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High-End vor 25 Jahren: Mac OS auf dem Radius System 100 – der erste offizielle Macintosh-Clone

Nur mit einigen Mühen ist es möglich, macOS auf einem Computer zu betreiben, der nicht von Apple stammt. Zwar gibt es in technik-affinen Kreisen nicht wenige Nutzer, die einen solchen "Hacintosh" betreiben, für die meisten Normalanwender stellt sich die Frage bezüglich des Hardware-Herstellers aber gar nicht erst. Vor 25 Jahren begann eine Ära bei Apple, in der man sehr wohl vor der Entscheidung stand, auf welchem Computer man gerne Mac OS ausführen möchte. Ende März 1995 erschien der erste offizielle Macintosh-Clone mit der Bezeichnung "System 100". Erwerben konnte man diesen von einem Anbieter namens Radius. Als das Produkt auf den Markt kam, herrschte in der Apple-Welt noch Hochstimmung, denn das Radius System 100 sprach den High-End-Markt an und erweiterte damit das Spektrum an Computern mit Mac OS.


High-End blieb Ausnahme
Apples Hoffnung lautete damals, durch Lizenzierung von Mac OS den Marktanteil ausbauen zu können. Sehr schnell zeigte sich aber, dass der Schuss nach hinten losging. Die meisten Hersteller konzentrierten sich nicht auf Hochleistungs-Systeme, sondern unterboten Apple preislich teils deutlich. Oft war es schlicht nicht mehr sinnvoll, einen Mac zu kaufen, wenn der Macintosh-Clone dieselbe Ausstattung für einen maßgeblich niedrigeren Kaufpreis bot. Für Apple trat damit der ungünstigste Fall ein, denn zugunsten der geringen Lizenzgebühren gingen die Mac-Verkaufszahlen und somit der Umsatz stark zurück.


High-End im Jahr 1995

State of the Art – 1995
Das System 100 kostete hingegen 12.495 Dollar, inflationsbereinigt entspricht dies heute rund 20.000 Dollar. Dafür erhielt man für das Jahr 1995 beeindruckende Technologie. Der 601-Prozessor (PowerPC) taktete mit 110 MHz, außerdem bot der Clone satte 72 MB Arbeitsspeicher, eine 2 GB große Festplatte, konnte 1600x1200 Pixel Auflösung bereitstellen – und wurde mit Adobe Photoshop ausgestattet. Derlei Hardware sollte indes eher die Ausnahme sein, wie die Geschichte lehrt.

Auch Radius blieb dem Clone-Geschäft nicht einmal ein Jahr lang treu. Lange bevor Steve Jobs durch einen Trick den Stecker für Clone-Hersteller zog (siehe diese Meldung ), verkaufte Radius die eigene Lizenz an Umax Data Systems. Damit blieb die System-Reihe eine interessante Episode in der Geschichte von Mac OS – allerdings auch eine, die ziemlich in Vergessenheit geraten ist.

Kommentare

Retrax27.03.20 14:33
Hintergrund:
Keine Ahnung über Clones und MacOS Classic (Erst seit Panther dabei).

Frage:
1. Waren die Clones wirklich 100% kompatibel zu den Original-Macs oder kam es zu Inkompatibilitäten und Willkürlichkeiten?

2. Hat Apple damals den 2-3 Clone Herstellern alles - wirklich alles - offen gelegt um einen Macintosh ohne Macintosh im Namen herzustellen?
Lief die Herstellung in den gleichen Fabriken wie bei den Original-Macs? Damals hat Apple ja noch mehr in den USA produziert. Erst mit Cook kam dann die Ausweitung / Umstellung in den asiatischen Raum.

3. Gab es von Apple bestimmte Vorgaben. Also Tastatur muss "Apple-Taste" haben. Oder der Mac-Clone muss "x Serial / Parallel" Anschlüsse haben?
0
Kronar (back)27.03.20 14:49
Also zu Deinen Fragen:

1. Ja, waren sie, es gabe ein Referenzdesign für das Motherboard, ich hatte damals einen Gravis MT 200 , der war schnell und gut. Ja, wurde damals tatsächlich von Gravis vertrieben...allerdings von Umax gebaut..

