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Klage: Google soll iPhone-Nutzern 3,2 Milliarden Dollar zahlen

3,64 Milliarden Euro – so hoch schätzt eine Gruppe von iPhone-Nutzern, die sich "Google You Owe Us" nennt, den Gesamtschaden, den Google mit unrechtmäßig gesammelten Daten veursacht haben soll. Der Vorwurf vor einem Londoner Gericht lautet, die Alphabet-Tochter habe in den Jahren 2011 und 2012 einen Algorithmus eingesetzt, um den Browserverlauf des Nutzers zu verfolgen und persönliche Informationen zu sammeln. Dieser umgehe die Standardeinstellungen von Apples Safari-Browser, die das Tracking von Dritten über Cookies verhinderten.


850 Euro für Jeden
Google bestreitet die Vorwürfe und argumentierte bei der Anhörung, dass der Fall nicht vor ein Gericht in Großbritanien gehöre. Die Gegenseite, der nach eigenen Angaben 4,4 Millionen Menschen angehören, schlug vor, rund 854 Euro Schaden pauschal an jeden betroffenen Nutzer auszuzahlen. Zudem fragte die Gruppe das Gericht um Erlaubnis, eine "repräsentative Klage" einreichen zu dürfen. Diese ähnelt der US-amerikanischen Sammelklage. Die Gruppe argumentiert, im vorliegenden Fall teilten alle Kunden dasselbe Interesse. Sie muss diese Aussage noch stichhaltig nachweisen.

Seit zwei Jahren vor Gericht
Google You Owe Us zog unter der Führung von Verbraucherrechtsanwalt Richard Lloyd Ende letzten Jahres vor Gericht. Damals war die Aussage schon, dass jeder der rund 5,6 Millionen iPhone-Nutzer einige Hundert Pfund Schadensersatz bekommen könnte. Die Gruppe muss, um als repräsentativer Kläger auftreten zu dürfen, das gemeinsame Interesse aller seiner Mitglieder nachweisen. Vielen Klägern gelingt das nicht.

Verstärkter Datenschutz in Europa
In Europa gab es in den letzten Jahren mehrere Verurteilungen gegen New-Economy-Konzerne wegen Datenschutzverstößen. Facebook musste in Frankreich 150.000 Euro bezahlen, Google in Spanien 300.000. Schmerzhafter dürfte Google die Kartellstrafe empfunden haben, welche die EU-Kommission wegen des Fälschens von Suchergebnissen verhängt hatte. 2,4 Milliarden Euro kostete Google das Vergehen, mit dem der Suchriese kleinere Shoppingsuchdienste aus dem Rennen kegeln wollte. Im Rahmen der Europäischen Datenschutzrichtlinie werden noch höhere Strafen in Aussicht gestellt, wenn Konzerne gegen sie verstoßen.

Kommentare

Dante Anita22.05.18 11:03
Bald kann ich „Datenschutz“ nicht mehr hören. Bitte nicht falsch verstehen, aber hier öffnet sich gerade ein weites Feld für geschäftstüchtige Anwälte. Der eigentliche Sinn der Verordnung rückt immer mehrbin den Hintergrund.

Bin gespannt, ob wir uns ab Freitag nur mehr mit Datenschutz-Grundverordnung-Klagen beschäftigen...
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Raziel122.05.18 11:26
Dante Anita
Bald kann ich „Datenschutz“ nicht mehr hören. Bitte nicht falsch verstehen, aber hier öffnet sich gerade ein weites Feld für geschäftstüchtige Anwälte. Der eigentliche Sinn der Verordnung rückt immer mehrbin den Hintergrund.

Bin gespannt, ob wir uns ab Freitag nur mehr mit Datenschutz-Grundverordnung-Klagen beschäftigen...

Da bin ich mir nicht sicher ob man das so sehen kann. Patente und Gesetzte haben doch die Tür eh schon längst weit offen stehen lassen. Man denke nur an die ganzen Abmahnungen und so weiter.

Ich glaube das die Datenschutzgesetze eher dazu führen werden (und sollen), dass persönliche Daten einfach als ein wertvolles Gut gesehen werden mit dem man gefälligst auch vorsichtig umzugehen hat. Selbst wenn es schon Gesetzte dafür gibt bzw gab, wurde da zum großen Teil einfach gemacht was man wollte. Oder die Sicherheitsstandards waren so niedrig das einfach Dritte Daten abgegriffen haben und so weiter. Ich als User weiß heute eigentlich überhaupt nicht wer nun alle meine Daten hat, und woher die ganzen Werbemails, Spams, Briefe und so weiter alle kommen bzw meine Adresse, Namen und so weiter liegen. Hier müssen dementsprechend einfach klare und strenge Richtlinien her, die jeden in die Verantwortung nehmen, der Daten aufnimmt und diese speichert. Daher ist sowas wie die neue Richtlinie, durch die eine Firma zb auch sicherstellen muss, dass ich meine Daten nachträglich löschen kann sinnvoll, denn es bewirkt das sich Firmen auch nachhaltig um Daten kümmern müssen.

