Hintergründe: Apple und das U2-Debakel – wenn ein Geschenk nach hinten losgeht
Wer sollte sich schon daran stören, etwas geschenkt zu bekommen? Der Herbst 2014 hatte ganz eindeutig gezeigt, dass Zwangs-Beschenkungen durchaus sehr viele Nutzer auf die Barrikaden bringen konnte. Auf dem "Wish we could say more"-Event im September vor acht Jahren gab es viele Neuerungen zu bestaunen, unter anderem die erste Generation der Apple Watch, das iPhone 6, Apple Pay – und eben besagte Zuwendung, die für viel Ärger sorgte. Apple und U2 hatten nämlich vereinbart, das neue Album allen Nutzern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Allerdings muss man den Zusatz "ob sie es wollen oder nicht" mit anbringen, denn das U2-Album "Songs of Innocence" befand sich ungefragt in der Kauf-Historie von mehr als 500 Millionen Nutzern. Hatte man automatische Downloads aktiviert, gleichzeitig auch auf hunderten Millionen Devices. Komplett löschen konnte man es ebenfalls nicht so einfach, denn es war in der Kaufhistorie fest verankert.
Cook nicht überzeugt, machte dennoch mitU2-Frontman Bono
erinnert sich noch einmal daran, wie eine gut meinte Aktion zu einem Pressedebakel werden konnte. Tim Cook sei von der Idee zunächst gar nicht angetan gewesen, denn "kostenlose Musik" sei nun einmal so gar nicht das Geschäftsmodell, welches Apple seit Jahren propagierte. Bono gab allerdings an, es sei nur für Nutzer kostenlos, Apple müsse hingegen bezahlen. Ähnlich eines Videostreaming-Dienstes sollte Apple die Lizenz erwerben und dann allen Anwendern die Inhalte zur Verfügung stellen. Rund 100 Millionen Dollar gab Apple schließlich aus, denn Bono trat sehr überzeugend auf – wer das Album nicht hören wolle, müsse ja nicht. Apple solle lediglich die Auslieferung sicherstellen, alles Weitere überlasse man den potenziellen Hörern.
Unvorhergesehen viel Gegenwind und ProtestWie Bono angibt, habe er die Situation komplett falsch eingeschätzt. Nachdem sich Apple sogar gezwungen gesehen hatte, eine neue Support-Webseite zur Entfernung des Albums sowie des Eintrages in der Kaufhistorie zu schalten, gab es damals eine offizielle
Entschuldigung des U2-Sängers. Auch in seinen neuerlichen Erinnerungen betont Bono, der Fehler liege vor allem an U2. Von Tim Cook hieß es damals intern: Du hast uns damals breitgeschlagen, das Experiment zu wagen. Wir machten mit, es funktionierte nicht – dennoch brauche man Versuche, denn die Musikbranche funktioniere derzeit nicht für jeden.
Die häufigste Frage im September 2014... Wenn sich Kostenloses zu teuer anfühltBono war sehr angetan von der sachlichen Reaktion des Apple-CEOs, mit Fehlschlägen umzugehen. Seiner Ansicht nach zeigte sich in der Situation deutlich, warum Steve Jobs so viel daran gelegen war, Tim Cook zu seinem Nachfolger zu machen. Eine Lehre aus der Aktion sei in jedem Fall: Auch kostenlose Produkte können noch viel zu teuer sein. Ganz verpufft war die Marketingaktion jedoch nicht, denn angeblich haben sich dennoch fast 100 Millionen Nutzer zeitnah das damals neue U2-Album angehört.