Klage gegen Apple: Sind Beobachtung und Kontrolle Alltag für Apple-Angestellte?
Ein Panoptikon ist ein Gebäude, in dem sämtliche Räume von einem Turm in der Mitte einsehbar sind. Dieses vom britischen Philosophen Jeremy Bentham beschriebene Konzept für Gefängnisse und Fabriken soll mit minimalem Personaleinsatz für Disziplin sorgen, da jeder davon ausgehen muss, dass er aktuell beobachtet wird. Die am 1. Dezember eingereichte Klageschrift des Marketing-Angestellten Amar Bhakta beschreibt Apples Kontrolle über das Leben der Angestellten als Panoptikon: Der Konzern über „
physische, elektronische und Video-Überwachung“ über Beschäftigte aus – auch wenn sie zu Hause seien oder nicht mehr bei Apple arbeiteten.
Für Bhakta manifestierte sich die Kontrolle in Einschränkungen, welche sein berufliches Fortkommen behindere, erläutert die Klageschrift: Auf Basis der firmeneigenen Geheimhaltungsvorschriften wurde ihm untersagt, öffentliche Vorträge über digitales Marketing zu halten. Auch musste er Informationen von seinem LinkedIn-Profil entfernen, die seine Tätigkeit beschrieben. Er sei daran gehindert worden, öffentlich oder mit anderen Angestellten über sein Gehalt zu sprechen. Zudem würden Angestellte aktiv ermuntert, private Apple-Geräte im Arbeitskontext zu nutzen. Die Installation firmeninterner Software führe zu einer de-facto-Rund-um-die-Uhr-Überwachung. Die 28-seitige
Anklageerhebung formuliert eine lange Liste an Punkten, in denen Apple kalifornischem Arbeitsrecht zuwiderhandeln soll.
Apple weist Vorwürfe zurückDie Rechtsvertretung übernimmt unter anderem die Anwaltskanzlei „Baker Dolino & Schwartz“, die in der Vergangenheit einige Mandanten gegen IT-Konzerne mit Erfolg unterstützte. Apple widerspricht den Vorwürfen in einem Statement gegenüber
Semafor: „Jeder Mitarbeiter hat das Recht, über seine Löhne, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen zu sprechen. Dies ist Teil unserer Verhaltensregeln, zu denen alle Mitarbeiter jährlich geschult werden.“
Kalifornisches Arbeitsrecht mit BesonderheitenDie Arbeitsschutzgesetze im westlichsten Bundesstaat der Vereinigten Staaten gelten als besonders arbeitnehmerfreundlich. Sollte die Klage erfolgreich sein, könnte sie starke Auswirkungen zeigen: Der kalifornische „Private Attorney General Act“ (PAGA) sieht vor, dass eine Strafe für jeden einzelnen nachgewiesenen Gesetzesübertritt mit der Zahl der Betroffenen multipliziert wird.