Aktuell geht das eher in Richtung "Dürfen wir ihre Daten haben? Danke. Ja wir geben die maximal an vertrauenswürdige Dritte weiter. Tut uns leid, aber irgendwie hat jetzt die ganze Welt ihre Daten, aber von uns sicher nicht wir wissen von nichts". Firmen muss klar sein das sie auch bei Weitergabe die volle Verantwortung tragen sollten und es ein hohes Risiko ist.
+5
Stereotype
Stereotype22.05.18 11:47
Ein guter Schritt in das Bewusstsein der Menschen. Solange Google, Facebook und Twitter Nachrichten und Daten beeinflussen oder manipulieren, sind sie auch als Gefahr für die Demokratie und Meinungsfreiheit anzusehen.
+4
DTP
DTP22.05.18 11:53
@Raziel1:
Ich glaube hier muss man schon unterscheiden, zwischen dem europäischen Datenschutzgedanken und dem deutschen Abmahnwahn. In keinem anderen Land kenne ich eine solche Praxis, die ja eher mit dem Geldverdienen durch Abmahnen zu tun hat als mit dem wirklich geschädigt sein.

Was mir zusätzlich an der aktuellen Gesetzeslage nicht gefällt ist, dass kleine Blogger und große Firmen wie Facebook gleich behandelt werden. Große Firmen werden irgendwie konform sein oder es schwierig machen, das Gegenteil zu beweisen. Der Blogger zahlt drauf oder gibt auf. Und das hilft unserer Meinungsvielfalt nicht, sondern macht sie noch monotoner (im Sinne von Facebook).

Und ich bin nicht deiner Meinung, dass irgendeiner Daten weitergeben will. Das macht m.W. kein seriöser Anbieter und ergibt ja auch keinen Sinn.
Sondern Daten speichern und verwenden muss/will.
Das ist ja an sich nichts Verwerfliches. Ein Gesetz sollte nur regeln, dass dies nicht missbraucht oder zu unbegründeten und unnachvollziehbaren Nachteilen wird (wie z.B. der Schufa).
+5
Peter Eckel22.05.18 12:22
DTP
Und ich bin nicht deiner Meinung, dass irgendeiner Daten weitergeben will. Das macht m.W. kein seriöser Anbieter und ergibt ja auch keinen Sinn.
Sondern Daten speichern und verwenden muss/will.
Das ist ja an sich nichts Verwerfliches.
Dieses Maß an Glauben an das Gute in den Firmen ist schon bemerkenswert.

Das Weitergeben von Daten ist ein dickes, fettes Geschäft, so läuft der Hase. Ich habe mir mal den Spaß gemacht, jede Firma, bei der ich mir nicht erklären konnte, wie sie an meine Adresse kommt und die mir Werbung schickte, anzuschreiben. Es ist wirklich erstaunlich, wer alles Daten verkauft ...

Die Deutsche Post z.B. hat eine Tochterfirma in Bonn, die nichts anderes macht. Woher die die Daten haben? Rate mal.

Creditreform ist mir damals besonders unangenehm aufgefallen. Als ich die angeschrieben habe, um ihnen die Weitergabe meiner Daten an Werbetreibende zu untersagen, haben die mir eiskalt zu erzählen versucht, das sei Bestandteil ihres Auftrags als Finanzdiestleister und das könne ich ihnen nicht verbieten. Konnte ich aber dann doch

Facebook und Google leben de facto von nichts anderem als dem Verkauf unserer Daten. Das hat mit verantwortlichem Umgang schon nichts mehr zu tun.

