Illegale Absprache: Apple und Amazon müssen über 200 Millionen Euro Strafe zahlen
Apple legt traditionell sehr großen Wert darauf, dass fabrikneue Geräte aus Cupertino nur über offizielle Kanäle verkauft werden, also die hauseigenen Stores und autorisierte Vertriebspartner. Zu den Unternehmen, mit denen der kalifornische Konzern entsprechende Vereinbarungen getroffen hat, gehört seit etlichen Jahren auch Amazon. Die beiden Tech-Giganten haben sich allerdings offenbar zumindest in Italien illegal abgesprochen und damit den Wettbewerb behindert. Zu dieser Überzeugung gelangten jetzt die Kartellwächter des Mittelmeerlandes.
Apple muss 134,5 Millionen Euro zahlenDie Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) verhängte jetzt Geldstrafen in Höhe von insgesamt rund 203 Millionen Euro gegen die beiden US-amerikanischen Unternehmen. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den iPhone-Konzern, er muss 134,5 Millionen Euro zahlen. Der Onlinehändler erhielt eine Buße in Höhe von 68,7 Millionen Euro. Die italienische Kartellbehörde sieht es einer
Pressemitteilung zufolge als erwiesen an, dass Apple und Amazon in einem im Oktober 2018 geschlossenen Vertrag eine rechtswidrige Vereinbarung getroffen haben. Diese Absprache verwehre rechtmäßigen Wiederverkäufern von originalen Apple- und Beats-Produkten den Zugang zum talienischen Amazon-Marketplace.
Diskriminierung anderer Händler ist wettbewerbswidrigDie entsprechende Vertragsklausel verstößt nach Auffassung der AGCM unter anderem gegen Artikel 101 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) und somit gegen europäisches und italienisches Recht. Die willkürliche Diskriminierung anderer Einzelhändler stelle daher ein wettbewerbswidriges Verhalten dar. Das wiege um so schwerer, als in Italien rund 70 Prozent aller Käufe von Unterhaltungselektronik-Geräten bei Amazon erfolgten. Davon entfielen 40 Prozent auf Marketplace-Händler. Zudem schränkten Apple und Amazon durch ihre Vereinbarung den grenzüberschreitenden Handel ein, weil Anbieter im Falle von Apple- und Beats-Produkten wegen ihrer geografischen Herkunft vom italienischen Amazon-Marketplace ausgeschlossen würden. Vertriebssysteme müssten jedoch laut EU-Recht "auf rein qualitativen Kriterien beruhen, dürfen nicht diskriminierend sein und unterschiedslos auf alle potenziellen Wiederverkäufer angewendet werden", so die AGCM.
Apple und Amazon kündigen rechtliche Schritte anDie italienische Wettbewerbsbehörde verhängte nicht nur die Geldbußen, sondern wies Apple und Amazon darüber hinaus an, das wettbewerbswidrige Verhalten umgehend einzustellen. Marketplace-Händler dürften also in Italien demnächst wieder Apple- und Beats-Produkte anbieten können. Apple und Amazon kündigten an, gerichtlich gegen die Entscheidung der Kartellwächter vorzugehen. Sowohl der iPhone-Konzern als auch der Onlinehändler halten einem
Bericht von Reuters zufolge die Strafen für unangemessen und ungerechtfertigt.