Intel-CEO spricht über schwere Probleme – bisherige Maßnahmen reichen immer noch nicht
Vor einem Monat schockte Intel die Börse – zwar hatte man allgemein mit schlechten Ergebnissen gerechnet, was der Chip-Riese dann aber zu verkünden hatte, übertraf viele pessimistische Einschätzungen. Der Quartalsverlust lag bei 1,6 Milliarden Dollar, dies allerdings ohne Aussicht auf rasche Erholung. Wie Intel-CEO Pat Gelsinger erklärte, müsse man ein massives Sparprogramm durchsetzen und 15 Prozent der weltweiten Belegschaft entlassen. Es liege ein steiniger Weg vor Intel, denn Kürzungen in Höhe von 10 Milliarden Dollar sind ungefähr so viel wie der komplette Umsatz des zweiten Jahresquartals. Apple und Microsoft sind nur zwei der
schweren Schläge, die Intel zu verkraften hat.
Die Margen sind einfach mies, sagt der CEOMassenentlassungen, Streichungen in vielen Bereichen sowie Aussetzen der Dividende sorgten jedoch kaum für Zuversicht. Dazu kommt, dass Gelsinger nun eingestehen muss: Das alles reicht wohl nicht. Wie es schon auf der letzten Quartalskonferenz hieß, leide das Unternehmen unter schlechten Margen. Jene Erklärung wiederholte er gerade erst auf der Investorenkonferenz – statt der aktuellen 35 müssten es wie früher wieder mehr als 50 Prozent sein.
Gelsinger sieht die Chance in Auftragsfertigung...Als langfristigen Plan hatte Intel schon vor geraumer Zeit die Devise ausgegeben, zum wichtigsten Auftragsfertiger werden zu wollen. Die "Intel Foundry" soll sich auf externe Kunden konzentrieren und nach deren Wünschen produzieren. Das ist allerdings einfacher gesagt als getan, denn massive Investitionen stehen verhaltener Nachfrage und generell schlechter Auslastung der Fabs gegenüber.
...doch unterschätze nach eigener Aussage den UmfangGelsinger zufolge habe man schlicht unterschätzt, welche Herausforderungen auf das Unternehmen zukommen und es bei Weitem nicht damit getan ist, einfach die bisherigen Anlagen anzupassen. Einen Erfolg kann er dann doch vorweisen: Intels kommender Fertigungsprozess "18A" (Äquivalent zu 1,8 nm), in rund einem Jahr soll es damit losgehen, komme schon jetzt auf sehr hohe Ausbeuten und niedrige Ausschussraten. Zudem liegen acht Aufträge externer Kunden vor, deren Chipdesigns ab 2026 vom Band laufen.
Das Board denkt über radikale Maßnahmen nachWie es von Bloomberg heißt, sei noch für diesen Monat ein Krisentreffen des Boards geplant. Die Abspaltungen defizitärer Bereiche werde als denkbare Option gehandelt, schnell Erlöse durch den Verkauf und langfristig geringere Kosten zu erzielen – als Radikalmaßnahme komme sogar infrage, sich von Gelsingers Herzensprojekt, nämlich der Intel Foundry zu trennen. Milliardenschwere Finanzspritzen durch Investoren, die im Gegenzug Beteiligung an Unternehmensbereichen erhalten, schweben ebenfalls im Raum – dadurch könnte man den Konzernumbau vorantreiben, ohne sofort noch tiefer in die roten Zahlen zu rutschen. Letztgenannte Überlegungen führten übrigens umgehend zu steigenden Aktienkursen, nachdem der bisherige Jahresverlauf schlicht als desaströs zu bezeichnen war.