In-App-Käufe: Gerichtsdokumente belegen, wie Steve Jobs den Wechsel von iOS zu Android erschweren wollte
Die Entscheidung glich einem Paukenschlag: Vergangene Woche passierte ein überaus bemerkenswerter Gesetzesentwurf das Repräsentantenhaus des US-Bundesstaats Arizona: Der Entwurf sieht vor, dass Betreiber von App-Plattformen wie Apple und Google Entwickler nicht dazu verpflichten dürfen, das Zahlungssystem der jeweiligen Stores zu benutzen. Auch Anwender sollen die Möglichkeit erhalten, von alternativen Bezahlmethoden Gebrauch zu machen. Sofern der Gesetzesentwurf nicht im Senat abgeschmettert wird, stehen harte Zeiten für Apple bevor: Das Unternehmen fürchtet entsprechende Lockerungen auch in anderen Teilen der Welt. Nun zeigen neue Gerichtsdokumente, dass Cupertino bereits sehr früh auf die Bindung an das hauseigene Zahlungssystems pochte.
Provokation von AmazonIm Jahr 2014 musste Apple bis zu 400 Millionen US-Dollar an Kunden zahlen, die von einer Preisabsprache des Konzerns betroffen waren: Cupertino und die fünf größten Buchverlage der Vereinigten Staaten wurden eines
Kartells bezichtigt. Nun wurden
Dokumente öffentlich, die in dem Verfahren eingebracht wurden: Sie zeigen unter anderem den Schriftwechsel zwischen dem damaligen Apple-CEO Steve Jobs und Phil Schiller, der bis 2020 für das Marketing des Konzerns verantwortlich war. Die E-Mails der beiden Manager geben einen tiefen Einblick in das Geschäftsgebaren Apples: Schiller wies Jobs auf einen Werbespot von Amazon Kindle hin. Dieser zeigte, wie einfach der Service auf unterschiedlichen Plattformen benutzt werden konnte – sehr zum Missfallen Schillers. Eine der Botschaften sei der einfache Wechsel von einem iPhone zu einem Android-Gerät, so Schiller.
Jobs pflichtet Schiller beiJobs gab dem Marketingchef recht: Amazon müsse dazu gezwungen werden, Apples In-App-Zahlungssystem in Anspruch zu nehmen. Dieses sei der Android-Konkurrenz weit überlegen, so Jobs. Amazon habe diese Vorschriften zu akzeptieren oder müsse sich zurückziehen. Jobs' rigoroses Machtwort mutet etwas merkwürdig an: Wie
The 8-Bit anmerkt, zeigte sich der Apple-Mitbegründer in einem Interview in
Triumph of the Nerds gegenüber derlei harschen Maßnahmen eher ablehnend: Die Innovationskraft großer Unternehmen leide unter dem Vorrang des Marketings und Vertriebs. Wie die nun veröffentlichten Dokumente zeigen, schreckte Jobs aber nicht davor zurück, wettbewerbsrechtlich fragwürdige Maßnahmen verhängen zu wollen. Nun könnte Apples In-App-Zahlungssystem tatsächlich erstmals untergraben werden: Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Arizonas Senat den neuen Gesetzesentwurf billigt.