"Hotline" wiederbelebt: Fans bauen moderne Clients für Kommunikationsplattform der späten Neunziger
Vor 25 Jahren war das Internet noch Neuland, die erste Dotcom-Blase war noch nicht geplatzt, und erste Breitband-Internetanschlüsse ließen sich beantragen. Die Firma „Hotline Communications“ bot Anwendern eine leicht bedienbare Möglichkeit, plattformunabhängig Informationen auszutauschen. Ähnlich einem Bulletin Board System (BBS) offerierten Hotline-Server Chats in Echtzeit, beständigere Kommunikationsformen (Diskussionen) sowie einen Datei-Bereich für Up- und Downloads von Texten, Bildern, Apps sowie Filmen. Die offizielle Software wurde 2005 zuletzt aktualisiert – doch die Community lebt weiter: Ein moderner, in SwiftUI geschriebener
Hotline-Client befindet sich im Beta-Status und lässt sich kostenlos herunterladen.
Startet man das Programm, präsentiert der Hotline-Client eine Liste von Servern, mit denen man sich per Doppelkick verbinden kann. Die beiden Server „The Mobius Strip“ sowie „System 7 today“ sind als Favoriten angelegt. Eine ausklappbare Liste vorgestellter Server versammelt eine breite Auswahl vor allem auf Retro-Computing spezialisierter Angebote, nicht nur für Mac-, sondern auch für Newton-, Amiga- sowie Atari-Enthusiasten. In deren Download-Bereichen sind Software-Titel und Treiber archiviert, deren Hersteller längst in der Versenkung verschwunden sind. Das Stöbern lohnt sich. In den Chat-Bereichen ist allgemein wenig los – einen Direktkontakt zu anderen Nutzern sollte man aktuell nicht erwarten.
Der Hotline-Client öffnet beim Start zwei Fenster; nach Doppelklick auf einen Server erscheint ein drittes.
Moderner Server auf KommandozeilenbasisDas Hotline-Netzwerk besteht aus drei Software-Komponenten: Client, Server und Tracker. Jeder Nutzer benötigt einen Client, um zu chatten, zu diskutieren und Dateien herunterzuladen. Wer eine eigene Plattform aufbauen möchte, um eigene Diskussionen, Chats und Downloads zu offerieren, installiert einen Hotline-Server. Einen in der Programmiersprache Go geschriebener Nachbau für die Kommandozeile steht unter dem Namen
Mobius bereit – für alle relevanten Betriebssysteme und obendrein als Docker-Image. Zumindest grundlegende Kenntnisse der Kommandozeile sollte man allerdings mitbringen – Mobius bietet aktuell keine eigene grafische Bedienoberfläche.
Keine modernen TrackerMit Hotline-Trackern ließen sich bisher unbekannte Server aufspüren, die aktuell online waren. Dessen Funktion wurde in den Client integriert. Das
Fandom-Wiki versammelt einige Tracker-Adressen; von denen jedoch nur noch wenige aktiv sind. Allerdings genügt die umfangreiche Liste vorgestellter Server vollends, um in Erinnerungen zu schwelgen – und nebenbei einen schmerzlich vermissten Treiber oder eine aus dem Web längst verschwundene Shareware aufzustöbern.