Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

KI-Musik: Ideenklau mithilfe von Apple Music? Musikindustrie erhebt eindeutige Vorwürfe – kommt es zum großen Prozess?

Auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Chatbots und Bildgeneratoren sorgen wegen ihrer Leistungsfähigkeit einerseits für Begeisterung. ChatGPT, Bard, DALL-E oder Midjourney wecken aber auch Befürchtungen, etliche Berufszweige könnten in nicht allzu ferner Zukunft aussterben. Insbesondere Grafikdesigner, Autoren und Journalisten sehen sich durch die Technik bedroht. Gleiches gilt für einen Bereich der Kunst, welcher bislang im Zusammenhang mit Maschinellem Lernen nur selten erwähnt wurde: Musik. KI-Systeme sind nämlich mittlerweile durchaus in der Lage, mehr oder weniger ansprechende Kompositionen zu erstellen – ein entsprechendes Training natürlich vorausgesetzt.


Maschinelles Lernen wirft Urheberrechtsfragen auf
Maschinelles Lernen, wie es etwa vom Unternehmen OpenAI für das Sprachmodell GPT-4 und den darauf fußenden Chatbot ChatGPT eingesetzt wird, wirft allerdings juristische Fragen auf. Für das Training wird nämlich zwangsläufig zumindest zum Teil auf urheberrechtlich geschütztes Material zurückgegriffen. Das trifft natürlich auch auf KI-Bildgeneratoren und Systeme zu, welche Musik erzeugen. Google beispielsweise arbeitet dem Vernehmen nach an einem Kompositionsmodell namens „MusicLM“, das bislang angeblich mit Musikdateien von 280.000 Stunden Gesamtdauer gefüttert wurde. Dieses und andere Projekte rufen jetzt ein Unternehmen auf den Plan, welches zu den ganz großen Playern im Musikgeschäft zählt.

Apple Music und Spotify sollen KI-Zugriffe blockieren
Die Universal Music Group (UMG) will in Erfahrung gebracht haben, dass KI-Systeme unter Zuhilfenahme von Inhalten trainiert werden, die auf Apple Music und Spotify zur Verfügung stehen. Das berichtet die Financial Times (Bezahlschranke). Zur Auswertung gekommen seien dabei sowohl Melodien als auch Songtexte, ohne dass entsprechende Nutzungsrechte vorlagen. Die Unternehmen hätten den Komponisten und Textdichtern auch keine Lizenzgebühren gezahlt, so UMG. Das weltweit größte Major-Label hat Apple Music, Spotify und andere Streamingdienste daher nach eigenen Angaben im März dieses Jahres aufgefordert, Zugriffe von Entwicklern zu blockieren, welche die Services für KI-Training nutzen. Ob die kontaktierten Unternehmen diesem Ansinnen nachgekommen sind, ist nicht bekannt.

Universal will Komponisten und Textdichter schützen
UMG betonte gegenüber der Financial Times, man trage die moralische und geschäftliche Verantwortung, Künstler vor der nicht genehmigten Nutzung ihrer Werke zu schützen. Das Unternehmen erwartet dasselbe auch von Partnern wie Apple Music und Spotify, diese müssten die Kreativen ebenfalls vor Schäden bewahren. „Wir werden nicht zögern, geeignete Maßnahmen zu unserem Schutz und dem unserer Künstler zu ergreifen“, erklärte das Major-Label gegenüber der Zeitung. Es ist daher durchaus wahrscheinlich, dass die Auseinandersetzung um das Training von KI-Systemen in nicht allzu ferner Zukunft vor Gerichten ausgetragen wird.

Kommentare

Embrace12.04.23 17:34
Schwierig. Was ist denn der Unterschied, wenn sich ein Musiker von anderen Stücken inspirieren lässt – unterbewusst oder willentlich? In beiden Fällen muss er ebenfalls keine Nutzungsrechte erwerben – vom Samplen mal abgesehen.
+11
Nebula
Nebula12.04.23 17:37
Tja, bald dürfen nur noch jene Musik machen, die keine fremde Musik hören – oder sie müssen Lösegeld zahlen. 😁
»Wir werden alle sterben« – Albert Einstein
+9
Sascha77
Sascha7712.04.23 18:40
Embrace
Schwierig. Was ist denn der Unterschied, wenn sich ein Musiker von anderen Stücken inspirieren lässt – unterbewusst oder willentlich? In beiden Fällen muss er ebenfalls keine Nutzungsrechte erwerben – vom Samplen mal abgesehen.
Es fängt schon mal damit an, dass eine KI-Serverfarm das x-fach extensiver und schneller kann als ein Mensch. Wie viele Jahre braucht ein Mensch, um sich den Apple Music Katalog durchzuhören?

Die Musiker haben ihre Werke zum Konsum durch Menschen lizensiert, nicht für Bots.
+1
haschuk12.04.23 18:51
Embrace
Schwierig. Was ist denn der Unterschied, wenn sich ein Musiker von anderen Stücken inspirieren lässt – unterbewusst oder willentlich? In beiden Fällen muss er ebenfalls keine Nutzungsrechte erwerben – vom Samplen mal abgesehen.

