Wie Apple mit ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeitern gegen Leaks kämpft
Warum Gehäuse der Hauptgewinn sindDavid Rice bezeichnet es als "Hauptgewinn" für jene, die an ein komplettes Gehäuse gelangen. Da dieses so viele Rückschlüsse auf kommende Produkte zulasse, sichere es dem Verkäufer oft ein zweites Jahresgehalt - sofern er nicht vorher geschnappt wird. Apples Strategie lautet, zunächst die Kanäle bestmöglich abzuschotten. Gleichzeitig muss es geschafft werden, das Fehlen von Bauteilen direkt zu bemerken und dann auf die Suche nach dem Verkäufer zu gehen. Teilweise kauft Apple die Teile auch selbst zurück, wenn es gar nicht anders geht. 2013 zum Beispiel war dies im großen Stile der Fall, als Apple 13.000 Gehäuse des noch nicht vorgestellten iPhone 5c erwarb.
Nach den Zulieferern muss nun auch der Campus dicht seinDa es nun aber nahezu keine undichten Stellen bei Zulieferern gibt, arbeitet das Sicherheitsteam jetzt daran, auch auf dem Apple Campus die letzten Löcher zu stopfen. Laut David Rice konnte man 2016 zwei Apple-Mitarbeiter überführen. Einer arbeitete im Bereich Online-Stores, ein andere war seit sechs Jahren im iTunes-Team beschäftigt. Wie Rice betont, gelte die strenge Schweigepflicht aber nur für Apple-Produkte. Es stehe Mitarbeiter hingegen frei, über andere Belange zu sprechen - was sie verdienen oder dass ihr Chef möglicherweise ein Idiot sei. Sollte es illegale Vorgänge bei Apple geben, könne ein Mitarbeiter selbstverständlich auch direkt zur Polizei gehen und muss nicht erst bei Apple ein OK einholen.
Mitarbeiterschulungen und Team-GefühlWie wichtig es ist, nicht über Produktpläne zu sprechen, wird den Mitarbeitern in Schulungen und Team-Besprechungen sehr eindringlich klar gemacht. Wer plaudere, der lasse sein Team sträflich im Stich und nehme allen Beteiligten die Freude daran, ihre Arbeit zum ersten Mal während einer Keynote auf der großen Bühne zu sehen. Dass Apple ein eigenes Sicherheitsteam aufbaute, das Leaker auch verfolgt, ist eine jüngere Entwicklung. Zwar wollte Steve Jobs im Jahr 2004 mehrere Mac-Seiten gerichtlich zum Schweigen bringen, die vorab Informationen ausplauderten - dass es eine eigene Geheimhaltungs-Abteilung gibt entstammt aber dem Entschluss Tim Cooks aus dem Jahr 2012. Die Geheimhaltung dient allerdings nicht nur dem Überraschungseffekt, sondern auch dazu, um Konkurrenten keinen Vorteil zu bieten.
Das Naturell der Apple-LeakerRice geht in dem ausführlichen
Interview auch darauf ein, wer der typische Produkt-Leaker ist. Dabei handle es sich seinen Angaben zufolge weniger um unzufriedene Beschäftigte, die sich an Apple rächen wollen, sondern um ganz alltägliche oder vielleicht sogar übermotivierte Mitarbeiter. Diese sind so stolz auf ihre Arbeit, dass sie zu begeistert darüber erzählen... gegenüber Personen, die solche Informationen dann ausschlachten.