2. Wie gesagt es gab ein Referenzdesign mit Original Roms. Die Hersteller (Motorola, Umax, Radius,...) bauten auf dieser Hauptplatine den Rechner auf.

3. Auch hier, das Referenzdesign brachte ADB, Serial, SCSI etc. mit. Die Neuerung gegenüber Apple war ein interner IDE Port. Die gleiche Platine hat Apple im übrigen dann beim PowerMac 4400 selbst genutzt.
+7
macparc
macparc27.03.20 14:56
Retrax
Hintergrund:
Keine Ahnung über Clones und MacOS Classic (Erst seit Panther dabei).

Frage:
1. Waren die Clones wirklich 100% kompatibel zu den Original-Macs oder kam es zu Inkompatibilitäten und Willkürlichkeiten?

2. Hat Apple damals den 2-3 Clone Herstellern alles - wirklich alles - offen gelegt um einen Macintosh ohne Macintosh im Namen herzustellen?
Lief die Herstellung in den gleichen Fabriken wie bei den Original-Macs? Damals hat Apple ja noch mehr in den USA produziert. Erst mit Cook kam dann die Ausweitung / Umstellung in den asiatischen Raum.

3. Gab es von Apple bestimmte Vorgaben. Also Tastatur muss "Apple-Taste" haben. Oder der Mac-Clone muss "x Serial / Parallel" Anschlüsse haben?


Zu 1) Ja, es gab keine Inkompatibilitäten.

Zu 2) Es waren fast drei Dutzend Hersteller, welche Mac-Clones selber (in ihren jeweiligen Fabriken) bauten und verkauften, darunter bekanntere Namen wie Gravis (Rebranded Umax-Clones *afair*), Motorola, Pioneer und Umax; s.a. Liste von Mac-Clones.

Zu 3) Die Hersteller lieferten m.W. auch passende Tastaturen dazu, auf der Befehlstaste (cmd) war jedoch nicht der Apfel aufgedruckt, sondern "nur" das Symbol, welches sich heute auf der Befehlstaste befindet (⌘); natürlich konnte man auch eine Apple-Tastatur oder eine kompatible Dritthersteller-Tastatur daran anschliessen.
Die Clones verfügten auch über die damals üblichen Apple-Anschlüsse wie ADB (Apple Desktop Bus für Maus und Tastatur) oder serielle Anschlüsse (für Drucker, Modems), gespart wurde häufig, indem keine SCSI-Schnittstelle geliefert wurde.
+11
killermac127.03.20 19:24
Das ging wirklich gut und war weit günstiger. Ich hatte den Umax Pulsar S900 https://everymac.com/systems/umax/s900/supermac_s900_250dp.h tml

Richtig schnelles Teil.

VG
0
piik
piik27.03.20 20:37
killermac1
Das ging wirklich gut und war weit günstiger. Ich hatte den Umax Pulsar S900 https://everymac.com/systems/umax/s900/supermac_s900_250dp.h tml

Richtig schnelles Teil.

VG
metoo
-1
becreart27.03.20 22:11
Wir hatten den Macintosh PowerPC 7800
0
Jeronimo
Jeronimo28.03.20 13:32
becreart
Wir hatten den Macintosh PowerPC 7800

