Interview mit Apple-SVPs: ARM-Umstieg erfordert "mehrere Jahre", weitere Aussagen zur generellen Zeit-/Produktplanung
Auf der WWDC lautete Apples Prognose, man wolle innerhalb von zwei Jahren alle Macs von Intel- auf hauseigene Prozessoren umstellen. Dies war eine von mehreren Aussagen, welche es auch vor 15 Jahren vor dem Intel-Switch schon gegeben hatte. Schon auf dem November-Event fiel dann einigen aufmerksamen Beobachtern dann aber eine geänderte Formulierung auf. Aus zwei Jahren wurden "mehrere Jahre" – und auch in
aktuellen Interviews sind Apple-Vertreter nun anscheinend von einer konkreteren Prognose abgerückt. In einem Interview heißt es beispielsweise von Apples Marketing-Chef Greg Joswiak explizit: "This is going to take a couple of years".
Mehrere Jahre? Damit ist wohl nicht die Hardware gemeintDa man 24 Monate normalerweise nicht als "ein paar Jahre" bezeichnet, ist die neue, einheitlich verwendete Formulierung durchaus bemerkenswert. Allerdings sollte man immer den Kontext betrachten, in welchem die Aussage fällt. Im oben angeführten Joswiak-Zitat geht es nämlich nicht darum, wann der letzte Mac auf Apple-Chips migriert wird. Stattdessen heißt es, eine "Transition" dieser Größenordnung erfordere, dass eine gesamte Software-Generation anzupassen sei, man gleichzeitig aber Rückwärts-Kompatibilität gewährleisten müsse.
Dieser Aspekt könne mehrere Jahre dauern und klappe nicht einfach über Nacht. Joswiak meint den gesamten Prozess, nicht nur die Vorstellung neuer Hardware.
Langfristige Planung möglichApples Senior Vice President Hardware, Johny Srouji, äußert sich im Interview noch zu einem anderen interessanten Punkt. Eigene Chip-Entwicklung ermögliche es Apple, schon drei oder vier Jahre vor einem fertigen Produkt genau definieren zu können, was man dann haben wolle. Derlei Planung sei mit Intel, AMD oder irgendeinem anderen Partner schlicht nicht möglich. Federighi fügt hinzu, dass diese langfristige Roadmaps in zweierlei Hinsicht von Bedeutung ist, denn gleichzeitig lässt sich so auch die Software viel besser auf Hardware der Zukunft abstimmen.
Es bleibt spannend, wie zukünftige Pro-Macs aussehenAuch wenn ein kompaktes Ultrabook wie das MacBook Air in vielen Aspekten potente Intel-Hardware überholt, darf man nicht vergessen, dass Apple unter Zugzwang steht. Das aktuelle Portfolio aus günstiger Hardware mit hoher Performance sowie den Macs der "alten Stunde", die für sehr viel höhere Preise teils erheblich weniger bieten, stellt Kunden vor eine merkwürdige Wahl. Auch eine Phase von zwei Jahren wäre eigentlich zu lang – zumal Apple kaum noch einen neuen, Intel-basierten Mac als "Gipfel an Rechenleistung" vermarkten könnte. Wie schon mehrfach diskutiert: Derzeit muss Apple vor allem noch im Grafikbereich zulegen. Während die GPU-Kerne des M1 Intels Chipsatzgrafik deklassieren und sogar mit Mittelklassen-Grafikkarten mithalten können, bedarf es im Pro-Lager wesentlich leistungsfähigerer Chips.