Intel unter starkem Beschuss: Forderungen nach radikaler Kurskorrektur
Apples Abkehr von Intel-Chips beeinträchtigen den Umsatz des Chipgiganten zwar nur um ein paar Prozentpunkte, der tatsächliche Schaden scheint aber ungleich größer zu sein. Während man vor der Präsentation der ersten M1-Macs hoffte, dass diese mit Intel-basierten Geräten mithalten können, deklassierte Apple die Konkurrenz. Dies führte der gesamten Chip-Branche vor Augen, was bei Intel in den letzten Jahren auf der Strecke blieb – und demonstrierte gleichzeitig Alternativen zur bislang von Intel dominierten Computerwelt.
So viel läuft nicht mehr rundDer vor rund 15 Jahren noch unangefochtene Fertigungs-Künstler Intel schwächelt an mehreren Fronten gleichzeitig. Den Smartphone-Boom verpasste Intel komplett, denn der damalige Atom-Chip für Mobilgeräte wurde verschmäht. Gleichzeitig gab es auch zunehmenden Pannen in der Entwicklung und Herstellung neuer Prozessor-Generationen, welche mit regelmäßigen Verschiebungen einhergingen. In der Windows-Welt setzte AMD hingegen zu einem Comeback an und übertrifft mit dem aktuellen Portfolio ebenfalls viele Intel-Angebote. Gleichzeitig ist zu hören, Microsoft denke über eigene Prozessoren nach.
Die Börse wird immer unzufriedenerUnter Anlegern macht sich gewisse Unruhe breit, die Aktie notiert derzeit niedriger als zum Zeitpunkt des Börsencrashs im März 2020. Forderungen
nach einem Kurswechsel mit großen Änderungen werden laut, unter anderem vom einflussreichen Hedgefond Third Point. Dessen CEO Daniel Loeb wandte sich gerade erst an Intel und legt die Probleme schonungslos dar: Es finde eine Massenabwanderung der besten Ingenieure statt, denn diese seien demoralisiert vom Status Quo. Diesen Exodus müsse Intel umgehend stoppen, um das Ruder herumzureißen. Ansonsten stehe ernsthaft die Gefahr im Raum, dass Amerikas Zugang zu hochmoderner Chip-Technologie erodiere – und man stattdessen auf geopolitisch instabilere Märkte aus dem asiatischen Raum zu setzen habe.
Ein Riese erodiertLoeb zufolge ist die Pole Position längst verloren, dies sowohl an Samsung sowie an Apples Chip-Fertiger TSMC. AMD erobere ebenfalls Marktanteile, den Markt für Künstliche Intelligenz dominiere Nvida. Mit Sorge beobachtet Third Point auch die vielen Forschungsprojekte, Chips ohne Intels Beteiligung zu entwerfen. Für Intels Zukunft sei es essenziell, wieder Produkte anzubieten, mit denen man Kunden wie Apple, Microsoft oder Amazon anspreche. Dies betreffe einerseits den klassischen Computermarkt, vor allem aber auch Lösungen für Daten- und Rechenzentren. Den letzten Quartalszahlen zufolge deutet sich auch dort eine gewisse Schwäche an.
Lösung: Trennung von Geschäftsbereichen?Als radikalen Lösungsvorschlag wirft Loeb in den Raum, Intel solle alle strategischen Alternativen evaluieren, darunter auch eine Aufspaltung von Chip-Design und Halbleiter-Fertigung in zwei getrennte Bereiche – inklusive Joint Ventures mit anderen Anbietern. Eine der Schwierigkeiten sei nämlich auch, dass Intel nur sehr schlecht auf Kundenwünsche reagieren könne. Wenn der Entwicklungsbereich hingegen freier agierte, wäre es laut Third Point möglich, mehr Kunden mit maßgeschneiderten Produkten zu bedienen, anstatt vorrangig auf Standard-Plattformen zu setzen. Viel Zeit bleibt auf jeden Fall nicht mehr, so die Einschätzung.