Apple schafft den Chef-Designer ab – Posten wird nicht nachbesetzt
Zu Zeiten von Steve Jobs und Jony Ive war die Design-Abteilung einer der mächtigsten Akteure im Unternehmen. Sehr vieles hatte sich daran zu orientieren, wie Ive das Äußere der Geräte konzipierte. Bei der Produktentwicklung wurde also nicht ein Design um Technologie gebaut, stattdessen hatten sich die Hardware-Teams den Design-Vorgaben zu beugen. Gerne verklärt man, dass diese Philosophie damals durchaus für Kritik sorgte, denn das Mantra "dünner ist besser" ging mit allerlei Kompromissen hinsichtlich Ausstattung, Funktionen oder auch Akkugröße einher. "Vice President of Industrial Design" war dennoch eine Position, die Apple sehr stark prägte.
Chef-Designern kündigte im Oktober ihren Rückzug anIm vergangenen Oktober kündigte Apples Design-Chefin Evans Hankey ihren Rückzug an. Drei Jahre lang stand sie an der Spitze des Design-Teams, allerdings endet bald die sechsmonatige Frist, die sie noch bei Apple verbringen wollte. Während es zunächst hieß, die Nachfolgersuche gestalte sich
schwierig, scheint sich das Blatt gewandelt zu haben. Im Rahmen einer Umstrukturierung ist nun nämlich gar nicht mehr geplant, noch einen Vice President of Industrial Design zu beschäftigen. Nach Jahrzehnten fällt die Stelle wohl
komplett weg, stattdessen sollen die Design-Teams COO Jeff Williams unterstehen.
Degradierung? Abwertung? Eher nicht!Dies mag auf den ersten Blick nach einer kompletten Degradierung der Design-Abteilung klingen, die nun einer fachfremden Person untersteht. Das ist allerdings nicht der Fall. Auch wenn es zunächst kurios erscheint, dass ein Chief Operating Officer die Verantwortung für Produktdesign trägt, ist der Schritt keineswegs abwegig – zumindest bei Apple. Jeff Williams bringt nämlich einiges an Expertise mit und gilt beispielsweise als jene Person, die der Apple Watch zum Erfolg verhalf. Ives Ansatz, die Apple Watch in erster Linie zu einem Modeartikel zu machen, ging bekanntlich nach hinten los. Williams trieb hingegen den Kurswechsel hin zu einem Fitness- und Gesundheitsprodukt an und machte die Produktkategorie damit zu einem Kassenschlager.
Design wird Apple weiterhin prägenTrotz der bemerkenswerten Umstrukturierung ist nicht damit zu rechnen, dass Apple-Produkte in Zukunft nicht mehr durch ihr sorgsam gestaltetes Äußeres glänzen. Produktdesign wird weiterhin ein essenzielles Merkmal sein. Evans Hankey hatte in den letzten drei Jahren zumindest keine erkennbaren Design-Akzente gesetzt, die nun beerdigt werden –wenngleich unbekannt ist, wie viel Verantwortung ihr tatsächlich unterlag. Wie es hieß, sei der Rahmen für komplett neuartige Ideen ohnehin sehr viel enger gesteckt als früher. Was übrigens ebenfalls gegen eine Degradierung der Design-Abteilung spricht: Langjährige Mitglieder des Design-Teams sollen in Zukunft viel mehr Verantwortung erhalten. Zwar gibt es keinen erklärten Design-Chef, dafür mehr Mitsprache derer, die über viele Jahre lang Ideen umgesetzt haben.