Das wage ich zu bezweifeln.
+3
Thyl28.03.20 14:34
schon damals fand ich, dass die Clonehersteller recht langweilig waren, weil sie eben nur Clones machten. Vermutlich hatte sich Apple eine größere Produktvielfalt versprochen, zB Server oder kompaktere Systeme, solche Sachen halt.
0
gfhfkgfhfk28.03.20 14:42
Retrax
Frage:
1. Waren die Clones wirklich 100% kompatibel zu den Original-Macs oder kam es zu Inkompatibilitäten und Willkürlichkeiten?
Im großen ganzen ja. Der Umax S900 hatte eine kleine Abweichung, so dass nicht jede PCI Karte in ihm funktionierte. Der Apple PowerMac 9500 bzw. 9600 nutzte zwei PCIe Buss mit je drei Slots, der UMAX S900 nutzte einen PCI Bus mit eine PCI Bridge, so dass die oberen 2 Slots direkt angeschlossen waren, die unteren liefen über die PCI-Bridge. Einige Karten liefen daher nicht in den unteren vier Slots. Das dürfte so die einzige echte Abweichung gewesen sein. Dazu war das ROM leicht geändert, so dass sich die Geräte nicht mit einer Apple System Kennung meldeten.
Retrax
2. Hat Apple damals den 2-3 Clone Herstellern alles - wirklich alles - offen gelegt um einen Macintosh ohne Macintosh im Namen herzustellen?
Lief die Herstellung in den gleichen Fabriken wie bei den Original-Macs?
Die aller ersten Clones waren von Radius (bis dahin ein Grafikkarten Hersteller exklusiv für Macs) und Power Computing (eine neue Firma die später von Apple gekauft wurde), und basierten auf NuBus PowerMacs. Alle anderen haben erst später mit Clones angefangen und PCI Macs als Basis genutzt. Das waren de facto echte Macs, weil Apple den Chipsatz lieferte. D.h. auf Grund des Chipsatzes gab es gar keinen großen Spielräume, um etwas eigenes zu machen. Das war von Apple keine willkürliche Einschränkung, sondern lag daran, dass Apple nicht in der Lage war das System von Apples Chipsätzen unabhängig zu machen. Das blieb bei allen OldWorld-ROM-Macs der Fall. Erst mit den NewWorld Macs hat sich das dann geändert, nur da gab es bereits keine Clones mehr.

Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass sowohl Motorola wie auch IBM parallel dazu eigene PowerPC Designs am Markt hatten, die auf Motorola bzw. IBM Chipsätzen basierten und für den Betrieb mit Windows/NT, Solaris, AIX, oder OS/2 gedacht waren. IBM hatte damals extra unter dem Namen Prep und später CHRP Referenz Designs für PowerPC basierte Computer veröffentlicht. Nur auf diesen Systemen konnte MacOS gar nicht laufen, weil MacOS total abhängig war von Apples absolut schlechten Chipsätzen (ungeschönt sie waren der letzte Dr****). Die NuBus Chipsätze erlaubten 30-40MHz Bustakt und die PCI Chipsätze 40-50MHz Bustakt. Zu mehr war Apple nicht in der Lage.

Die zeitgleich verkauften IBM und Motorola PCI-Workstation Produkte nutzen erst 66MHz und dann später 100MHz Bustakt. Es gab damals ein Motorola ATX-Mainboard mit zwei PPC604ev mit 400MHz und 100MHz Bustakt. Man vergleiche das mal mit Apples letztem PowerMac mit PPC 604ev den PowerMac 9600/350. Der hatte eine CPU, 50MHz Bustakt und über Tricks einen L2 Cache der mit 100MHz lief. Apple konnte sich ausrechnen, sobald es ein offenes MacOS geben würde, dass auf CHRP Systemen laufen würde, dass sie komplett aus dem Hardware Business draußen wären. Deshalb zog Apple die Notbremse.

P.S. Die 100MHz Bustakt wurden bei Apple erst mit der übernächsten G3 Generation möglich dem PowerMac G3 b/w, der G3 beige lief nur mit 66MHz. Bei diesen beiden Macs lieferte Motorola die Chipsätze.
+2
pünktchen
pünktchen30.03.20 09:28
gfhfkgfhfk
Apple konnte sich ausrechnen, sobald es ein offenes MacOS geben würde, dass auf CHRP Systemen laufen würde, dass sie komplett aus dem Hardware Business draußen wären. Deshalb zog Apple die Notbremse.

Glaub ich nicht - sie hätten dann ja auch andere Chipsätzen benutzen können. Ihre Angebote waren auch so einfach zu teuer verglichen mit den Clones.
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gfhfkgfhfk31.03.20 17:34
pünktchen
Glaub ich nicht - sie hätten dann ja auch andere Chipsätzen benutzen können. Ihre Angebote waren auch so einfach zu teuer verglichen mit den Clones.
Apple hinkte vor allem bei den schnellen Modellen immer hinterher. D.h. die Cloner waren schneller und haben den lukrativen hochpreisigen Anteil des Marktes abgeschöpft. „Billig“ konnten die anderen auch besser. Das einzige Marktsegment was damals Apple alleine bediente waren die PowerBooks.
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