Kommentar - Apple sendet ein Signal: Wir haben verstanden
Ein »iOS Pro« fürs iPadApple überlegte sich in den letzten Monaten anscheinend sehr genau, warum die iPad-Verkäufe zurückgehen. Die Vermarktung als vollwertiger Computer führte wohl nicht zum Erfolg, was nicht zuletzt an dem verwendeten Betriebssystem liegen dürfte: Keine sichtbare Dateiverwaltung, schlechte Interoperabilität zwischen Programmen, nervige Wechsel zwischen Apps machten die Unzulänglichkeiten von iOS gegenüber macOS beim produktiven Arbeiten deutlich. iOS 11 wird diverse Limitierungen durchbrechen, unter anderem durch die Aufgabe des lange vertretenden Grundsatzes, keine Dateiverwaltung unter iOS zuzulassen. Die angekündigten Neuerungen erlauben Nutzern endlich eine adäquate Nutzung der großen Displays.
VR hält Einzug im MacNach der Kritik von Oculus, dass der Mac für Virtuelle Realität vollkommen unbrauchbar sei, reagiert Apple auch hier. Geeignete Grafikkarten sowie ein für VR passendes Update für Final Cut Pro X erlauben nun das Erstellen von VR-Inhalten auf dem Mac. In der Präsentation richtete sich Apple allerdings explizit nicht an Endanwender oder Gamer, sondern tatsächlich an Entwickler und Content Creators. Ob Apple den Mac dadurch tatsächlich irgendwann zu einer VR-Spieleplattform aufbaut, ist bisher nicht bekannt; auf der WWDC war eine HTC Vive im Einsatz im Zusammenspiel mit der Unreal-Engine 4. Das Ausstrecken der Fühler in den jungen VR-Markt ist sehr begrüßenswert, da auch hier das Reagieren auf geäußerte Kritik zu erkennen ist.
ARKit als Anfang einer EntwicklungDas häufig kolportierte AR-Produkt von Apple ist noch in den Kinderschuhen. Eine zugehörige Plattform kann nun durch ARKit entstehen, weil Apple viele ältere iPhone- und iPad-Modelle unterstützt und Entwicklern ganz neue Möglichkeit eröffnet. Sollte das Tracking unter reellen Bedingungen so gut wie auf der Präsentation funktionieren, sind neue Produkte für Endanwender mit einfachen Möglichkeiten zu realisieren. Das wäre ein erster, begrüßenswerter Schritt in den AR-Markt, der in der Zukunft durch eine Apple-eigene AR-Brille gekrönt werden könnte.
App StoreDie Trennung von Spielen und Programmen im App Store waren überfällig. Noch nicht endgültig zu klären ist, ob Apple die häufig kritisierte Suche tatsächlich signifikant verbessert werden konnte. Die Einfügung von kuratierten Inhalten ist ein Schritt in die richtige Richtung, da hier hochwertige Inhalte die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Ärgerlich ist dagegen, dass sämtliche Verbesserungen nur zugunsten des iOS App Stores gehen und der Mac App Store weitgehend auf der Strecke bleibt.
FazitDie Entwicklerkonferenz WWDC war Apples erste Chance, die demonstrative Zugewandtheit an die Fangemeinde des Konzerns auf der Bühne zu betonen. In gleich mehreren Bereichen sprang Cupertino über den eigenen Schatten, sei es die Dateiverwaltung für iOS oder die kleinen Hardware-Upgrade für die MacBook-Baureihen. Das Image schlechter Grafikleistung auf dem Mac sollte verbannt werden und die Bemühungen in den Bereichen Kamera, AR und VR weisen sowohl Software- als auch Hardware-technisch auf eine neue High-End-Strategie hin.