Hintergründe: Warum Apples TV-Pläne scheiterten
Vor ein paar Jahren galt es als weitgehend sicher, dass Apple irgendwann ein eigenes Fernsehgerät, ein HD-TV, auf den Markt bringt. Einem neuen Bericht zufolge hatte Apple tatsächlich derlei Pläne und untersuchte die Möglichkeiten sehr genau. Das langfristige Ziel, in den TV-Markt einzusteigen, sei bereits damals gesteckt worden. Bekanntlich erschien kein Apple-Fernseher, stattdessen sollte eine Kooperation mit den großen Sendeanstalten geschlossen werden, um via iTunes oder das Apple TV in Konkurrenz zu den dominierenden Kabelanbietern zu gehen. Auch dazu kam es nicht. Das Wall Street Journal hatte vor einigen Monaten gemeldet, dass die Verhandlungen nicht erfolgreich waren und Apples Ambitionen daher auf Eis liegen. Die neue Strategie lautet nun, mit einzelnen Anbietern zu kooperieren und diesen zu ermöglichen, ihre Inhalte über Apples Plattform anzubieten. Von umfangreichem TV-Streaming ist allerdings nicht mehr die Rede.
Das (unangenehme) Vorbild der MusikbrancheDas Wall Street Journal hat die Thematik nun noch einmal aufgegriffen und weitere Informationen zutage
gefördert. Für das Scheitern der Verhandlungen sei in erster Linie ein ganz bestimmter Umstand verantwortlich: Apples zu harte Bedingungen, auf die sich keiner der potenziellen Partner einlassen wollte. Als Apple vor etwas mehr als 13 Jahren in die Musikbranche einstieg und den iTunes Music Store vorstellte, gelang es Steve Jobs, den Musiklabels Konditionen abzutrotzen, die für fast unmöglich gehalten wurden. Nachdem Apple Marktführer war und die Regeln praktisch diktierte, wuchs der Unmut in der Branche, wie viel man sich von Apple gefallen lassen musste - allerdings kaum Druckmittel hatte, den eigenen Forderungen Gehör zu verschaffen.
Kein Interesse, Apple diktieren zu lassenDieses Vorbild vor Augen wollten sich die Sendeanstalten nicht in eine vergleichbare Situation begeben. Zwar versuchte Apple erneut, die Bedingungen bis ins Detail zu diktieren und exakt die eigenen Vorstellungen durchzusetzen, eine Einigung ließ sich damit nicht erreichen. Ein hochrangiger Vertreter der Branche wird mit den Worten zitiert, dass es viele Herausforderungen gebe - man aber nicht auf diesen weißen Ritter warte, der so ähnlich wie im Musik-Business am Rennen teilnehme. Auch Disney war nicht davon zu überzeugen, sich an Apples TV-Streaming zu beteiligen. Angeblich habe Eddy Cue Forderungen gestellt, die den Gepflogenheiten der TV-Welt widersprachen. Dazu zählte unter anderem, die Lizenzgebühren auf Jahre einzufrieren. Bei 21st Century Fox und CBS rannte Apple damit gegen dieselben Mauern.
Zu viel Einfluss Apples gefürchtetApples Konzept sah vor, mit sehr günstigen Preisen anzutreten, was auf Seiten der Anbieter auch deutlich geringere Einnahmen pro Nutzer bedeutet hätte. Zwar wollte Apple Kundensupport und Abrechnung an die Anbeter abtreten (womit diese direkt in Kundenkontakt treten könnten), Entscheidungen zur Preisgestaltung wären jedoch von Apple getroffen worden. Außerdem weigerte sich Apple, das kommende Apple TV vorab zu präsentieren. Die Geheimhaltung ging so weit, dass nicht einmal Screenshots von tvOS kursieren durften und den Sendern damit gar nicht bekannt war, wie die von Apple beschriebene Zukunft überhaupt aussah. Die konkreteste Aussage von Apple sei noch gewesen, die neue Software werde "besser als alles zuvor".
Apples neue StrategieDa mit keinem Anbieter eine Einigung bezüglich eines Streaming-Angebots zu schließen war, versandeten die Gespräche und Apple musste erneut die Strategie überdenken. Momentan arbeitet Apple daran, exklusive Inhalte zu erwerben. Dazu laufen derzeit Verhandlungen mit Hollywood, um eigene Serien zu produzieren bzw. bestehende Inhalte exklusiv zu lizenzieren. Ein Kabel-Paket von Apple sei jedoch nicht mehr im Gespräch, so der Bericht.