ICQ vor dem Aus: Das Messenger-Urgestein ist (sehr bald) Geschichte
Wenn eine hohe Stimme "uh, oh!" ruft und Sie sofort denken, gerade eine Textnachricht erhalten zu haben, dann.... sind Sie offensichtlich nicht mehr der allerjüngste Computernutzer! In der 90er Jahren wurde sehr viel Software-Geschichte geschrieben, immerhin ermöglichte das noch sehr frische Internet, neuartige Apps und Dienste auf den Weg zu bringen. Ein legendäres Programm dieser Zeit, welches sich recht bald auf mehr als 100 Millionen Computern befand, war die erste erfolgreiche Messaging-Plattform – nämlich ICQ ("I seek you").
Vier Studenten hatten die Software entwickelt und Ende 1996 auf den Markt gebracht. Den großen Durchbruch gab es, als AOL (America Online) auf ICQ aufmerksam wurde und satte 407 Millionen Dollar für die Rechte auf den Tisch legte. 1998 war das eine atemberaubend hohe Summe – nur rund 3 Prozent der Weltbevölkerung stand überhaupt Zugriff auf Internetdienste zur Verfügung!
Rasanter Aufstieg und Messaging-Standard"Kostenlos, einfach zu installieren – und jeder mit Internetanschluss kann es haben", das war eine Erfolgsformel, mit der es ICQ faktisch zum Standard brachte. Wer kein Geld für SMS ausgeben wollte, konnte via ICQ beliebig viele Nachrichten an andere Nutzer schicken. Das betraf zwar nur Computer, zumindest hatte man aber vor 25 Jahren schon eine Messaging-App, um zu chatten und sich auszutauschen. Als Accountname fungierte eine Zahlenfolge, welche in den Anfangstagen sechs Stellen aufwies (außer für Entwickler, dann waren es nur fünf), im Laufe der Zeit auf bis zu 9 Stellen anwuchs.
Ein Chatraum unter Mac OS 9 – von 2002
Das Zeitalter der Sozialen Netzwerke macht ICQ überflüssigDer Absturz war kein einzelnes Ereignis, sondern eher langsames Sterben. Sogar eine iPhone-Version erschien 2009, zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Sozialen Netzwerke jedoch längst als neue Kommunikations-Plattform etabliert. Dazu kamen
seit 2009 Angebote wie WhatsApp, später iMessage und viele weitere Messenger. Bereits 2013 waren fast 90 Prozent der Nutzer abgewandert – genauer gesagt die Zahlen von mehr als 100 Millionen auf gerade einmal noch 11 Millionen gesunken. AOL hatte sich übrigens 2010 wieder von den Anteilen getrennt und ICQ für 187 Millionen an ein russisches Investmentunternehmen verkauft – die "Mail.ru Group" führte die Software fort.
Auf "ICQ now" folgt nun das AusNeue Versionen, die unter anderem Gruppen- und Videochats sowie den Austausch großer Dateien ermöglichten, können den Abwärtstrend bestenfalls verzögern. Der letzte Versuch, sich noch einmal weiter nach vorn zu arbeiten, fand 2020 unter der Bezeichnung "ICQ now" statt. Jetzt sind die letzten Tage des Messengers, für den schon lange keine Drittanbieter-Clients mehr existieren, jedoch gezählt. Ein Monat bleibt aktiven Anwendern, sich auf eine andere Plattform zu verständigen, am 26. Juni ist
endgültig Schluss.