Das ist nicht so eindeutig und wird im Zweifelsfall vor Gericht ausgefochten. Und nicht jeder Fall wird so wie bei Stairway to Heaven entschieden.

Und natürlich gibt es eine ganze Reihe auch prominenter Künstler, die sich der Inspiration bewusst sind und nach den Rechten fragen und löhnen. Prominentes Beispiel ist Coldplay, die Kraftwerk Linien benutzt und lizensiert haben (keine Samples).
0
Krispo9912.04.23 18:59
Bei dem was in den Top 10 ist, kann die KI locker interessantere Musik machen.
+19
MacKaltschale12.04.23 20:04
Sascha77
Embrace
Schwierig. Was ist denn der Unterschied, wenn sich ein Musiker von anderen Stücken inspirieren lässt – unterbewusst oder willentlich? In beiden Fällen muss er ebenfalls keine Nutzungsrechte erwerben – vom Samplen mal abgesehen.
Es fängt schon mal damit an, dass eine KI-Serverfarm das x-fach extensiver und schneller kann als ein Mensch. Wie viele Jahre braucht ein Mensch, um sich den Apple Music Katalog durchzuhören?

Die Musiker haben ihre Werke zum Konsum durch Menschen lizensiert, nicht für Bots.

Das kann kein relevanter Grund sein.

In meinen Bandübernahmeverträgen, die aus der Zeit vor der Online-Nutzung stammen, steht nichts davon drin, ob Automaten die Musik hören dürfen oder nicht.

Aber die Entwicklung begrüße ich sehr, nichts ist besser, als wenn neue Ausdrucksformen und Möglichkeiten geschaffen werden. Die Panik der Musikindustrie und Verwertungsgesellschaften besteht darin, dass sie wissen, dass irgendjemand irgendwann den Killer-Service anbieten wird, auf dem sich jeder seine Musik selber schafft und dass sie es wieder nicht selbst auf die Reihe kriegen werden. So etwas wie DJs, die den richtigen Prompt draufhaben, sind dann am Zug. Und ihnen wird ein großes Stück vom Kuchen genommen werden.
Die Filmindustrie und Gaming Branche wird auch noch irgendwann schreien, wenn man sich seine (interaktiven) Filme nach dem Prinzip der Holodecks in TNG schreiben kann (also ich beziehe mich auf den kreativen Prozess des Story-Layouts, Umsetzung als natürlich als Film oder VR)
Noch ist das alles in seinen wirklich krassen Auswirkungen in weiter Ferne, aber es ist unausweichlich und absehbar.
Dann sind zwar so ziemlich alle Bereiche, in denen ich berufliches Können und Erfahrungen habe, an AI verloren und ich kann dumm aus der Wäsche schauen, aber das ist gut so, denn es muss immer weiter gehen.
+7
Embrace12.04.23 20:07
Mir geht es ja um die grundsätzliche Frage, wie Musik entsteht. Nur, weil man eine KI trainiert hat, was „gut“ klingt, heißt es ja nicht, dass diese dann 1:1 umgesetzt wird. Und eben auch die Frage, wie der Mensch Musik komponiert. Hier wird ebenfalls auf bereits Vertrautem aufgebaut und neues geschaffen.

Ich sehe es eher so, dass einer KI eine Sprache in Form von Wörtern beigebracht wird, wie man diese sinnvoll zusammensetzt. Was dann dabei herauskommt muss ja nichts mit dem Original zu tun haben. Von uns schreibt ja auch niemand wie bekannte Autoren, aber trotzdem bedient man sich –auch unterbewusst – gewissen Schemata.

Aber ich verstehe natürlich auch die andere Seite und auch die Möglichkeit, andere Stücke recht ähnlich nachzubilden.
KI übrigens Beethovens 10. Symphonie vollendet: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/urauffuehrung-beethoven-10-symphonie-kuenstliche-intelligenz-computer-100.html
+4
MacKaltschale12.04.23 23:07
Embrace
Mir geht es ja um die grundsätzliche Frage, wie Musik entsteht.

Musik entsteht in 99,99 Prozent der Fälle als Plagiat bereits gehörter Musik. Der Oberbegriff dafür nennt sich dann Stilrichtung. Neben dem groben Plagiat der Stilrichtung gibt es dann beliebte Wiederholungen wie die berühmten vier Hit-Akkorde

Die großen, wirklich neue Stilrichtungen prägenden Entwicklungen in der Musik sind Jahrzehnte her.
+2
MacSquint
MacSquint13.04.23 00:24
MacKaltschale
Embrace
Mir geht es ja um die grundsätzliche Frage, wie Musik entsteht.

