Wie erwartet hatte Apple im vergangenen September nicht nur das iPhone 5s vorgestellt, also den Nachfolger des iPhone 5, sondern auch eine neue Baureihe. Mit dem günstigeren iPhone, bezeichnet als iPhone 5c, sollten weitere Kundenkreise erschlossen werden. Allerdings konnte man sich von Anfang an die Frage stellen, wie dies gelingen soll, wenn das
iPhone 5c gerade einmal 100 Euro günstiger als ein iPhone 5s ist, sich damit weiterhin am oberen Ende der Preisspanne im Smartphone-Markt bewegt und zudem Hardware des des Vorjahres mitbringt. Zahlreiche Studien belegten, dass die überwiegende Mehrheit zum iPhone 5s griff - während Apples Top-Modell wie üblich wochenlang ausverkauft war, konnte man das iPhone 5c überall und zu jeder Zeit ohne Wartezeit erhalten.
Erst vor wenigen Tagen kam eine neue Studie auf, wonach sich das
Verhältnis zwischen verkauften Exemplaren von iPhone 5s und iPhone 5c noch weiter verschlechterte. Von allen erfassten, aktiv genutzten iPhones entfielen auf das iPhone 5 32,65 Prozent, gefolgt vom iPhone 4S mit 23,94 Prozent. Nach weniger als einem halben Jahr auf dem Markt erzielt das iPhone 5s schon 19,31 Prozent. Das im Sommer 2010 präsentierte iPhone 4 liegt immer noch bei 16,43 Prozent, Tendenz allerdings deutlich fallend.
Das iPhone 5c kommt hingegen gerade einmal auf 6,3% - dies mit nur geringen Wachstumsraten. Vergleicht man den steilen Anstieg des iPhone 5s mit der Kurve des iPhone 5c, so lässt sich daraus ableiten,
dass auf fünf verkaufte iPhone 5s nur ein iPhone 5c entfällt. Den reinen Zahlen zufolge erschließt das iPhone 5c daher allenfalls in minimalem Maße neue Märkte - große Käuferschichten werden definitiv nicht angesprochen, wenn man einmal bedenkt, dass auch ein bestimmter Teil der Verkäufe zu Lasten des iPhone 5s geht. Zudem mehren sich die Berichte, wonach die Lager randvoll sind und Apple zu viel produzieren ließ.
Kann man darauf jetzt folgern, dass Apple mit dem iPhone 5c einen eindeutigen Fehlschlag verkraften muss? Nein, so einfach ist es nicht. Apple hatte sich wohl höhere Stückzahlen erhofft, doch auf längere Sicht hin ist der Preisunterschied zwischen iPhone 5s und iPhone 5c bedeutender, als es auf den ersten Blick wirkt. In der vorletzten Woche bot die Telekom das iPhone 5c beispielsweise bereits im mittleren Tarif für nur 50 Cent Zuzahlung an - verglichen mit dem iPhone 5s also nicht mehr 100 Euro sondern schon knapp 150 Euro Differenz..
Angebote wie diese werden sich in Zukunft wiederholen und auch Nutzer ansprechen, die gerne ein iPhone hätten, denen das Top-Modell aber zu teuer ist.
Apple gibt beim iPhone 5c den Ball stärker an die Anbieter ab. Verhindert Apple, dass ein iPhone 5s verramscht wird, so ist es Verkaufsstellen beim iPhone 5c erlaubt, fast nach Belieben Rabatte zu geben. Mehrere große US-Ketten machen inzwischen von dieser Möglichkeit Gebrauch, teilweise schon seit den ersten Verkaufswochen. Der Kauf eines iPhone 5c zum Vollpreis im Apple Store ist mit Sicherheit keine besonders interessante Offerte - der Kauf im Rahmen einer Preisaktion oder beim Abschluss eines Mobilfunkvertrages mit stark subventioniertem Hardwarepreis hingegen schon sehr viel eher.
Wollte Apple einfach nur ein iPhone zum halben Preis anbieten, so könnte diese Aufgabe vom iPhone 4S oder einem anderen älteren Modell übernommen werden. Das 5c war hingegen eine bewusste Entscheidung gegen eine solche Modellpolitik. Apple wollte zwei aktuelle Baureihen anbieten und nicht nur Geräte vom Vorjahr, auch wenn das iPhone 5c das Innenleben des iPhone 5 erbte. Auf diese Weise gab es "das neue iPhone 5c" und "das neue iPhone 5s", anstatt nur ein neues Modell bewerben zu können.
Das Fazit? Man sollte Apples Strategie mit dem iPhone 5c
nicht voreilig als fehlgeschlagen bezeichnen - trotz vergleichsweise geringer Verkaufszahlen und Kritik, die dem 5c vor allem auf stark technik-affinen Portalen wie MacTechNews entgegenschlägt. Das iPhone 5c, bzw. Nachfolgemodelle, werden sich wahrscheinlich niemals so gut verkaufen, wie das aktuelle Spitzenmodell. Die wirklich hohen Margen fährt Apple allerdings auch mit den Topmodellen ein - vor allem dann, wenn der Nutzer 32 bzw. 64 GB Speicher wählt, was mit einem satten Aufpreis versehen ist, Apple aber weitaus weniger kostet.
Apple kann es sich nicht erlauben, ein qualitativ schlechtes und minderwertig verarbeitetes "Billig-iPhone" auf den Markt zu bringen - es ist aber dennoch wichtig, auch etwas günstigere, aktuelle Modelle im Sortiment zu führen- und sei es, um damit das Top-Modell im Vergleich noch attraktiver erscheinen zu lassen. Man kann darüber diskutieren, wie beliebt ein c-Modell wäre, läge der Preis noch einmal um 50 Euro niedriger - doch
vielleicht will Apple das gar nicht, da ein solcher Schritt tatsächlich Verkäufe der margen-stärkeren Modelle kosten würde.
Wie ist Ihre Meinung? Unsere neue Umfrage befasst sich mit genau dieser Frage: Halten Sie das Konzept des iPhone 5c für einen Flop?
Weiterführende Links: