Das Wichtigste vorab: Die ist kein Praxistest und ich habe auch nicht vor, den HomePod für einen ausgiebigen Test in den eigenen vier Wänden zu organisieren – außer, er fällt mir mal zufällig in die Hände. Warum nicht? Weil ich dieses Produkt für weitgehend überflüssig und überschätzt halte. – Nur die Meinung dieses Autors.
Schon der erste HomePod hat die Verkaufserwartungen nicht wirklich erfüllt. In echten Zahlen – die ich nicht kenne – dürfte sich der HomePod 1G dennoch so oft verkauft haben, dass „gewöhnliche“ Hersteller von Audio-Produkten neidisch werden. Aber der HomePod ist ja auch kein normales HiFi-Gerät, sondern ein „Smart-Device“ von dem größten Hersteller für IT- und Kommunkationsprodukte. Wenn Apple was auf den Markt bringt, sind Millionen-Stückzahlen quasi garantiert.
Geräte wie der HomePod – egal welcher Baureihe – wenden sich nicht an die typische Klientel für Unterhaltungselektronik im Bereich Audio, sondern an iPhone/iPad/Mac-Nutzer, die ihre eng miteinander verzahnte Systemumgebung um ein Device erweitern wollen, von dem sie sich neue Nutzungseffekte erhoffen. Das ist natürlich vollkommen legitim und mir ist auch klar, das sehr viele Apple-User von einem HomePod in ihrem Sinne real profitieren können. Ich stelle also nicht die Existenzberechtigung des HomePod und seiner Geschwister in Frage, sondern lediglich dessen Anspruch, ein Ersatz für echtes HiFi zu sein.
Es beginnt mit der Klangfrage. Apple ist gut darin, hochtrabende Marketingsprüche zu formulieren, die der Wirklichkeit leider nicht gerecht werden können. So spricht Apple in seinem Promo-Video zum HomePod 2G beispielsweise von „…ultimate home audio experience…“ („…das ultimative Hörerlebnis…“ in den deutschen Untertiteln).
Aber nichts am HomePod, auch nicht an dem Neuen, ist klanglich oder hörerlebnistechnisch „ultimativ“. Jeder
JBL Extreme Bluetooth-Speaker kann für weniger Geld ein ähnliches oder sogar besseres Sounderlebnis erzeugen. Dann zwar ohne die Smart-Fähigkeiten, aber dafür überall und zu jeder Gelegenheit. Diese Art von Lautsprechern ist aber kein High Fidelity im traditionellen Sinne, sondern nur ein kräftiger Tisch- oder Mobillautsprecher. Damit lässt sich vielleicht eine Home-Party rocken und im Falle des HomePod nebenbei per Siri das Licht ein- und ausschalten, aber ein ultimatives Hörerlebnis? Sicher nicht.
Es ist stets eine Frage des Anspruchs. Da die überwiegende Mehrheit der potentiellen HomePod-Kunden mit dessen Klang schlicht zufrieden sein dürfte (vielleicht auch, weil man nie eine richtige HiFi-Anlage gehört hat), reicht der füllige, spacige Klang eines einzelnen oder eines Paares HomePods aus. Und dagegen gibt’s nichts einzuwenden. Es muss nicht immer eine (meist viel teurere) HiFi-Anlage im traditionellen Sinne sein, zumal diese auch nur dann ihr volles Potential entfalten kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört beispielsweise eine ordentliche
Raumakustik, oder auch die korrekte Aufstellung im Stereo-Dreieck mit Hörplatz im Sweet Spot. Werden diese Bedingungen nicht erfüllt bzw. vom Hörer eingehalten, kann auch die beste Audio-Kette womöglich nicht überzeugen.
Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum der HomePod von Grund auf als omnidirektionaler (rundumstrahlender) Speaker konzipiert ist. Der typische HomePod-Kunde setzt sich, selbst wenn er zwei HomePods zu einem Paar gekoppelt hat, nur selten zum konzentrierten, aufmerksamen Hören an den Sweet Spot. Viel mehr wird eine überall im Raum möglichst gleichmäßige Klangerfahrung erwartet. Darum wird von Apple mit dem HomePod versucht, ein „raumfüllendes“ Musikbespaßungserlebnis zu erzeugen, was prinzipbedingt aber seine Grenzen in Sachen Authentizität hat.
Also verabschieden wir uns einfach von dem Gedanken, mit einem oder auch zwei HomePods so etwas wie den „ultimativen“ Klang zu erleben. Wer auch immer dies liest: Bitte nehmen Sie Apples Marketing-Superlative für den Klang des iPods nicht für bare Münze, weil das, je nach persönlichem Anspruch, die Erwartungshaltung einfach zu hoch schraubt.
