HomeKit: Apple stellt eigenen Standard ein – und setzt in Zukunft auf Matter
Das Schöne an Standards ist, dass es so viele gibt – dieser ironische Spruch trifft insbesondere auf Heimautomatisierung zu. ZigBee, Z-Wave, WLAN, Bluetooth sowie NFC sind die Verbindungsprotokolle, über die Anbieter wie Samsung, Amazon und Apple ihre Geräte mit zertifiziertem Zubehör kommunizieren lassen: Alexa Smart Home, Microsoft HomeOS, Google Home, Samsung SmartThings und Apple HomeKit wollen Leuchten schalten, Heizungen regeln und Mikroklimawerte messen. Mit Einführung des Matter-Standards sollte die verwirrende Vielfalt ein Ende haben. Ein von allen großen Anbietern unterstütztes Logo erleichtert Kunden Kaufentscheidungen beim Zubehör, so die Zielsetzung. Die Kehrseite: Wer beim früheren Standard zugegriffen hat, verliert über kurz oder lang den Support des Betriebssystems. AppleInsider hat nun erfahren, dass Apple das ältere HomeKit Accessory Protocol (HAP) nicht mehr
weiterentwickele.
Ein Hersteller von HomeKit-Hardware, der anonym bleiben wollte, berichtete gegenüber dem Portal, dass Apple keine weiteren Features für die hauseigene Lösung bereitstellen wolle. Stattdessen konzentriere man sich komplett auf den branchenweiten Matter-Standard. Amazon, Apple, Google und Samsung unterstützen diesen ebenso wie Siemens, Tuya, eve und Ikea. Das Regelwerk entwickelt und verwaltet ein Verbund namens
Connectivity Standards Alliance (CSA). Angestrebte Vorteile: Zubehörhersteller können sich auf einen Standard konzentrieren und Kunden finden leichter ein passendes Smart-Home-Gerät. Mit großem Aufwand wurde vor zwei Jahren Matter 1.0 vorgestellt. Halbjährlich folgten Updates – Version 1.3 erschien
im Mai 2024.
Langsame UmsetzungAnstatt allerdings plattformübergreifend auf Augenhöhe zu bleiben, verzögert sich die Integration einzelner Gerätetypen bei Apple. Wer beispielsweise einen Ventilator mit Matter-Logo erwirbt, kann diese auf absehbare Zeit nicht mit Apples Home-App steuern. Unterstützung für diesen Gerätetyp ist in Matter-Version 1.2 von Oktober 2023 festgeschrieben, welche Apple nur in einem Punkt umsetzt: Matter-fähige Staubsaugerroboter werden mit den System-Aktualisierungen in diesem Herbst von HomeKit unterstützt. Ventilatoren bleiben außen vor, ebenso wie Spülmaschinen, Kühlschränke sowie Rauchmelder (alle Teil von Matter 1.2).
Matter-FragmentierungDamit ist Apple nicht allein: Der einzige Plattformanbieter mit voller Matter-1.2-Integration ist Samsung mit seiner SmartThings-Lösung. Stattdessen kündigte Apple auf der WWDC eine Integration einiger weniger Stromzähler für diesen Herbst an – dies wäre eigentlich Teil von Matter 1.3, ebenso wie der Support für Haushaltsgeräte wie Dunstabzugshauben, Backöfen und Wäschetrockner. Wenn einzelne Hersteller eigenmächtig entscheiden, welche Teile einer gemeinsamen Vereinbarung umgesetzt werden, ist die Gemeinsamkeit dahin – und damit auch alle Vorteile.