Hintergründe zu Apples Philosophie: Designer vs. Ingenieure, zu weit gehende Geheimhaltung und Jobs in Flaschen
Apple übertreibt mit GeheimhaltungWer sich die unzähligen vorab bekannt gewordenen Bauteile noch nicht veröffentlichter Apple-Produkte ansieht, kann kaum noch glauben, wie stark bei Apple auf Geheimhaltung geachtet wird. Apple hat seit vielen Jahren den Ruf, die Entwicklungs-Labors so streng abzuschirmen, wie kaum jemand sonst. Zwar kommen in den Monaten vor einer Produkteinführung fast alle Details ans Tageslicht, allerdings auch immer nur für das kommende Produkt und extrem selten zu längerfristigen Entwicklungen. Laut Messerschmidt übertreibe Apple aber inzwischen mit der Geheimhaltungspolitik. Steve Jobs wollte deswegen unter allen Umständen Entwicklungen abschirmen, um dann bei der Produktankündigung unerwartete Bomben platzen lassen zu können. Inzwischen sei Geheimhaltung aber ein Selbstzweck geworden - um die Arbeit der Teams zu überhöhen und das Gefühl zu vermitteln, wichtiger zu sein, als es eigentlich der Realität entspricht.
Apple ist noch immer wie ein Startup aufgestelltEine Sache hat sich bei Apple auch nach vier Jahrzehnten nicht geändert: Das Unternehmen ist weiterhin wie ein Startup aufgestellt. Die Gliederung erfolgt nicht wie bei fast allen anderen Firmen in Geschäftsbereiche und untergeordnete Abteilungen. Eine Leistungsbewertung von Einheiten samt individueller Gewinn-/Verlustrechnung innerhalb einzelner Arbeitsbereiche finde nicht statt. Ingenieure werden nicht in das Korsett fixer Entwicklungsbudgets gezwängt, sondern können ihre Wünsche äußern, die dann oft sogar übererfüllt werden. Obwohl Apple enorm wuchs, sind die Dienstwege sehr kurz und die Hierarchien sehr flach geblieben. Jede Business School lehre Studenten, dass man Unternehmen dieser Größe keinesfalls so führen könne - und seit vielen Jahren demonstriere Apple erfolgreich, wie es eben doch funktioniert.
Man kann Steve Jobs nicht in Flaschen abfüllenSteve Jobs hatte das nur noch wenige Wochen vor der Insolvenz stehende Apple der 90er Jahre nicht nur gerettet, sondern ein kaum geahntes Comeback eingeleitet - zum wertvollsten Unternehmen der Welt. Jobs galt als alles überstrahlender CEO, den viele für die wichtigste Schlüsselfigur hielten - der höchstpersönlich alle wesentlichen Ideen produzierte. Der Tod des Apple-Mitgründers im Jahre 2011 war für viele daher ein großer Schock, denn fortan gab es natürlich keine neuen Jobs-Leitsätze, an denen man sich ausrichten könne. Viele Mitarbeiter versuchten daher laut Messerschmidt, das bisher von Jobs Gehörte zu destillieren und genau so zukünftigen Mitarbeitern und Führungskräften zu lehren. Allerdings zeige sich immer wieder, dass "Steve Jobs" eben nichts sei, das man lehren könne. Als Jobs starb, kam die Sorge auf, ob Apple ohne ihn weitermachen könne. Gibt es irgendjemanden, der die Fähigkeiten für den Jobs-Job mitbringe? Messerschmidts Fazit fällt vorsichtig aus. Momentan sei das Urteil noch nicht gefällt. Seiner Meinung stehen die Zeichen aber auf "Nein". Apple sei definitiv nicht mehr der gleiche Ort wie vor einigen Jahren.