T+A PA 2500 R – Praxis und KlangDie technischen Daten und der Funktionsumfang des PA 2500 R sind über jeden Zweifel erhaben. Doch wie heißt es so schön? Papier ist geduldig. Allzu oft habe ich es schon erlebt, dass Komponenten mit überzeugender Beschreibung in der Praxis mit lästigen Eigenschaften genervt haben, die in keiner Broschüre stehen: Rauschende Lüfter, brummende oder zirpende Netzteile, knacken bei Umschaltvorgängen, zu hohes Grundrauschen, unpraktische Bedienung und andere Abtörner zeigen sich oft erst im Betrieb, und dann manchmal erst nach Tagen oder Wochen der Nutzung.
Zu meiner großen Erleichterung leistet sich der T+A keine Patzer. Ein paar Kleinigkeiten sind mir zwar aufgefallen, die ich persönlich anders gelöst hätte, wenn ich der Entwickler wäre. Aber zum Glück ist nichts davon ein Deal-Breaker. Ein Beispiel: Über die Fernbedienungstaste mit dem Lautsprechersymbol (über der Lautsprecherwippe) können die Lautsprecherausgänge abgeschaltet werden (Mute) und zwischen A, B und A+B umgeschaltet werden. Ein kurzer Druck auf die Taste schaltet die Ausgänge nacheinander um: A > A+B > B. Ein langer Druck auf die Taste aktiviert die Stummschaltung. (Zum Aufheben der Stummschaltung reicht ein kurzer Druck.) Ich hätte es genau anders herum gemacht, sodass ein kurzer Druck die Stummschaltung aktiviert, weil dies in meiner Praxis viel häufiger vorkommt. Wäre schön, wenn man dieses Verhalten per Menü ändern könnte.
Für mich nicht entscheidend, für andere vielleicht schon: Der PA 2500 R besitzt keinen dedizierten Subwoofer-Ausgang mit eigener Frequenzweiche. Wer Basswürfel anschließen will, kann dies aber trotzdem über Speaker-Level-Verbindung oder über den Pre-Out des PA 2500 R tun. Einzige Voraussetzung ist dann, dass der Sub eine eigene Tiefpass-Weiche hat, was bei den meisten Modellen der Fall ist.
Das war’s dann aber schon mit meiner kleinlichen Suche nach Kritikpunkten. Viel entscheidender ist, dass der im Gerät eingebaute Lüfter tatsächlich nur bei hoher Last/Temperatur anspringt und damit in der Regel nie zu hören sein dürfte. Ich zumindest habe ihn bislang nie laufen hören, auch nicht nach einer guten Stunde Musikgenus mit hohem Pegel (VU Meter schlägt bis etwa 100 W aus). Der Lüfter ist also nur als Rettungsanker für Notfälle vorhanden.
Und das Netzteil? Absolut mucksmäuschenstill! Es ist sogar leiser als das Display, das einen sehr leises Summen emittiert, was aber nur mit dem Ohr direkt an Gehäuse vernehmbar ist. Wem selbst das nicht geheuer ist, der kann das Display ganz abschalten oder auf automatische Abschaltung einstellen. Aber ich als hypersensibler Störgeräusch-Phobiker kann ihnen versichern, dass der PA 2500 R in Bezug auf Eigengeräusche einer der leisesten Amps ist, die mir jemals untergekommen sind.
Auch in Sachen Bedienung ist der T+A-Amp absolut vorbildlich. Alles ist wunderbar unkompliziert, logisch und auch haptisch überzeugend. So verfügt der Dreh/Drückregler an der Front über eine satte, verbindliche Rasterung für je einen Lautstärkeschritt und die Tasten am Gerät haben einen klaren, unmissverständlichen Druckpunkt. Fast alle Aktionen werden dabei akustisch durch Relais-Klicken begleitet.
