Jonathan: Der Vorfahre des kommenden Mac Pro – als Apple schon einmal mit Modul-Macs experimentierte
Apple zeigt wohl im kommenden Jahr, was mit dem "modularen Mac Pro" gemeint sein könnte – stellt sicherlich nicht einfach nur einen herkömmlichen Tower vor, denn für eine solche Bauweise hätte es nicht zwei Jahren an Entwicklungszeit bedurft. Als denkbar gilt stattdessen ein würfelartiges Konzept, bei dem die Komponenten miteinander verbunden werden. In diesem Falle gäbe es den Basis-Mac – und weitere Ausstattung dann über zusätzliche Bauteile. Neu ist diese Idee natürlich nicht. Wer einen Blick weit zurück in die Apple-Geschichte wirft, findet nämlich ähnliche
Gedankenspiele. Mitte der 80er erörtere man die Idee, wie sich der Mac auf möglichst viele Schreibtische bringen ließe – indem man ein System anböte, das auch PC-Besitzer anspricht.
Ein Lösungsansatz lautete, die modulare Bauform zu verfolgen. Als Grundlage dafür sollte ein Backbone mit einem Prozessor des Typs Motorola 68030 dienen, der die Aufgabe erfüllte, grundsätzliche Computerfunktionen bereitzustellen und weitere Module aufzunehmen. Dabei wiederum konnte es sich um Erweiterungen handeln, die kompatibel zu Apple II, Mac, UNIX oder DOS waren und somit in maximaler Ausbaustufe jedwede Software ausführten. Auch Laufwerke oder Netzwerkkarten schwebten den Ingenieuren vor. Für den Normalanwender hätte die Grundausstattung gereicht, die man aber natürlich nach und nach erweitern könnte.
Der erste Designvorschlag (1985)
Das Konzept wurde unter dem Projektnamen "Jonathan" geführt, die Designvorschläge kamen wie so oft von Hartmut Esslinger. Ihn begeisterte an der Idee, dass der Computer komplett anders als bisherige Geräte aussehen und arbeiten würde – und Nutzer zudem wesentlich mehr Freiheit, Performance und Individualität erhielten. Doch genau dies beschrieb auch die Sorge des Managements, da man sich möglicherweise damit ein trojanisches Pferd ins Haus hole. Die "Freiheit", DOS auf den Mac zu holen könnte zwar Hardware-Kunden anziehen, diese dann aber ins "gegnerische Lager" führen. Jean-Louis Gassée, damals Vice President der Produktentwicklung, war auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen gegen die Umsetzung. Gleich drei Jonathans hätte man verkaufen müssen, um den Gewinn eines Macintosh II zu erzielen – so seine Prognose.
Ein modularer Macintosh hellem Gehäuse
Mit der Präsentation im Juni 1985 ging auch das direkte Projektende einher, denn zu viele Gründe sprachen nach Apples Auffassung gegen eine Fortführung. Allerdings übernahmen zukünftige Macs markante Designelemente des Esslinger-Konzepts, beispielsweise die Gestaltung der Ecken und Kanten sowie die Rippen auf den Gehäuseseiten. Man darf sehr gespannt sein, ob 35 Jahre später eventuell nun doch ein Mac präsentiert wird, der die damaligen Ideen wieder aufgreift.