Kartell-News: Mögliche Chrome-Abspaltung, Apple-Beobachtung in der EU
Seit Monaten sorgen die "Antitrust probes" für Schlagzeilen – Ermittlungen der Wettbewerbshüter zahlreicher Länder, ob die Tech-Riesen Apple, Google, Facebook und Amazon ihre Marktmacht missbrauchen. Einiges erinnert an die Fragestellung, mit der Microsoft einst kontinuierlich in Verbindung gebracht wurde. Ist eine Plattform zu groß und zu einflussreich, dann kann das jeweilige Unternehmen eigene Produkte nach Belieben etablieren und Konkurrenz verhindern. Ab einer gewissen Ausprägung handelt es sich dann nicht mehr nur um ein erfolgreiches Produkt oder einen populären Dienst, sondern um ein wettbewerbsrechtliches Problem. So wie Microsoft einst Formate und Standard-Programme diktierte, haben heutzutage die erwähnten Tech-Riesen viel Macht in der Hand – zu viel, wie man vielerorts der Ansicht ist.
US-Justizministerium stellt Chrome auf den PrüfsteinBekanntlich erschien gerade erst ein 450-seitiger Bericht, der die Erkenntnisse des US-Kongress wiedergibt und den Tech-Riesen
schwere Vorwürfe macht. Bei Apple ist die Geschäftspolitik rund um den App Store als problematisch dokumentiert, bei Google sorgt hingegen Chrome für Probleme. Das US-Justizministerium
prüft momentan beispielsweise, ob der überaus erfolgreiche Browser vom Unternehmen loszulösen sei. Mit einem Marktanteil von über 60 Prozent kann Google gleich mehrere Märkte maßgeblich beeinflussen, denn die Google-Suche ist natürlich ein wichtiger Bestandteil von Chrome.
Gleichzeitig sorgt Googles Dominanz auf dem Werbemarkt für potenzielle Schwierigkeiten. Auch Google kündigte das Ende der "Third Party Cookies" in Chrome an. Anders als bei Apple und Safari betrifft dies aber nicht nur eine Browsereinstellung, sondern den Kernmarkt des Unternehmens. Die zu erwartenden Verschiebungen sind gewaltig – in die beste Ausgangslage bringt sich Google als Plattformbetreiber aber selbst. Für Drittanbieter wird es schwer, für Google eher nicht.
Apple gerät in Europe verstärkt ins VisierIn Europa ist hingegen auch Apple
nicht weit davon entfernt, Schranken gesetzt zu bekommen. Erneut geht es darum, welches Ungleichgewicht entsteht, wenn angesichts der schieren Größe automatisch immense Datenmengen erhoben werden können. Abgesehen davon, dass der App Store die einzige Vertriebsplattform für iOS ist, verfügt Apple auch über mehr Daten, als die dort vertretenen Anbieter. Die Bestrebungen lauten, die Chancengleichheit zu gewährleisten. Dies wäre einerseits möglich durch exakte Darlegung der Datenerfassung über die DSGVO-Vorgaben hinaus. Eine andere Überlegung sieht vor, dass Großunternehmen Mitbewerbern Einblicke gewähren müssen. Wie schwierig eine solche Regelung ist, hatten wir bereits in einer früheren Meldung
thematisiert. Bei Strafzahlungen wollen es die EU-Wettbewerbshüter jedenfalls nicht belassen – USA und EU sind sich einig, im Extremfall per Gesetz Geschäftsbereiche der Unternehmen abzutrennen.