An der Rückseite glänzt der PA 2500 R mit hochwertigen, in der Rückwand verschraubten Cinch- und XLR-Buchsen, sowie exzellenten Lautsprecherterminals. Allesamt perfekt übersichtlich und mit ausreichend Abstand zueinander angeordnet. Löblich ist auch, dass T+A die Netzphase an der Kaltgerätebuchse klar kennzeichnet, wie es sich gehört. Warum das bei anderen High-End-Anbietern nicht längst Standard ist, erschließt sich mir nicht.
MUSIK hören mit dem PA 2500 RDie Oper ist erst vorbei, wenn die dicke Frau singt. Und die ganze Story des PA 2500 R ist erst dann vollständig, wenn man ihn hat Musik spielen hören. Der T+A hat meine diesbezüglichen Erwartungen nicht einfach erfüllt, sondern bei weitem übertroffen.
Logisch, dass sich das Herforder Blockkraftwerk mit dem Pariser Flachdach-Reaktor von Devialet messen musste. Doch zu einem Kopf-an-Kopf-Duell kam es erst gar nicht. Schon nach wenigen Takten war klar, dass beide Amps mit einer ähnlichen Grundeinstellung an die Sache herangehen: Äußerst klar, neutral, dabei zupackend und antrittsschnell. Dem T+A gelingt all das aber viel müheloser und souveräner. So wie ein guter Dirigent sein Orchester mit nur leichten Taktstockbewegungen im Griff hat, oder ein Top-Rennfahrer seinen Boliden mit sanft fließenden statt ruckartigen Lenkbewegungen stets auf der Ideallinie hält. Eine solche Kombination aus Gelassenheit und Kontrolle hätte ich nie vom einem Vollverstärker dieser Preisklasse erwartet, sondern höchstens von deutlich teureren Röhren oder Rein-Class-A-Boliden mit gigantischer Netzversorgung und absurdem Stromverbrauch.
In der Ruhe liegt die Kraft. – Noch so’n Spruch! Aber wieder mal zutreffend. Den PA 2500 R zeichnet eben diese Fähigkeit aus, sich selbst total in den Hintergrund zu stellen und der Musik freien Lauf zu lassen. Tiefreichende, sauber konturierte Bässe, feinste Stimmen- und Instrumentenabbildung und glasklare, fein ziselierte Höhen, die niemals aufs Trommelfell drücken, das beherrscht der T+A mit an Perfektion grenzender Brillanz.
Dabei habe ich für den Vergleich mit dem digitalen Devialet am PA 2500 R nicht etwa einen Ultra-teuren DAC verwendet, sondern den Meridian Explorer² (250 Euro,
Amazon) und Audirvana auf dem Mac als Zuspieler für beide. Die DACs waren per USB am
letzte Woche getesteten iFi Audio micro iUSB 3.0 angeschlossen.
Einen Pluspunkt kann der Devialet aber für sich verbuchen. Mit seinem „Speaker Active Management“ (SAM), das den Verstärker an die jeweiligen elektrischen Eigenschaften der extra dafür eingemessenen Lautsprecher anpasst, ist er zumindest bei geringen Lautstärken dem T+A in Sachen gehörrichtiger Lautstärkekorrektur (Loudness) überlegen. Ja, leicht abwertend ausgedrückt könnte man Devialets SAM als „bessere Loudness-Schaltung“ bezeichnen. Aber die funktioniert wirklich gut und ist der analogen Frequenzgangkorrektur des T+A in ihrer Wirkung leicht voraus. Zum Glück macht sich das nicht in dramatischer Weise bemerkbar und bei höheren Pegeln schon gar nicht. Da wirkt die FLAT-Einstellung des T+A einfach um Längen natürlicher.
Wenn man bedenkt, dass der PA 2500 R um mehrere tausend Euro günstiger ist, als der (in dieser Form nicht mehr erhältliche) Devialet D250 und diesen selbst mit einem 250-Euro-DAC distanzieren kann, ist das ein gewaltiger Fortschritt in der Verstärkertechnik. Noch vor etwa 7 Jahren, als der Devialet auf den Markt kam, hatte der kaum Konkurrenz von Vollverstärkern im vierstelligen Preisbereich zu fürchten. Aber diese Zeiten sind spätestens mit dem PA 2500 R vorbei.