Es wurde allerhöchste Zeit für die DSGVO und demnächst die ePrivacy-Verordnung. Und die eine oder andere millionen- oder milliardenschwere Abmahnung bzw. Sammelklage ist durchaus angezeigt, zuallererst gegenüber Läden wie Facebook und Google, denn ich lieber heute als morgen das Handwerk gelegt sähe.
Ceterum censeo librum facierum esse delendum.
+5
DTP
DTP22.05.18 12:36
Peter Eckel
Facebook und Google leben de facto von nichts anderem als dem Verkauf unserer Daten. Das hat mit verantwortlichem Umgang schon nichts mehr zu tun.
Das tun sie eben nicht, Facebook & Google verkaufen nicht deine Daten, sondern verkaufen Werbeanbietern, dass eine bestimmte Kategorie von Kunden (dein Profil) bestimmte Werbung angezeigt wird. Das ist ein großer Unterschied zum Verakuf von Daten wie es unseriöse Anbieter machen.
Daher ja auch die neue DSGVO die genau das (wie deine Daten genutzt werden dürfen) genauer spezifiziert. Das Weitergabe (der Verkauf) von Daten ohne deine Einwilligung war ja schon vorher verboten.
+3
Eventus
Eventus22.05.18 12:37
Aus meiner Sicht würde es genügen, wenn sich alle Nutzer bewusst wären, dass sie eine Gratis-Online-Dienstleistung in aller Regel mit persönlichen Daten bezahlen.

Wenn und nur wenn jemand einen solchen Deal bewusst und freiwillig eingeht und nur seine eigenen persönlichen Daten freigibt, sehe ich nichts, was daran zu beanstanden wäre.

Ärgerlich ist aber, wie vielen Nutzern das komplett egal ist und noch ärgerlicher, wenn diese ignorant auch Daten Dritter ohne Rückfrage weitergeben, z. B. mittels Zugriffserlaubnis auf alle Kontakte im Smartphone.
Live long and prosper! 🖖
+4
Peter Eckel22.05.18 12:40
DTP
Das tun sie eben nicht, Facebook & Google verkaufen nicht deine Daten, sondern verkaufen Werbeanbietern, dass eine bestimmte Kategorie von Kunden (dein Profil) bestimmte Werbung angezeigt wird.
Das ist Deine Mutmaßung, und spätestens der Cambridge Analytica-Skandal hat gezeigt, daß sie zumindest von fragwürdiger Tragfähigkeit ist.
DTP
Daher ja auch die neue DSGVO die genau das (wie deine Daten genutzt werden dürfen) genauer spezifiziert. Das Weitergabe (der Verkauf) von Daten ohne deine Einwilligung war ja schon vorher verboten.
Daß diverse Anbieter - darunter auch Facebook und Google - massiv Lobbyarbeit gegen die kommende e-Privacy-Verordnung betreiben ist Dir auch entgangen? Warum wohl?
Ceterum censeo librum facierum esse delendum.
0
Peter Eckel22.05.18 12:47
Eventus
Aus meiner Sicht würde es genügen, wenn sich alle Nutzer bewusst wären, dass sie eine Gratis-Online-Dienstleistung in aller Regel mit persönlichen Daten bezahlen.
Das, denke ich, wird zumindest ansatzweise den meisten klar sein. Nur ziehen viele eben nicht die Konsequenzen - sei es, weil ihnen nicht bewußt ist, wie weit der Striptease geht, den sie da vollziehen, sei es, weil es ihnen einfach egal ist. Ich vermute, der erste Grund ist weit überwiegend.
Eventus
Wenn und nur wenn jemand einen solchen Deal bewusst und freiwillig eingeht und nur seine eigenen persönlichen Daten freigibt, sehe ich nichts, was daran zu beanstanden wäre.
Und das ist ja gleich das nächste Problem - viele sind da einfach ignorant bezüglich dessen, was sie so mit ihrem Adreßbuch anstellen, und denken sich vielleicht auch etwas in der Größenordnung von "ich habe nichts zu verbergen, dann sollen sich meine Freunde und Bekannten auch nicht so anstellen".
Eventus
Ärgerlich ist aber, wie vielen Nutzern das komplett egal ist und noch ärgerlicher, wenn diese ignorant auch Daten Dritter ohne Rückfrage weitergeben, z. B. mittels Zugriffserlaubnis auf alle Kontakte im Smartphone.
Ich will den weniger IT-affinen Leuten da gar nichts böses unterstellen, die denken sich meist auch einfach nichts dabei. Die Falle stellen WhatsApp, LinkedIn, Facebook und Co, und die Leute tappen halt rein.

