Zugegeben, der Titel ist etwas reißerisch formuliert. Bitte um Verzeihung. Aber klappern gehört ja bekanntlich zum Handwerk. Jedenfalls dürfte sich Apple über diese neue Konkurrenz am Markt für Online-Musikstreaming kaum ernsthaft Sorgen machen. Dennoch ist die Ankündigung von
Highresaudio.com für Musikliebhaber mit hohem Klanganspruch bestimmt eine gute Nachricht, die man gerne mal etwas hervorheben kann.
Vielen HiFi-Fans dürfte Highresaudio.com schon eine Weile bekannt sein. Das Berliner Unternehmen mit Ableger in Hamburg unter der Geschäftsführung von Lothar Kerestedjian gehört zu den Pionieren unter den Anbietern hochauflösender Musikfiles zum Online-Kauf. Es werden ausschließlich Alben in Studio Master-Qualität mit Abtastraten von 44,1kHz bis 384kHz angeboten. Also mit
mindestens "CD-Qualität" (16 Bit, 44,1 kHz). Verlustbehaftet komprimierte Ware gibt es hingegen nicht im Angebot von Highresaudio.com.
Im Laufe seiner inzwischen achtjährigen Firmengeschichte konnte das Unternehmen rund 35.000 Alben in originaler Abtastrate im Hochbit-FLAC-Codec ansammeln. Im Vergleich zu allen bestehenden Streamingdiensten ist das natürlich ein lächerlich klein wirkendes Archiv, werben diese doch mit ganz anderen Zahlen. Tidal beispielsweise behauptet, Zugriff auf über 46 Millionen Musiktitel anzubieten. Ähnliche oder noch höhere Zahlen hört man von Spotify, Apple Music und anderen. Doch bieten die – mit Ausnahme von qobuz – fast nur verlustbehaftet komprimierte Audioqualität oder maximal "CD-Qualität" (Tidal) an.
Auch die Anzahl registrierter Highresaudio-Kunden von bisher
"mehr als 200.000" wirkt gegenüber den
kürzlich von Apple verkündeten 38 Mio. Abonnenten eher wie ein Treffen im Dorfkrug im Vergleich zu einer Großveranstaltung á la Fussball-WM. Aber jeder hat schließlich mal klein angefangen. Mit der Absicht, sein Musikangebot künftig auch per Online-Streaming anzubieten, positioniert sich Highresaudio.com am ehesten gegen den französischen Anbieter qobuz (siehe
Testbericht im letzten Jahr und
Test der qobuz App). Qobuz ist derzeit die einzige Möglichkeit, Musik online in höherer Auflösung als CD-Qualität streamen zu können. Wobei der Kunde bei qobuz die Wahl hat, ob er "Standard-Qualität" (verlustbehaftet) zu einem Preis vergleichbar mit Spotify und Apple Music streamen will, oder gegen entsprechend höheren Obolus in CD-Qualität oder noch höher. Darüber hinaus können qobuz-Kunden mit höherwertigem Abo Musik auch käuflich als Download zu einem deutlich reduzierten Preis (rund 10 Euro pro Album) erwerben.
Eine ähnliche Strategie plant auch Highresaudio.com. Das "
HRA-Streaming" genannte Angebot soll, ähnlich wie das Top-Abo von qobuz,
rund 250 Euro im Jahr kosten (Aktionspreis: 199,99 EUR für 12 Monate) und beinhaltet neben dem Streaming der Musik in der höchsten vorliegenden Qualität auch die Möglichkeit zum vergünstigten (30%) Downloadkauf von Alben. Zum Reinschnuppern wird man das Angebot 7 Tage lang kostenlos testen können.
Interessanterweise wird es nach derzeitigem Kenntnisstand kein Streaming im MQA-Format geben. Und das, obwohl Highresaudio gegenüber MQA bislang durchaus positiv eingestellt war und entsprechende Downloadmöglichkeiten in diesem Format anbietet. Dabei sollen sich die Vorteile von MQA gerade beim Online-Streaming auszahlen, weil es „Studioqualität“ bei deutlich geringerer Datenrate verspricht. Zumindest wird MQA in der Ankündigung zum HRA-Streming mit keinem Wort erwähnt.
Ein besonderes Augenmerk will Highresaudio.com auf die Zusammenstellung von
Playlists werfen.
"Es ist wichtig, dass die HRA-Kunden sorgfältig und kompetent zusammengestellte Playlists abrufen können. Aus diesem Grunde erstellen renommierte und erfahrene Musikjournalisten, Redakteure und Musiker jede Woche thematische neue Playlists." – sagt CEO Lothar Kerestedjian.
HRA-Streaming wird nach dem Start im April zunächst in folgenden Ländern erhältlich sein: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Niederlande, Italien, Irland, Kroatien, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Norwegen, Schweiz.
Es wird eine
kostenlose Desktop-App für macOS und Windows geben, um Musik auf beliebigen USB-Audio-Devices ausgeben zu können. Laut Anbieter wurde die App in Zusammenarbeit mit dem Audiospezialisten digitalklang aus Berlin entwickelt. digitalklang entwickelt auch die HRA-Streaming iOS und Android Apps, die im Laufe des Jahres dem Abonnement kostenlos zur mobilen Nutzung zur Verfügung stehen sollen.
Darüber hinaus gibt es strategische Partnerschaften mit diversen Anbietern von HiFi-Komponenten, um HRA-Streaming direkt mit entsprechend ausgerüsteten Komponenten nutzen zu können. Zu den bisher gewonnenen Partnern gehören: Arcam, Cambridge Audio, Cocktail Audio, AudioNet, T+A, Simaudio, AVM, Cyrus, CH Precision, Harman Kardon, Mark Levinson, Panasonic, Quadral, Yamaha, Primare, Revox, Russound, TechniSat, TeleStar und Lindemann Audio. Zu den "Airable Platform Partnern" zählen Audivo, Frontier Silicon, engineeRed, StreamUnlimited, Quantek TW, SkiDeev und Shenzen Ulysee. Die airable.API soll HRA-Streaming und VirtualVault umfassen. Die Liste der Partner soll ständig ergänzt werden. Darüber hinaus wird auch die Partnerschaft mit Audirvana weitergehen, einem der beliebtesten Highres-Player für den Mac.
Weitere Informationen wird es zum Start auf der Webseite von
Highresaudio.com geben.