Intel baut bald auch ARM-Chips – und würde gerne für Apple fertigen
In den letzten Monaten war oft die Rede davon, dass Intel Hilfe bei anderen Chip-Fertigern sucht, um aktuelle Probleme in den Griff zu bekommen. Selbst Apples Partner TSMC gilt als potenzieller Kandidat, bestimmte Intel-Serien vom Band laufen zu lassen. In dieser Woche gab Intel allerdings bekannt, dass man auch in die genau entgegengesetzte Richtung arbeiten wolle – nämlich als Auftragsfertiger für individuelle Designs. Damit geht der neue CEO Pat Gelsinger einen Punkt an, den Marktbeobachter schon seit längerer Zeit kritisieren: Das Fehlen einer Strategie für große Kunden, die keine "Chips von der Stange" aus Intels regulärem Sortiment wünschen.
20 Milliarden in neue Fabriken – auch für ARM-ChipsIm Rahmen der neuen
"IDM 2.0"-Initiative investiert Intel 20 Milliarden Dollar in neue Werke in Arizona, geht die Umstellung auf 7-nm-Fertigung an und baut zusätzliche Kapazitäten für andere Hersteller auf. Explizit ist die Rede davon, individuell gestaltete SoCs auf Grundlage der ARM-Plattform herstellen zu wollen. Selbst wenn ein Teil der Branche verstärkt auf ARM setzt und sich von X86 abwenden sollte, möchte Intel dann zumindest einen Teil des Produktions-Kuchens abhaben. Auch von der offenen Plattform RISC-V ist die Rede. Das höchste Volumen plant Intel allerdings weiterhin für x86-Chips ein. Bis die neue Strategie greift, vergeht indes noch etwas Zeit – erst 2023 rechnet das Unternehmen mit Aufnahme des Produktionsprogramms.
Intels geplante Gigafactory
Apples Geschäft würde Intel gerne übernehmenGelsinger erwähnt in einer Frage-und-Antwort-Runde, dass man Hersteller wie Amazon, Cisco, Qualcomm, IBM und Microsoft davon überzeugen wolle, auf Intels neue Anlagen zu setzen. Explizit nennt Gelsinger auch Apple und würde sehr gerne Prozessoren für das Unternehmen fertigen. Zwar macht sich der Intel-CEO keine Illusion, wonach Apple den Abschied von Intel noch einmal umkehren könnte – als Produzent der Apple-Chips stünde Intel hingegen sehr gerne bereit. Derzeit gibt es aber keine Hinweise, dass Apple mit TSMC unzufrieden ist. Wie schon oft diskutiert, ist das Fertigungs-Können TSMCs einer der Gründe, warum der M1-Chip sich im Vergleich zur Intel-Konkurrenz so gut schlägt. Im Falle der Strukturbreite kann Intel derzeit auch TSMC nicht das Wasser reichen.
Mutiger Plan: Für andere fertigen, selbst Probleme habenEine Frage bringt Gelsinger daher etwas ins Rudern: Warum glaube Intel, für andere Anbieter die Produktion stemmen zu können, wenn es doch bei den eigenen Prozessoren nicht gut läuft? Der CEO antwortet darauf etwas vage, die Auftrags-Fertigung laufe als eigenständiger Unternehmensbereich und man wolle den Kundenwünschen genau nachkommen. "Intel ist zurück!", so Gelsinger, "das alte Intel ist nun das neue Intel und man blicke in die Zukunft". Ob die Aussage "The old Intel is now the new Intel" (gemeint ist: Intel zur Zeit vor den Produktionsproblemen) allerdings dazu führt, TSMC und anderen Fertigern Aufträge abspenstig zu machen, sei einmal dahingestellt.