It didn’t take too long, really
Im Westen nichts neuesTrotz Apples legendärer Geheimhaltungspolitik gab es bei dieser Veranstaltung keine echten Überraschungen. Dass Yosemite kommen und welche besonderen Features es haben würde, war längst angekündigt und durch das öffentliche Beta-Programm gab es auch keine neuen Details mehr. Ebenso klar war, dass Apple Pay nun in den USA starten soll. Und die Erwähnung von iOS 8.1 war auch eher eine Randnotiz.
Im Vordergrund stand ganz klar neue Hardware, zu der jedoch dank der unermüdlichen Gerüchteküche ebenfalls fast alles im Vorfeld schon ans Licht der Öffentlichkeit gelangte, weshalb ich an dieser Stelle auch gar nicht näher darauf eingehen möchte. Meine Kollegen haben längst in aller Ausführlichkeit darüber berichtet. Vielmehr möchte ich kurz auf ein, zwei Dinge eingehen, die nur beiläufig erwähnt oder gar nicht präsentiert wurden.
iPad Air 2: Noch flacher und leistungsstärkerEin Wechselbad der Gefühle verursacht bei vielen wohl der neue Mac mini. Mit einem kompletten Re-Design war eigentlich nicht zu rechnen, doch nicht wenige haben sich nach der langen Zeit ohne Überarbeitung wohl etwas mehr gewünscht, als nur ein „Chip-Tuning“. Zudem findet sich keine Quad-Core-Konfiguration mehr im Angebot und das RAM ist verlötet und nicht mehr vom Benutzer selbst erweiterbar. Nichtsdestotrotz: Es hätte auch ganz anders kommen können und Apple hätte gar nichts zum Mac mini sagen können – womit er faktisch tot gewesen wäre. Gar keine Erwähnung fand hingegen das Apple TV – zumindest nicht in Sachen Erneuerung. Und auch von neuen MacBooks war nicht die Rede, wobei hier jedoch bereits bekannt war, dass aufgrund von Verzögerungen bei der Produktion neuer Intel-Prozessoren (Broadwell) mit keiner Ankündigung zu rechnen war. Auch das 12,9“ große iPad Air Plus bleibt weiter Gegenstand von Spekulationen. Nicht weiter schlimm. So haben wir auch in 2015 noch genügend Diskussionsstoff – und Zeit zum sparen.
Was mir persönlich sehr gefehlt hat, war im Zuge der iMac Retina-Präsentation ein neuer Apple Monitor als Ersatz für das inzwischen im Greisenalter angekommene 30“ Cinema Display oder zumindest als Nachfolger des 27“ Thunderbolt Displays. Nach näherer Beschäftigung mit den Besonderheiten des höchst interessanten 5K-Displays des iMac Retina kommen aber Details an den Tag, die eine Erklärung dafür liefern können, warum auch weiterhin kein anständiger „Profi“-Monitor mit aktuellster Technologie von Apple angeboten wird.
Dazu erst mal ein paar Informationen zum 27“-Display im neuen iMac. 5K steht hier für eine Auflösung von 5.120 x 2.880 Pixeln (16:9) bei einer Pixeldichte von 218 ppi, was selbst gegenüber dem längst noch nicht durchgängig etablierten 4K-Standard eine enorme Erhöhung der Pixelmenge bedeutet. Während die reguläre 4K-Auflösung von 4096 x 2160 Bildpunkten insgesamt 8.847.360 Pixel bedeutet, sind es beim iMac Retina sagenhafte 14.745.600 Pixel.
Auflösungsvergleich: 4K zu 5K macht einen Unterschied von fast 6 Megapixeln aus.Das verwendete Panel ist übrigens nicht wirklich einzigartig. Bereits Anfang September hat Dell einen Monitor mit exakt diesen Spezifikationen angekündigt. Der „UltraSharp 27 Ultra HD 5K“ soll Ende des Jahres für geschätzte 2.500 Dollar in den Handel kommen. Dagegen wirkt Apples Angebot um einiges attraktiver, bekommt man hier doch für den selben Preis – und sofort bestellbar – einen ganzen Computer mit sehr anständigen Leistungsdaten im Bildschirm integriert mitgeliefert. Es ist abzusehen, dass der Preis für das Dell-Display daher schon bald nach Marktstart rapide fallen wird.
Technologie-Zwilling: Dell UltraSharp 27 Ultra HD 5KWie genau Apple und Dell auf die genannte Auflösung bei 27“ Diagonale kommen, kann ich nur spekulieren, denn nach meinem Kenntnisstand baut derzeit niemand genau so ein Panel in nur einem Stück. Es ist daher anzunehmen, dass es sich tatsächlich um zwei zusammengesetzte Panels mit je 2560×2880 Pixeln handelt, die per Multi Stream Transport (MST) angesteuert werden, wie es auch bei vielen 4K-Monitoren der ersten Generation der Fall ist und was bei einigen Konfigurationen zu Ansteuerungsproblemen geführt hat, weil diese beiden Displayhälften nämlich sehr genau synchronisiert werden müssen. Vielleicht ist genau das der Grund für diesen ominösen Chip namens „Time Controller“ (oder „T-Con“) im neuen iMac, auf den Apple während der Präsentation extra hingewiesen hat, dessen genaue Aufgabe aber nur vage beschrieben wurde.
Bleibt nur die Frage, warum Apple kein Stand-Alone-Display mit diesem Panel anbietet. Der Grund dafür liegt höchstwahrscheinlich in den nötigen Hardwarevoraussetzungen zur Ansteuerung. Die 5K-Auflösung benötigt nämlich bei einer Bildwiederholfrequenz von 60 Hz eine Signalbandbreite von 26 Gbit/s. Alle bislang erhältlichen Macs bieten maximal DisplayPort 1.2 bzw. Thunderbolt 2 mit 20 Gbit/s Bandbreite. Um das 5K-Display an einem aktuellen Mac nutzen zu können, wäre ein Dual-DisplayPort-Adapter notwendig, der zwei Thunderbolt-Ports (mit individuellen Controllern) belegen würde. Beim Mac Pro 2013 wäre das durchaus machbar, weil dieser über sechs TBT-2-Ports mit drei individuellen Controllern verfügt, aber bei allen anderen Macs mit TBT 2 dürfte das zu praktischen Problemen führen. Erst mit Thunderbolt 3, das 40 Gbit/s Bandbreite bieten wird und den neueren DisplayPort-Standard 1.3 beinhaltet, wird eine komfortable Ein-Kabel-Ansteuerung von 5K-Displays mit 60 Hz möglich sein. Aber das wird frühestens 2016 mit Intels Skylake-Plattform in Macs Einzug halten. Oder anders ausgedrückt: Alle heutigen Mac sind nicht oder nur bedingt kompatibel, selbst wenn die Leistung ihrer Grafikkarten durchaus ausreichen würde.
Schade eigentlich, aber unter diesen Umständen dürfte klar sein, warum Apple vorerst keinen externen Monitor mit 5K anbietet. Ob und an welchen Macs sich der besagte Dell nutzen lassen wird, bleibt abzuwarten. Vorerst müssen wir uns bei externen Monitoren mit 4K begnügen, was sicherlich kein Weltuntergang ist. Für die Rewind habe ich demnächst einen Test des neuen
LG 31“ 4K-Monitors 31MU97 geplant, der seit kurzem für ca. 1.500 Euro im Handel ist. Vielleicht eine gute Alternative. Wir werden sehen.
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