Ein anderer Aspekt der Klangfrage sind technische Parameter, die oft zu hoch bewertet werden. So kamen in den
Kommentaren zur Vorstellung des neuen HomePod Zweifel auf, dass dieser womöglich schlechter als der Alte wäre, weil jetzt nur noch fünf statt sieben Hochtöner verbaut sind. Ohne den Neuen gehört zu haben, halte ich diese Befürchtung für unbegründet. Wurde die Abstrahlung des Fünfer-Arrays Hochtöner optimiert bzw. entsprechend angepasst (wovon ich ausgehe), sind keine Nachteile zu erwarten. Man kann eine omnidirektionale Abstrahlung sogar mit nur einem Kalottenhochtöner verwirklichen, indem man ihn auf einen speziell gekrümmten Reflexionskegel strahlen lässt. Allen omnidirektional abstrahlenden Lautsprechern ist aber gemein, dass sie stärker mit dem Raum und dessen Akustik interagieren und somit im Vergleich zu Direktstrahlen niemals eine vergleichbar gute punktuelle Abbildung und Stereo-Räumlichkeit erzielen. Rundstrahler wie der HomePod sind im Klang stets diffuser.
Im Gegensatz zu seinen vollmundigen Marketingsprüchen hält Apple sich bei der Nennung technischer Daten wie Frequenzgang oder Leistungsangaben in Watt erfreulich zurück. Erfreulich deswegen, weil solche Angaben zu oft und fälschlich als Qualitätsmerkmale zum direkten Vergleich mit anderen Produkten verstanden werden. Es ist schlicht egal, wie viel Watt ein Aktivsystem wie der HomePod hat, weil das nichts über den unverzerrten Maximalpegel aussagt, und auch nichts darüber, ob das besser oder schlechter als bei einem technisch anders konstruierten Produkt ist. Selbiges gilt für den Frequenzgang und ein paar andere Parameter.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der HomePod 2G dürfte klanglich nicht schlechter, aber auch nicht viel besser als sein Vorgänger sein. Keinesfalls ist er klanglich „ultimativ“.
HomePod und Siri – Es bleibt ein GimmickAuch bei den Smart-Features des HomePod hält sich meine Begeisterung stark in Grenzen. Als Tech-Nerd ersten Ranges habe ich über die Jahre und Jahrzehnte gelernt, nicht jedes neue Digitalfeature gleich als Neuerfindung des Rades anzusehen. Auch in seiner Funktion als Hub für Heimsteuerung und andere sprachgesteuerte Funktionen halte ich den HomePod (und ähnliche Smart-Systeme) nur für begrenzt sinnvoll.
Auch hier möchte ich betonen, dass es immer auch auf den persönlichen Einsatzzweck ankommt. Ich schildere hier nur meine eigene Sichtweise. Jedenfalls habe ich bis heute noch keinen überzeugenden Sinn darin gefunden, die Lichtsteuerung in meinem Haus über einen vergleichsweise lang andauernden Sprachbefehl zu formulieren, anstatt einfach auf einen Schalter zu drücken. Auch bringt es mir nichts, komplexe Makros (Aktivitäten) zu generieren, um Vorgänge im Haus zu automatisieren. Und auch sonst nutze ich Siri bis heute extrem selten, weil es so gut wie nie einfacher ist, als eine manuelle Aktion vorzunehmen. Vielleicht ändert sich das irgendwann mal, wenn Heimautomation
wirklich intelligent und mitdenkend ist und keine technisch komplexe und nicht selten auch anfällige Infrastruktur mehr benötigt.
Warum der HomePod 2G zu teuer ist349 Euro für einen „ordentlich“ klingenden und gut ins Apple Öko-System integrierten Smartlautsprecher sind eigentlich nicht zu viel Geld. Wer mehr Klang und vielleicht sogar echte HiFi-Qualitäten UND vergleichbare Streaming-Features will, muss deutlich mehr Geld investieren.
Das Problem ist und bleibt die Zielgruppen-Orientierung des HomePod 2G. Der sitzt in einer Nische zwischen noch viel billigeren Smart-Speakern wie dem HomePod mini und Alexa-Speakern, und teureren, aber auch deutlich besser klingenden HiFi-Systemen. Die geforderten 349 Euro sind da entweder zu viel für die gelieferten Smart-Funktionen, oder die erwartete Sound-Performance ist nicht ausreichend. Außerdem fehlen nach wie vor Anschlussmöglichkeiten für externe kabelgebundene Geräte, Bluetooth als Eingang und die Möglichkeit zum Akkubetrieb (z. B. per PowerBank). So gehe ich davon aus, dass der überarbeitete „große“ HomePod auch in Zukunft nicht zu Apples bestverkauften Produkten gehören wird.
Fazit – Der haut mich nicht umNatürlich habe ich hier nicht alle Aspekte des neuen HomePod und seiner Funktionen oder Einsatzmöglichkeiten ansprechen können. Es wird viele begeisterte und auch so manchen weniger überzeugten Käufer geben.
Unter dem Strich bleibt für mich einfach nur der schale Beigeschmack, dass Apple das Ziel eines wirklich hochwertigen Smart-Speakers für sein Öko-System abermals verfehlt hat. Der HomePod 2G ist – wie sein Vorgänger – nicht Fisch und nicht Fleisch. Und erst recht keine überzeugende Weiterentwicklung, sondern weiterhin nur ein „ganz netter“ Tischlautsprecher mit Siri.