Im Android-Markt stehen Umwälzungen bevor: Google beugt sich dem EU-Entscheid
"Ja, Google hat in wettbewerbswidriger Weise die Marktmacht missbraucht", lautete im Juli die Einschätzung der EU-Kommission, weswegen eine Strafe in Höhe von 4,3 Milliarden Euro verhängt wurde. Gleich zwei Umstände führten zu dieser Einschätzung. Der enorm hohe Android-Marktanteil an sich sei weniger das Problem, wohl aber, wie Google damit umgehe. So gibt es strikte Vorgaben für Anbieter von Android-Geräten, in welcher Form Google-Software verwendet werden muss. Google will damit sicherstellen, dass Google-eigene Dienste dadurch bevorzugt werden – allem voran die Google-Suche. Gleichzeitig liefert Google aber auch zahlreiche kostenlose Apps mit, um auf die Dienste zuzugreifen. Dies kostet weder Hersteller von Android-Smartphones noch die Kunden etwas – konkurrierende Dienste haben es daher außerordentlich schwer.
Bisherige Geschäftspraxis muss Ende Oktober aufhörenMit dieser Praxis ist aber demnächst Schluss – sollten Android-Smartphones in Zukunft dasselbe App-Portfolio mit offiziellen Google-Angeboten mitbringen, wird es deutlich teurer. Fortan müssen Hersteller die Google-Apps nämlich lizenzieren, Google darf das reiche Angebote an Apps nicht mehr kostenlos abgeben. Für alle Apps, inklusive Google Search und Chrome stehen daher ab sofort Lizenzverträge zur Verfügung. Gemäß des Kommissions-Entscheids können Hersteller nach Belieben auch nur einzelne Apps lizenzieren und sind nicht dazu gezwungen, die komplette Suite mit auszuliefern.
Preise unbekannt, aber es muss teuer seinGoogle dokumentiert zwar noch keine Kosten, Fakt ist aber: Es wird nicht billig. Sich mit symbolischen Lizenzgebühren noch einmal mit der Kommission anzulegen, würde das Risiko noch drakonischerer Strafen nach sich ziehen. Android selbst bleibt natürlich kostenlos, die Apps hingegen müssen spürbare Kosten nach sich ziehen. Gerade für den stückzahlenstarken aber sehr preisempfindlichen Markt günstiger Android-Smartphones bringt dies Umwälzungen mit.
Entweder steigen die Preise (Problem für Android!), denn die Herstellermargen reichen meist nicht aus, um kostenpflichtige Software zu verschenken – oder der Funktionsumfang schwindet enorm (ebenfalls problematisch für Android).
Kunden müssten dann entweder selber nach Apps suchen und erhalten zunächst ein wesentlich schlechter ausgestattetes Gerät – oder die Hersteller füllen die Lücke durch eigene, eilends entwickelte Lösungen. Dies betrifft übrigens nur Europa, in den USA darf Google weiterhin alle Hersteller dazu zwingen, Google-Apps vorinstallieren zu müssen.