Interview: Cook spricht über Umsatzwarnung, Handelsstreit und Produktpolitik
Nach der Veröffentlichung der
Umsatzwarnung, die den Aktienkurs fallen ließ, erklärt Tim Cook die Gründe in einem
Interview mit dem Sender CNBC. Darin spricht der Apple-Chef ebenfalls über den Handelsstreit zwischen China und den USA, über Maßnahmen gegen den schwächelnden iPhone-Absatz und das Timing von Produktvorstellungen.
Novemberzahlen führen zu PrognosenkorrekturCook betont zu Beginn, dass der iPhone-Umsatz über 100 Prozent verantwortlich für die Warnung zeichnet – und das in erster Linie in China. Man habe schon gesehen, dass sich die Wirtschaft dort in der zweiten Jahreshälfte verlangsamte. Cook glaubt, die Handelsspannungen zwischen den USA und China erhöhen zudem den wirtschaftlichen Druck. Die Zahlen im November sowohl aus den Ladengeschäften als auch den Großhandelskanälen und von den Mobilfunkbetreibern waren in Teilen schlecht. Cook geht von ähnlich schlechten Werten für Dezember aus.
Cook fehlen Mobilfunk-SubventionenCook stellt die Absatzschwäche in den Schwellenländern und speziell in China heraus. Neben dem primären Grund, der schwächelnden Wirtschaft Chinas, sieht er ein Problem in fehlenden Subventionen seitens der Mobilfunkfirmen. Zudem sei die Dollarstärke ein Faktor, in die USA fließe momentan viel Geld, was die Währung stütze. Als weiteren Grund führt Tim Cook das Akku-Tausch-Programm auf. Apple habe die Preise dafür weltweit "dramatisch gesenkt". Kurz spricht Cook auch Probleme in der Lieferkette an, die von den vielen Neuvorstellungen herrührten – er nennt die Apple Watch Series 4 und neue iPad-Pro-Modelle als Beispiel. Auf die Frage, ob er die Befürchtung habe, zu viele Produkte zu schnell auf den Markt zu bringen, wiegelt Cook ab: "Die Geräte kommen heraus, wenn sie fertig sind." Natürlich hätte er gerne das eine oder andere früher herausgebracht.
Apple steuert gegenAuf die Frage von Interviewer Josh Lipton nach den Gegenmaßnahmen spricht der Apple-Chef davon, dass man die fehlenden Subventionen der Mobilfunkprovider über das Trade-In-Programm versuche aufzufangen. Allerdings habe Apple diese Maßnahme nicht so stark vermarktet. Cook sagt: "Das Programm sieht für Kunden aus wie eine Subvention, weil es den Kaufpreis senkt." Als Beispiel nennt er das iPhone XR, welches regulär für 749 US-Dollar gelistet ist, mit der Rückgabe eines iPhone 7 Plus falle der Preis jedoch auf 449 Dollar. Der Deal habe zudem positive Umweltaspekte. Weiterhin nennt er die Ratenzahlung, mit der man ein "unglaublich viel besseres Telefon als das, welches man besitzt" für nur 20 bis 30 Dollar pro Monat erhalte. Zusätzlich setzt Apple auf Service, beispielsweise die Daten vom alten auf das neue Gerät zu übertragen.
Cook fühlt sich gehört von den RegierungenLipton hakt immer wieder in Sachen Handelsstreit zwischen den USA und China nach. Cook antwortet ausweichend. Apple konzentriere sich auf die Faktoren, die der Konzern kontrollieren könne. Ja, es gäbe Berichte von chinesischen Konsumenten, die Apple aufgrund der Herkunft meiden – doch Cook halte deren Menge für gering. Die schwächelnde Wirtschaft sei ein viel stärkerer Faktor. Schließlich sagt er, er habe in diversen Diskussionen seinen Standpunkt bezüglich der Perspektive und Relevanz von Handel gegenüber offiziellen Stellen erläutert. "Ich fühle mich gehört", sagt Cook. Das gelte für beide Seiten und er hoffe auf Veränderung.
Stückzahlen nicht besonders relevantLipton stellt in seiner Frage zu den Quartalsberichten fest, dass Apple anscheinend Stückzahlen für Investoren für nicht mehr relevant halte. Cook betont, man habe schon mit der Apple Watch diesen Weg eingeschlagen. Die Preisspannen seien einfach zu weit. Er sagt, Apple habe in der Vergangenheit diesen Zahlen zu große Bedeutung beigemessen. Als Beispiel führt er die iPhones an: Apple habe Geräte für 300 Dollar und für über 1000 Dollar im Portfolio. Allerdings sollen die Stückzahlennennungen nicht für immer verschwinden: "Wenn wir denken, wir können damit unsere Geschäftszahlen besser erklären, sprechen wir über Einheiten."
Rekorde und AkquisitionenApple gebe aber auch darüber hinausgehende Informationen heraus, etwa Zahlen über die Zugriffe in der Dienste-Sparte. Cook schwenkt auf die Erfolgsgeschichte des Unternehmensbereichs um und führt in der Folge Umsatz-Rekordzahlen auf: App-Store, Apple Music, Apple Pay, Search-Ad und iCloud. Auch in China habe der App Store einen Rekord geknackt, sagt er. Und dass Apple dort in den letzten 12 Monaten über 100 Millionen mehr aktive Geräte registriert habe – die Basis für gute Ergebnisse in der Dienste-Sparte. Auf Unternehmensübernahmen angesprochen, erklärt der CEO, man schaue sich Betriebe jeder Größe an, entscheide aber aus strategischen Erwägungen heraus.