Intel kündigt neue Architektur an - und sorgt für Verwirrung
Wenn Intel eine neue Prozessor-Plattform ankündigt, hat dies normalerweise auch große Auswirkung auf Apple. Da Apple (meistens) auf die jeweils aktuelle Intel-Plattform setzt, geben Intel-Ankündigungen auch einen Ausblick auf mögliche Apple-Neuheiten. Im Falle der gerade erst angekündigten "Ice Lake"-Plattform gestaltet sich die Einschätzung aber schwieriger, denn Intel sorgt für einige Verwirrung. Zunächst: Ice Lake ist der Nachfolger von Generation 8 und wird im 10-nm-Verfahren gefertigt. An dieser Stelle kommt es aber zu einem Durcheinander an Plänen und Architekturen. Eigentlich sind jene 10 nm gar nicht die große Neuerung, denn eine solche Umstellung soll bereits mit Cannon Lake stattfinden - der Plattform vor Ice Lake. Canon Lake kommt wohl Anfang 2018 auf den Markt. Noch ein weiterer Codename muss aber eingeworfen werden, nämlich Coffee Lake, marktreif noch in diesem Jahr. Intel bezeichnet kurioserweise Ice Lake als Nachfolger von Coffee Lake, was die Frage aufwirft, wie es denn nun um den eigentlichen Nachfolger (Cannon Lake sowohl in 10 nm und 14 nm) bestellt ist. Genug der Verwirrung?
AnandTech hat versucht, diesen Widerspruch
aufzudröseln und eine rote Linie in die verkündeten Intel-Pläne zu bringen. Intel wollte eigentlich schon vor fast einem Jahr auf 10-nm-Bauweise umstellen, stieß jedoch auf unerwartet große technische Hürden bzw. hohen Ausschuss während der Testfertigung. Schlechte Ausbeute in der Fertigung macht eine neue Chip-Architektur aber rasch unrentabel. Intel geht daher wohl den Weg einer mehrgleisigen Umstellung. Chips für Notebooks mit sehr geringer Leistungsaufnahme können daher schon in absehbarer Zeit umgestellt werden, wohingegen leistungsfähige Chips noch bei 14 nm verbleiben. Nicht die gesamte Fertigung umstellen zu müssen gibt Intel die Möglichkeit, noch länger an Verbesserungen des Produktionsverfahrens arbeiten zu können. Die ersten 10-nm-Chips kommen daher mit Cannon Lake - die nächsten mit der jüngst angekündigten "Ice Lake"-Plattform. Anders auf dem Desktop: Hier wird noch Coffee Lake (in 14 nm) erst einmal aktuell bleiben, bis dann deutlich später 10-nm-Prozessoren der "Ice Lake"-Plattform erscheinen. Mit der Einführung ist nicht vor Mitte/Ende 2018 zu rechnen.
...und was bedeutet das für Apple?Für den Apple-interessierten Leser bedeutet Intels Ankündigung, dass es sehr viel schwieriger wird, Apples Produktpläne abschätzen zu können. Je nach Länge der Produktzyklen ist es entweder denkbar, dass Apple von drei oder gar vier verschiedenen Baureihen gleichzeitig Gebrauch macht oder so lange mit Aktualisierungen warten, bis alle Baureihen auf die effizienteren 10-nm-Chips der "Ice Lake"-Architektur umgestellt werden können. Da es nicht mehr die dringende Notwendigkeit gibt, direkt auf neue Intel-Plattformen zu wechseln, erscheint letztgenannte Option wahrscheinlicher. Von den Diskussionen nicht betroffen ist der iMac Pro - noch immer bleibt Intel detaillierte Informationen zur Xeon-Plattform schuldig.