Intel ist typisch Mac – Apple hielt beim Mac keiner CPU-Plattform länger die Treue
Seit einigen Jahren ist Apple nicht nur Computer-, sondern auch Prozessor-Hersteller, denn seit dem iPhone 4 setzt Apple auf Chip-Entwicklung in Eigenregie (siehe Artikel "
Apple wird CPU-Hersteller"). Beim Mac vertraute Apple hingegen immer auf Prozessoren, die eingekauft werden mussten. 2018 markiert das Jahr, in dem alle drei großen Architekturen gleich lang im Einsatz waren - 680xx (genannt "68k"), PowerPC und x86 (Intel) waren alle rund zwölfeinhalb Jahre im Dienst.
Die 68k-Macs – Januar 1984 bis Mitte 1996Der erste Macintosh des Jahres 1984 auf einen Motorola 68000, wie er auch schon in der Lisa zum Einsatz gekommen war. Der 68k-Plattform kehrte Apple im Jahr 1994 den Rücken und sah die Zukunft im PowerPC-Prozessor, ebenfalls Motorola, 68k-Macs befanden sich aber noch bis zum Frühjahr 1996 im Sortiment. Die Umstellung von einer Prozessor-Architektur auf die nächste ist ein gewaltiges Unterfangen – sowohl aus Hardware- als auch aus Softwaresicht. Da Anwendungen angepasst werden müssen, ergibt sich immer eine gewisse Zeit, in der bekannte Lösungen noch nicht nativ für die neue Plattform vorliegen.
Ein Macintosh Performa (68030-Prozessor)
"Fat Binaries" hießen damals jene Programme, die sowohl Code für 68k- als auch PowerPC-Macs mitbrachten. Reine 68k-Software lief auf PowerPC-Macs über einen Emulator, was die Geschwindigkeit natürlich beeinträchtige. Der Umstieg wäre wohl katastrophal in die Binsen gegangen, hätte damals nicht Metrowerks mit "CodeWarrior" eine funktionierende Entwicklungsumgebung verkauft. Apples eigene Tools waren aufgrund ihrer unsäglichen Qualität für PowerPC-Entwicklung schlicht nicht zu gebrauchen.
Die PowerPC-Ära – März 1994 bis August 20061994 brachte Apple die ersten PowerPC-Macs auf den Markt (damals noch als "Macintosh" statt als "Mac") und bewarb die Performance-Vorteile der Plattform. Zunächst sah es wirklich so aus, als könne sich Apple mit PPC-Prozessoren von Windows-PCs mit x86-Chips von Intel oder AMD absetzen und weitaus mehr Performance bieten. Auch die Einführung des G3-Prozessors (Ende 1997) war ein Meilenstein, gefolgt vom G4 im Sommer 1999.
PowerMacintosh des Jahres 1995
Allerdings kam es anschließend zur großen Durststrecke, denn während Intel rasante Fortschritte macht, stagnierte die PowerPC-Welt. Es bedurfte schon einiges an marketingwirksamer Aufbereitung, um den G4 gegenüber der Intel-Konkurrenz in einem guten Licht stehen zu lassen. Der PowerPC G5 des Jahres 2003 brachte Apple dann in (etwas geschönten) Benchmark-Ergebnissen noch einmal an die Spitze – doch die Zeit des PowerPC im Mac war nahezu abgelaufen.
Das Intel-Zeitalter – Januar 2006 bis heuteAls Steve Jobs im Juni 2005 den Umstieg auf Intel-Prozessoren ankündigte, konnte man in Foren und Kommentaren den Eindruck gewinnen, das Ende des Unternehmens stehe nun unmittelbar bevor – denn der Mac habe nun seine Seele verloren. Ein halbes Jahr nach der Ankündigung erschienen die ersten Intel-Macs – und anstatt einer Übergangszeit von zwei Jahren seit der WWCC 2005 schloss Apple den kompletten Umstieg bereits im August 2006 ab. Gleichzeitig verschwanden auch die letzten PowerPC-Macs und Apple setzt vollständig auf Intel. In der gesamten Mac-Geschichte ist Intel somit Apples langjährigster Partner – noch keiner Plattform blieb Cupertino so lange treu.
Damit begann Apples Intel-Zeitalter
Man kann jetzt schon mit großer Sicherheit sagen, dass Intel den Vorsprung noch ausbauen wird. Selbst wenn sich Apple im nächsten Sommer dazu bekennen sollte, auch beim Mac auf eigenentwickelte Prozessoren zu setzen (siehe dieser Artikel:
), so befinden sich mit großer Sicherheit noch bis mindestens 2020 Intel-Macs im Sortiment. Erst in den 30er Jahren wäre es demnach möglich, dass eine andere Prozessor-Plattform noch länger im Einsatz war – sollte es dann überhaupt noch herkömmliche Computer geben.