Verdienst beteiligt werden. Damit finanzieren wir dann auch den Store, den Review, die Dienste, die API Entwicklung, usw. Und was ist mit Freeware? Hmmm ... stimmt, an der verdienen wir rein gar nichts. Okay, dann muss eben jeder einen Entwickler Account für $99 pro Jahr haben und ansonsten müssen halt die verkaufsstarken kommerziellen App die Freeware querfinanzieren, das wird schon hinhauen.

Soweit so gut. Das ist ein super Angebot für jeden kleinen Entwickler, der einfach seine App dort anbieten und etwas Geld nebenher verdienen will und für genau diese Kundenkreis war das ganze Angebot primär auch ausgelegt gewesen. Doch jetzt kommen auf einmal die großen Multi-Milliarden-Dollarkonzerne und wie überall sonst auch, wollen die eine bevorzugte Behandlung, denn sie sind groß und mächtig und kann ja nicht sein, das für sie die gleichen Regeln wie für den Rest der Welt gelten. Tun sie ja bei Steuern auch nicht. Oder Arbeitsrecht. Oder Umweltrecht. Oder ... ihr wisst was ich meine. Die brauchen kein Apple, die wollen sich nichts vorschreiben lassen, die wollen vollen Zugriff und das Ökosystem komplett unter ihre Kontrolle bekommen oder falls nicht möglich, maximal ausschlachten, bevor sie es komplett zerstört haben und weiterziehen, wie die Wanderheuschrecken in Afrika.

Stellt euch das so vor: Valve hätte damals in Half Life (2) einen Store für alle die Modder eingebaut, über die Modder ihre Mods hätten anbieten können. Die meisten Mods wären kostenlos gewesen, aber ein paar hätten auch Geld gekostet. Natürlich hätte Valve vom Verdienst was abhaben wollen. Und ggf. hätte Valve auch gesagt "Wir wollen die Mods vorher bitte reviewen, denn wir wollen nicht jeden Dreck in unseren Mod-Store haben. Folglich müssen die Mods sich an bestimmte Regeln halten." Und das wäre für alle die kleinen Modder okay gewesen, jeder war damit zufrieden und dank diesen Inline-Store konnten sie ihre coolen Mods eine Millionenpublikum präsentieren, die sonst nie etwas davon erfahren hätten.

Aber dann kommt auf einmal ein Gigant wie Electronic Arts und die Ecke und sagt "Hey, das ist so ein gutes Geschäft, wir wollen auch Mods anbieten. Große Mods, auf professionellen Niveau, weil wir wollen auch was vom Kuchen abhaben." Nur für EA passt das gar nicht, dass Valve die Regeln bestimmt, was Mods tun dürfen und was nicht und EA sieht auch gar nicht ein, das Valve was von deren Umsätzen abbekommt. Ich meine, warum hat denn EA den EA Store gegründet, den sie heute unter der Marke Origin betreiben (die sie 1992 durch den Kauf von Origin Systems erworben haben)? Das haben sie deswegen gemacht, damit sie nicht über Steam gehen müssen und Valve nichts von ihren Umsätzen bekommt und sie sich den Regeln von Valve nicht fügen müssen.

Und um nichts weiter als das dreht sich der Streit zwischen Apple und Epic. Die großen Konzerne sind unzufrieden mit einem System, das auf kleine Entwickler bzw. kleine Unternehmen ausgerichtet ist, sei wollen ihre Sonderwurst haben, es muss nach ihre Regeln laufen und Umsätze abgeben geht halt gar nicht, alles meins, meins, meins. Natürlich wollen sie das Ökosystem nutzen, aber sie wollen es nicht finanzieren, sie wollen es ausschlachten, so wie Bergbaufirmen Bodenschätze ausschlachten, wo dann der Sack für $200 verkauft wird, die Arbeiter, die dessen Inhalt unter Einsatz ihres Lebens abgebaut haben bekommen davon zusammen $2, die sie sich teilen dürfen. So läuft das. 30% an die Arbeiter abtreten, ohne die es nichts davon geben würde, ich lach mich tot! Und wenn Apple dabei vor die Hunde gehen würde, wenn das iPhone dann nicht mehr profitable wäre (nicht sehr wahrscheinlich, aber nur mal angenommen das wäre der Fall), egal! Dann machen wir halt nur noch Software für Android oder nur noch für PC, es gibt immer andere Ökosysteme, die man weiter ausschlachten kann, wenn man das eine zu Fall gebracht hat, nicht deren Problem.
+19
Hitman16.11.21 12:47
Mecki 👍👍
Genau so ist es und wer wird nicht gefragt , der Apple Kunde .
Wer sollte nicht gefragt werden und sich einfach da raushalten , die Politk. Machen eh nur Bockmist , sieht man ja jeden Tag. ( Corona , Umwelt usw. )
-6
TerenceHill
TerenceHill16.11.21 13:46
Mecki, Du hast es perfekt auf den Punkt gebracht. 🤩
+3
KingBradley
KingBradley16.11.21 15:05
Ich nehme mal an Apple bewirbt nicht Amazon Prime, Netflix oder Spotify. Oder?

Das ist wohl das Problem:
Apple hat mehr Interesse gut laufende Apps mit Abos zu pushen die Ihnen genehm sind, als eine nicht so bekannte App und dann noch, Gott bewahre, ohne Abo

Diese Schaltung von Werbung ist schon extrem verzerrend und geht auf Lasten der kleinen Entwickler.

Theoretisch könnte man das ganze auch strategisch einsetzen. Fantasie Modus an:

Man schaltet Werbung für die Konkurrenz einer App die man übernehmen möchte.
Danach geht man hin:
Na, läuft nicht so gut bei euch mit neuer Kundschaft…
+1
j-bee
j-bee17.11.21 06:05
Sehr gut beschrieben, Mecki, alles auf den Punkt gebracht. Bei der Kritik am AppSture und Apple's Konditionen bzw. Provision verblüfft mich immer wieder, dass offensichtlich übersehen wird, wie Handel generell funktioniert. Alle Marktteilnehmer zwischen Hersteller/Erzeuger und Endkunde stellen einen Preis für ihre Dienste in Rechnung. Im Buchhandel sind Margen zwischen 40 und 50% für den Handel völlig normal, egal ob der stationäre Bucheinzel- bzw. -großhandel oder Plattformen wie Tolino, Amazon & Co beteiligt sind. Im Textilbereich gibt es Margen von teils mehreren hundert Prozent. Von der Gastronomie gar nicht zu reden … So zu tun, als dürfe das für den Handel mit Software nicht gelten, ist … ja, was eigentlich?
+3
Nebula
Nebula18.11.21 01:48
Gibt's Belege dafür, dass Apple tatsächlich nie geplant hatte, Entwickler nativ auf das Gerät zu lassen? Nur weil Apple in der ersten Version noch nicht so weit war, heißt das ja nicht, dass es nicht von Anfang an in Arbeit war.

Apple hatte immer auch erfolgreiche Entwickler gefeiert, die plötzlich davon ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Auch sonst betonen sie gerne, wie viele Arbeitsplätze sie indirekt durch ihr Ökosystem schaffen. Hobby-Entwickler wurden nie groß ins Rampenlicht, nur junge Entwickler:innen mit großartigen Apps und offensichtlich Potenzial für Fulltime-Jobs.
»Wir werden alle sterben« – Albert Einstein
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