+ + + Aus aktuellem Anlass unterbrechen wir unser laufendes Programm für eine wichtige Rewind-Meldung aus der Kamerawelt. + + +
Auf den ersten Blick scheint es sich bei der neuen
Sony Alpha 9 III "nur" um eine weitere spiegellose Systemkamera zu handeln. Die 24,6 Megapixel Auflösung des Vollformatsensors passen dabei nicht so wirklich zum Preisschild, werden in dieser Region doch inzwischen eher Kameras mit 60+ Megapixeln erwartet. Aber der Clou der A9 III verbirgt sich hinter der Bezeichnung "Global Shutter".
Dabei handelt es sich um eine schon seit vielen Jahren erwartete Entwicklung. Tatsächlich gibt es schon Sensoren mit Global Shutter, aber bislang nicht für Systemkameras mit großen Sensoren. Schon gar nicht für Vollformat. Bereits 2015 gab es Anzeichen, dass Sony bald den Global Shutter einführen würde (
siehe hier in Rewind). Doch die Technik war am Ende doch viel anspruchsvoller und erforderte zuvor die Entwicklung anderer Technologien (wie Stacked CMOS), um verwirklicht werden zu können. Doch nun ist es so weit.
Was ist "Global Shutter"?Für die Nicht-Foto-Nerds in Kurzform: Normalerweise arbeiten Systemkameras mit ihren vergleichsweise großen Sensoren mit einem vor dem Sensor platzierten mechanischen Schlitzverschluss (
Wikipedia), der die Belichtung steuert. Dieser "Vorhang" bewegt sich, je nach Belichtungszeit, mit mal mehr, mal weniger großem Schlitz vertikal über den Sensor.
Die meisten heutigen Digitalkameras bieten alternativ zum mechanischen Verschluss auch einen elektronischen Verschluss. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, weshalb bis heute mit wenigen Ausnahmen (z. B. Nikon Z9) alle DSLMs auch einen mechanischen Verschluss haben.
Die Belichtung auf dem Sensor erfolgt Zeile-für-Zeile. Das benötigt eine gewisse Zeit und führt zu gewissen Problemen. So kann beispielsweise bei Videoaufnahmen ein schneller Schwenk zu gekippten vertikalen Linien führen, oder rotierende Flugzeugpropeller werden seltsam verbogen dargestellt was "
Rolling Shutter Effect" genannt wird.
Bei einem Global Shutter erfolgt die Belichtung auf der gesamten Sensorfläche und mit allen Pixeln gleichzeitig. Somit kann beispielsweise der Rolling Shutter Effect nicht mehr auftreten. Aber das Konzept hat noch andere Vorteile. So kann es beispielsweise bei künstlicher Beleuchtung mit flackernden oder gepulstem Licht (wie bei LED) nicht mehr passieren, dass die Bilder Streifen aufweisen. Und für Blitzfotografie ermöglich ein Global Shutter beliebige Blitzsynchronzeiten. Normale Kameras sind hier meist bei oder um 1/300s am Ende.
Im Grunde genommen kann auf einen mechanischen Verschluss damit also komplett verzichtet werden. Sony schreibt dazu: "Frei von den Beschränkungen, die herkömmliche Bildsensoren mit mechanischem Verschluss auferlegt sind, erreicht die Alpha 9 III eine maximale [kürzeste] Verschlusszeit von 1/80.000 Sek. (1/16.000 Sek. bei Serienaufnahmen)" – Wow! Interessanterweise ist auf den Bildern von Sony zu sehen, dass die A9 III wohl trotzdem einen mechanischen Verschluss hat. Ob dies nur dazu dient, den Sensor zu schützen, oder ob der Verschluss wahlweise auch für die Belichtung genutzt werden kann, konnte ich in der Kürze der Zeit noch nicht ermitteln.Das ergibt sich bestimmt noch.
Aber die A9 III kann noch mehr. So erlaubt sie Serienaufnahmen bei voller Auflösung mit AF und Belichtungsmessung (AE) in rasender Geschwindigkeit: 120 Bilder pro Sekunde. Puh! Bei den dabei auftretenden Datenmengen (6GB/s, 14 Bit RAW) reicht der Buffer allerdings nur für 1,6 Sekunden. Plus einen einsekündigen Buffer für "Pre-Capture", der die Aufzeichnung schon bei halb durchgedrücktem Auslöser beginnt. Bei derart vielen Fotos wird die Wiedergabe jetzt anders gehandhabt: Bilder, die mit sehr hoher Geschwindigkeit aufgenommen wurden, werden als Videosequenz im Sucher oder auf dem Display wiedergegeben. Und natürlich kann man die Serienbildgeschwindigkeit verringern. Sony bietet alternativ einen "Speed Boost" an, der standardmäßig über die C5-Funktionstaste auf der Vorderseite der Kamera aktiviert werden kann. Durch Drücken der auch anderweitig konfigurierbaren Taste können Fotografen nur bei Bedarf auf 120 Bilder pro Sekunde wechseln.
Keine Frage. Mit der Alpha 9 III hat Sony einmal mehr seine Technologie-Führerschaft auf dem Gebiet der Bildsensoren unter Beweis gestellt. Und die A9 III ist auch sonst eine absolut beeindruckende Kamera, die noch viel mehr tolle Features bietet. Alle Details finden Sie auf der
Produktseite. Der Preis soll übrigens bei 6.999 Euro liegen. Doch die Japaner haben noch ein weiteres Ass im Ärmel…
Die Objektiv-Granate hinterherZeitgleich mit der A9 III wurde das neue High-End-Objektiv G Master FE 300 mm F2.8 GM OSS vorgestellt. Auch hier täuscht der erste Blick, denn das Tele sieht aus, wie viele andere dieser Art. Bei genauerer Betrachtung aber erkennt man, dass das neue Sony ungleich kleiner ist. Und erheblich leichter als die Konkurrenten ist es auch. Mit einem Gewicht von ca. 1470 Gramm (ohne Stativanschluss) wiegt es nur etwa halb so viel, wie das Nikon-Pendant.
Nikon hatte kürzlich mit dem Z 600mm f/6.3 VR S (siehe
hier) ebenfalls ein vergleichsweise sehr kleines Supertele vorgestellt. Sony kontert das nun mit diesem leckeren 300er. Und wie es scheint, kommen dank neuer Technik in Zukunft noch viel mehr spürbar leichtere und kompaktere Superteles auf uns zu.
Das Sony G Master FE 300 mm F2.8 GM OSS ist ab Ende Januar 2024 zum UVP von 6.699 Euro bei ausgewählten Sony Vertragshändlern verfügbar.
Und damit gebe ich zurück ins Studio nach Mainz.