Musik entsteht in 99,99 Prozent der Fälle als Plagiat bereits gehörter Musik. Der Oberbegriff dafür nennt sich dann Stilrichtung. Neben dem groben Plagiat der Stilrichtung gibt es dann beliebte Wiederholungen wie die berühmten vier Hit-Akkorde

Die großen, wirklich neue Stilrichtungen prägenden Entwicklungen in der Musik sind Jahrzehnte her.

selten so viel Unsinn auf einmal gelesen
-4
crazyjunk13.04.23 00:47
MacSquint
selten so viel Unsinn auf einmal gelesen

als aktiver musiker muss ich sagen, das triffts eigentlich sehr gut. wir sind als band nur erfolgreich, weil wir verschiedenste schon bestehende genres und sounds kreativ zusammenmischen. ich befürchte aber die KIs werden nur genau diese 4 akkorde lernen .. hehe

und ganz davon abgesehen sind lady gaga UND rhcp beides richtig geile acts, die sich beide dieser 4 akkorden bedienen, welche die beatles schon (oder viele davor) schon etabliert haben.

wenn ich mich als kreativer mensch von KI einschüchtern lasse mach ich was falsch.meine meinung. wenn die industrie nach musik sucht, die keine ID hat und grad halt für ein tiktok video reicht is das okay. aber es gibt seehr viel libehaber:innen und geniesser:innen im underground mit kleinen clubs!
+3
Roony13.04.23 05:25
dann bleibt uns ein Dieter Bohlen und eine Helene Fischer erspart ?!
verlockend.
+3
jens-ulrich
jens-ulrich13.04.23 09:17
Die Diskussion greift meines Erachtens zu kurz. Denn die Bild-KI nutzt genauso die Bilder der Millionen Künstler, die ihre Werke ins Netz gestellt haben. Nur haben die Maler und Zeichner keine so starke Lobby wie die Musikindustrie. Und was ist mit Texten? Menschliche Stimmen? ...
+2
konnektor13.04.23 09:41
Sascha77
Die Musiker haben ihre Werke zum Konsum durch Menschen lizensiert, nicht für Bots.
Dann dürfte Musik überhaupt nicht digital angeboten werden, denn schon vor der KI wurde die Musik automatisch durchsucht, für Empfehlungen, für Song-Texte ...
+3
duerre13.04.23 09:59
MacKaltschale
Neben dem groben Plagiat der Stilrichtung gibt es dann beliebte Wiederholungen wie die berühmten vier Hit-Akkorde
Danke für den Link – sehr unterhaltsam!
0
Sascha77
Sascha7713.04.23 10:40
Roony
dann bleibt uns ein Dieter Bohlen und eine Helene Fischer erspart ?!
verlockend.
Nein, die werden jetzt lizenzfrei multipliziert.
konnektor
Sascha77
Die Musiker haben ihre Werke zum Konsum durch Menschen lizensiert, nicht für Bots.
Dann dürfte Musik überhaupt nicht digital angeboten werden, denn schon vor der KI wurde die Musik automatisch durchsucht, für Empfehlungen, für Song-Texte ...
Wenn ich mich recht erinnere, haben diverse Künstler ihre Musik zunächst nicht für Downloads und/oder später Streaming freigegeben. Die Verträge werden bei solchen "Revolutionen" also schon an neue Vertriebskanäle und Techniken angepasst.
0
MacKaltschale13.04.23 15:43
Sascha77
Roony
dann bleibt uns ein Dieter Bohlen und eine Helene Fischer erspart ?!
verlockend.
Nein, die werden jetzt lizenzfrei multipliziert.
konnektor
Sascha77
Die Musiker haben ihre Werke zum Konsum durch Menschen lizensiert, nicht für Bots.
Dann dürfte Musik überhaupt nicht digital angeboten werden, denn schon vor der KI wurde die Musik automatisch durchsucht, für Empfehlungen, für Song-Texte ...
Wenn ich mich recht erinnere, haben diverse Künstler ihre Musik zunächst nicht für Downloads und/oder später Streaming freigegeben. Die Verträge werden bei solchen "Revolutionen" also schon an neue Vertriebskanäle und Techniken angepasst.

Mein Vertrag stammt aus 1994 und das Zeug ist inzwischen bei Apple Music, Spotify und Amazon erhältlich, sogar in einer neu remasterten Fassung. Das letzte Mal kommuniziert habe ich mit der Plattenfirma in 1997 und mit dem Verlag als ich aufgeklärt werden wollte, wie das denn alles passieren kann, ohne dass man mich fragt.
Es dürfte somit im Regelfall nicht notwendig gewesen sein, eine Anpassung vorzunehmen.

Es gab auch nie ein Gesetz, das die Analyse von Kunstwerken geregelt hätte. Im Gegenteil, die wird an Universitäten mit Steuergeldern gefördert.

Solange es sich nicht um ein direktes Plagiat handelt, das sich einer kreativen Schöpfung anderer direkt bedient, sondern um eine statistische Auswertung auf deren Basis etwas vollkommen neues entsteht, halte ich die Forderungen für haltlos. Menschen dürfen auch urheberrechtlich geschützte Werke hören, die Titel in ihrem Hirn speichern, verarbeiten und mit dieser Musik im Kopf dann etwas neues schaffen. Warum sollte man diesen Prozess also nicht durch KI optimieren dürfen?
+1

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.