"Ich habe Angst": Apple zitiert Zuschriften besorgter Nutzer
Apple ist nicht begeistert über die von der Europäischen Union geforderte Öffnung der iOS-Plattform für alternative App Stores. Als Apple im Januar die
Regeln für alternative App Stores für die EU ankündigte, enthielt jeder zweite Absatz der Pressemitteilung einen Hinweis auf mögliche reduzierte Sicherheit des Betriebssystems. In einem umfangreichen Whitepaper aus der Feder des firmeneigenen Datenschutzbeauftragten untermalen Nutzer-Emails die Argumentation.
Im Titel und Inhaltsverzeichnis gibt sich das Schreiben neutral: "Entsprechung des Digitale-Märkte-Gesetzes – Apples Bemühungen, Anwendersicherheit und Privatsphäre in der EU sicherzustellen" ist es überschrieben. In vier Kapiteln will das Dokument erklären, wie die neuen App-Store-Regeln entstanden sind. Die Kernaussage: Apple wäre zuallererst um die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer besorgt und bemüht. Dafür habe sich der aufwendige und mehrstufige Beurteilungsprozess im iOS App Store bewährt. Um gleichzeitig dem Digital Markets Act zu entsprechen und die Sicherheit der Nutzer zu garantieren, habe Apple weder Kosten noch Mühen gescheut. Allerdings könne selbst das neue Regulatorium nicht alle Sicherheitsrisiken ausräumen, die durch alternative App Stores entstünden.
"Lieber Tim"Ab Seite 16 menschelt es dann in dem
dreißigseitigen PDF, das Apple auf seiner Entwickler-Plattform veröffentlicht hat. In kleinen Kästen zitiert die Firma aus E-Mails, die an Tim Cook adressiert wurden. In ihnen äußern Anwender Sorgen, die eine zukünftige Existenz alternativer App Stores auslöst. "Ich hoffe wirklich, Sie werden mir die Möglichkeit einräumen, keine Sideloader zu nutzen. Ich will mich auf den erprobten App Store verlassen und nicht irgendwelchen Quatsch", schrieb ein "EU iPhone User" sinngemäß am 25.01.2023. Einen Tag später schreibt ein anderer: "Ich möchte wirklich nicht dieses Update installieren. Ich habe Angst. Ich habe wirklich Angst davor und ich denke, es macht das iPhone ein kleines bisschen weniger sicher, als es ist."
Zwei der dreißig Seiten sind mit sorgfältig kuratierten Anwenderzuschriften gefüllt. Quelle:
developer.apple.com Ausgewählte Fakten und ZuschriftenZwei Seiten innerhalb des Dokuments werden komplett von den Zuschriften eingenommen, weitere garnieren das PDF auf Seitenspalten. Dazu kommen interessante Datenpunkte aus App Stores. So würde der iOS App Store täglich 150 Millionen Transaktionen verarbeiten – das umfasse kostenlose wie kostenpflichtige Downloads sowie In-App-Käufe. Dazu kämen 3,12 Mio. App-Bewertungen. Zudem gibt es Erfolgsgeschichten aus der jüngsten Geschichte und Seitenhiebe auf die Konkurrenz. Genüsslich erläutert etwa ein Kasten, dass Googles "Advanced Protection Program" für exponierte Persönlichkeiten empfiehlt, Sideloading zu deaktivieren und die App-Quellen auf den Google Play Store und den App Store des Geräteherstellers zu beschränken.
Apple verspricht, weiterhin für Sicherheit einzustehenDer letzte Abschnitt betont noch einmal, dass die Firma weiterhin ihr Bestes geben werde, die Sicherheit ihrer Nutzer zu garantieren, auch wenn der Digital Markets Act dies nicht leicht mache. Tatsächlich hat sich Apple viel Mühe um den Datenschutz gegeben. So führte etwa iOS 16 als Reaktion auf die Pegasus-Affäre einen
Blockierungsmodus (Lockdown Mode) ein. In Zusammenarbeit mit dem BSI entstand ein
stabiles Regelwerk für verwaltete Geräte, das die Arbeit mit vertraulichen Dokumenten absichert. Dass dieses in den letzten Jahren entstandene Instrumentarium viele der zitierten Anwendersorgen ausräumt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.