Jimmy Iovine hält kostenloses Musikstreaming für kulturschädigend
Jimmy Iovine, seines Zeichens Gründer von Beats Electronics und mitverantwortlich für Apple Music, sieht in der Praxis von konkurrierenden Streaming-Diensten wie
Spotify eine Gefahr für die Musikkultur. Kostenlose Angebote entzögen den Künstlern ihre finanzielle Grundlage. Auf dem Vanity Fair New Establishment Summit in San Francisco sprach er außerdem über die Übernahme seiner Firma durch Apple. Außerdem äußerte er sich schwammig zum Erfolg von Apple Music.
Kritik an „Freemium“Es war dem Beats-Gründer offensichtlich ein großes Anliegen, seinem Ärger über die Freemium-Angebote der Konkurrenz Luft zu machen. „Kostenlos ist ein echtes Problem“, sagte er. „Dieses ganze Gerede rund um Freemium - vielleicht war das früher mal nötig. Heutzutage ist das Hütchenspielen.“ (
) Konkret ging dieser Schuss wahrscheinlich in Richung Spotify, dem Marktführer im Musikstreaming-Bereich. Spotify bietet neben einer Bezahl-Version auch eine kostenlose Variante, in der dafür regelmäßig Werbung geschaltet wird. „Solche Unternehmen schaffen sich Aufmerksamkeit auf dem Rücken der Künstler“, schimpfte Iovine.
Mit Apple Music habe man sich stattdessen bewusst gegen eine Gratis-Variante entschieden, um der Musikkultur keinen Schaden zuzufügen. Natürlich sind diese Aussagen interessengeleitet, denn Apple Music ist auch schon heftig für seinen Umgang mit den Musikern kritisiert worden. Seinerzeit ging es darum, dass Apple die Künstler für die Dauer des Gratis-Angebots nicht entlohnen wollte - was der Konzern auf öffentlichen Druck hin dann doch tat. Außerdem tauchten bereits öfter Gerüchte auf, Apple übe Druck auf Plattenfirmen aus, ihr Angebot nicht mehr den Konkurrenten Spotify und Co. anzubieten.
Jimmy Iovine mit Tim Cook, Dr. Dre und Eddy Cue„Apple Music läuft gut“Schließlich äußerte sich Iovine auch implizit zu den Nutzerzahlen von Apple Music. Konkrete Zahlen nannte er natürlich nicht, aber er ließ sich zu der Äußerung hinreißen: „Wenn es nicht gut laufen würde, wäre ich nicht hier.“ Seine ärgerliche Bemerkung, dass Nutzergenerierung mithilfe von kostenlosen Angeboten nicht schwierig wäre und Apple Music auf diese Art leicht hätte Hunderte Millionen Abonnenten haben können, weist aber darauf hin, dass Apples Abonnentenzahl tatsächlich deutlich unter den Werten der Konkurrenz liegt.
„300 Irre bei Apple“In dem Interview ging es aber nicht nur um Apple Music und die amerikanische Musikkultur, sondern auch um die Geschichte der Beats-Übernahme durch Apple. Durch den Kauf seien „300 Irre“ zu Apple gestoßen, die eine Zeit brauchten, um mit den Apple-Vorstellungen auf einer Wellenlänge zu liegen. „Die meisten Medienunternehmen haben keine Ahnung von Technik, die meisten Technikunternehmen haben keine Ahnung von Kultur“, sagte er, um die Unterschiede darzulegen. Inzwischen aber sei man beieinander angekommen und Apple Music sei der Produkt gewordene Ausdruck dafür.