Interessante Hintergründe zur Apple-Brille: Verzögerungen, fehlende Unterstützung sowie Cooks und Ives Rolle
Vor rund fünf Jahren hatte Apple unfreiwillig bestätigt, an einer Brille zu arbeiten. Ein dokumentationspflichtiger Unfallhergang kam nämlich ans Tageslicht und enthüllte eines der geheimen Forschungsprojekte. Inzwischen gibt es nahezu keinen Zweifel mehr an den Absichten, zumal Apple schon in iOS diverse Hinweise streute – und in Xcode den neuen Plattform-Typ "RealityOS" vermerkte. Der bisherigen Informationslage zufolge ist die Präsentation nicht mehr weit entfernt, möglicherweise gibt es bereits in diesem Jahr einen ersten Ausblick. Der sehr interessante
Hintergrundbericht von The Information wirft unter Berufung auf ehemalige Mitarbeiter einen Blick darauf, warum Apple das Produkt entwickelt und welche Schwierigkeiten auf dem Weg auftraten.
Es begann mit Windows-Prototypen2015 habe die Entwicklung begonnen, 2016 erfolgte demnach die erste interne Präsentation. So wurden den beiden Board-Mitgliedern Al Gore und Bob Iger sehr frühe Prototypen gezeigt, die ein Rhinozeros auf einem Tisch anzeigen konnten. Der Raum ließ sich in einen Wald verwandeln, behielt aber seine Merkmale bei. Bei der eingesetzten Hardware hatte es sich noch um modifizierte AR-/VR-Brillen anderer Hersteller gehandelt, betrieben mit Microsoft Windows. Dennoch ließ sich das Board überzeugen, hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung zuzustimmen – auch Tim Cook war sehr vom Konzept angetan.
Team hatte wenig schlagkräftige UnterstützungVerglichen mit der Entwicklung des iPhones ging es aber recht zäh vorwärts. Anders als damals hatte das Team nicht den Apple-CEO als aktives Mitglied an der Seite, Cook ließ sich angeblich nur selten blicken. Aus diesem Grund habe es stets internen Wettbewerb gegen Produktkategorien wie Mac und iPhone gegeben – und damit eingeschränkte Ressourcen. Dazu kam der Widerstand Jony Ives, der massive Bedenken bezüglich des praktischen Nutzens einer Augen-umschließenden Brille hatte. Eine VR-Brille war in dieser Phase als Idee gestorben, stattdessen verschob man den Fokus auf AR bzw. "Mixed Reality".
Niemand mag klobige VR-BrillenWirklich Schwung bekam die Produktentwicklung, als der Einsatz mehrerer Kameras zur Erfassung der Umgebung sowie der Augenpartie ins Spiel gebracht wurde. Damit ließ sich das Argument ausräumen, wie sehr der Träger einer AR-Brille von der Umgebung abgeschottet sei, denn niemand interagiere gerne mit Personen, der sich offensichtlich in einer anderen Realität bewegt. Die Lösung: Wenn sich auf der Außenseite ebenfalls Displays befinden, ließe sich somit der Gesichtsausdruck abbilden.
Kurswechsel 2019: Autonomie statt iPhone-Accessoire2019 erfolgte ein weiterer, bedeutender Schritt. Jony Ive stellte sich dem Bericht zufolge gegen ein Konzept, welches eine Basisstation benötigte. Der AR-Brille allerdings volle Autonomie zu gewähren, bedeutete gleichzeitig, in einigen Bereichen noch einmal von vorn beginnen zu müssen. Aus diesem Grund kam es zu einer weiteren Verschiebung, denn der ursprüngliche Plan hatte eigentlich gelautet, 2019 oder noch früher mit dem neuen Produkt antreten zu können.