Der eigentliche Skandal ist, daß es den Datenfirmen möglich ist, sich mit Hilfe eines zig Seiten langen AGB-Monsters davon reinzuwaschen und die Verantwortung den Nutzern aufzudrücken. Und genau da setzt z.B. die e-Privacy-Verordnung an, Stichwort "informierte Einwilligung" - da reicht der Trick mit dem Dokument, das eh keiner liest, nicht mehr.
Ceterum censeo librum facierum esse delendum.
0
DTP
DTP22.05.18 12:48
@Peter Eckel,
jetzt wirfst du aber zwei verschiedene Sachen durcheinander, das nennt man "What aboutism" Diskussionsstil.

ePrivacy ist ja genau das, was ich oben geschrieben habe, das Speichern, Analysieren und Verwerten deines Nutzungsverhalten. Und nicht die Weitergabe deiner Daten. Das machen Google/Facebook ja gerade NICHT; das ist ja ihr Kapital. Um dein Nutzerverhalten zu analysieren und dies Werbetreibenden anbieten. Und genau deshalb sind sie gegen ePrivacy und darum ist das so wichtig.

Interessant ist auch, dass in Deutschland irgendwie werden immer Facebook und Google herausgeholt werden, wenn es um Negativbeispiele geht, im Appleumfeld auch oft noch Amazon.

Für mich ist die intransparenteste Firma in Deutschland die Schufa, da muss ich meiner Datennutzung zustimmen, wenn ich irgendwas mit Mobilfunktvertrag oder im Bankingbereich habe. Wie meine Daten genutzt werden (der Score) wird mir nicht verraten. Da erhoffe ich mich Verbesserung ab Anwendbarkeit der DSGVO, da ein Zwang der Zustimmung um ein Angebot zu erhalten ja nicht zulässig sein sollte.
+2
Peter Eckel22.05.18 13:00
DTP
ePrivacy ist ja genau das, was ich oben geschrieben habe, das Speichern, Analysieren und Verwerten deines Nutzungsverhalten. Und nicht die Weitergabe deiner Daten. Das machen Google/Facebook ja gerade NICHT; das ist ja ihr Kapital. Um dein Nutzerverhalten zu analysieren und dies Werbetreibenden anbieten. Und genau deshalb sind sie gegen ePrivacy und darum ist das so wichtig.
Auch deswegen.

Du hast sicherlich Recht, wenn Du davon ausgehst, daß Google und Facebook nicht ihren gesamten Datenbestand herausrücken, das wäre in der Tat ziemlich kontraproduktiv (weswegen ich die Ideen aus der deutschen Politik, sie ab einer gewissen Größe zur Freigabe der Daten untereinander zwingen zu wollen, eher belustigt zur Kenntnis nehme).

Aber genau der Fall Cambridge Analytica zeigt, daß sehr wohl Zugriff auf Profildaten von Teilmengen der Nutzerschaft gewährt wird, und in besagtem Fall dann eben auch auf die Daten solcher Nutzer, die eben nicht zugestimmt haben - eben bei CA alle "Freunde" der Nutzer, die dies getan haben.
DTP
Interessant ist auch, dass in Deutschland irgendwie werden immer Facebook und Google herausgeholt werden, wenn es um Negativbeispiele geht, im Appleumfeld auch oft noch Amazon.
Auch wenn ich Amazon da durchaus mit im Boot sehe, ist die Lage aufgrund des anderen Geschäftsmodells (Cloud-Services und Warenhandel) bei Amazon etwas weniger kritisch.

Und Facebook und Google werden genau deswegen gern als Negativbeispiele hergenommen, weil "Datenreichtum" und Werbung faktisch deren einzige gewinnbringenden Geschäftsmodelle sind, diese aber im trojanischen Pferd "Social Network" bzw. "Suchmaschine bzw. Internet-Dienstleister" eingeschmuggelt werden.
DTP
Für mich ist die intransparenteste Firma in Deutschland die Schufa, da muss ich meiner Datennutzung zustimmen, wenn ich irgendwas mit Mobilfunktvertrag oder im Bankingbereich habe. Wie meine Daten genutzt werden (der Score) wird mir nicht verraten. Da erhoffe ich mich Verbesserung ab Anwendbarkeit der DSGVO, da ein Zwang der Zustimmung um ein Angebot zu erhalten ja nicht zulässig sein sollte.
Da bin ich vollkommen bei Dir, und in dem Licht sind auch meine Erwähnungen von Creditreform und der Deutsche Post Direktmarketing GmbH (so hieß der Laden glaube ich) zu sehen. Denen sähe ich heute auch lieber als morgen das Licht ausgeblasen.

Es gibt, das nur am Rande, übrigens ein schönes Projekt, das sich mit dem Reverse Engineering der Algorithmen, mit denen die Schufa zu ihren Scoringwerten kommt, beschäftigt:
Ceterum censeo librum facierum esse delendum.
+1

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