Kameras verkaufen sich immer schlechter – Marktsättigung oder immer bessere Smartphone-Kameras schuld?
Die Camera & Imaging Products Association in Japan, kurz
CIPA, führt seit längerem ausführliche Statistiken über die weltweiten Absatzzahlen von Foto-Kameras. Dabei unterscheiden die Marktbeobachter primär zwischen sogenannten Systemkameras mit wechselbaren Objektiven (DSLRs, spiegellose Systemkameras etc.) und solche mit fest eingebautem Objektiv, also vornehmlich Kompaktkameras. In allen Bereichen zeigen die Zahlen nur in eine Richtung: nach unten.
Hier die aktuelle Kurve aus Juni 2019 (Orange) für alle Kameras weltweit, mit Vergleich zu den Vorjahren 2018 (Schwarz) und 2017 (Blau):
„DSC“ steht für Digital Stil Camera.
Wurden im Juni 2017 noch 2.205.758 Einheiten verkauft, ist die Zahl in diesem Juni auf 1.252.447 Einheiten gesunken. Ein Rückgang von rund 43 %. Und der Trend scheint sich kontinuierlich fortzusetzen.
Bei Kameras mit fest eingebautem Objektiv (Point & Shoot) ist der Rückgang stärker als bei Systemkameras. Das ist weniger verwunderlich, können sich Systemkameras mit ihren Möglichkeiten doch nach wie vor sehr deutlich von der Smartphone-Konkurrenz abgrenzen. Dennoch ist auch der Markt für DSLRs und Mirrorless-Systemkameras stark im Sinkflug.
Links: Absatz von Kameras mit Wechselobjektiv.
Rechts: Absatz von Kameras mit fest montiertem Objektiv.
Welche Ursachen genau dahinter stecken, ist schwer zu sagen, aber vermutlich handelt es sich um einen Mix aus den in der Überschrift genannten Gründen. Inzwischen nennt fast jeder eine eigene Kamera mit ausreichend Leistung sein Eigen. Und wer nicht, ist zumeist mit der eingebauten Kamera seines Smartphones zufrieden. Marktsättigung und Smartphone-Konkurrenz gehen also Hand in Hand.
Die wahrscheinlichsten Gründe für Marktsättigung ähneln denen, die auch im Markt für Smartphones für eine deutlich Abkühlung gesorgt haben, primär der Mangel an überzeugenden neuen Features. Immer nur mehr Megapixel und höhere Serienbildgeschwindigkeiten zu ständig steigenden Preisen verlocken immer weniger zu einem schnellen Modellwechsel. Mit einer guten Systemkamera von 2015 kann man heute noch immer hervorragende Fotos machen. Die werden auch dadurch nicht besser, dass die Dateigröße durch mehr Pixel immer weiter zunimmt und die Kameras immer mehr Bilder pro Sekunde aufnehmen können.
Ein wichtiger Punkt, der zumindest zeitweise wieder für steigende Verkaufszahlen sorgen könnte, wäre eine den Smartphones mindestens ebenbürtige Implementation von „Computational Photography“. Etwa, um die JPEG-Ergebnisse deutlich zu verbessern und die Notwendigkeit zur Nachentwicklung aus RAW-Dateien zu verringern. Auf diesem Gebiet haben die Kamera-Hersteller noch großen Nachholbedarf.