Der Mac mini wurde zusammen mit dem iPod shuffle am 15. Januar 2005 vorgestellt - damals noch mit PowerPC-G4-Prozessor, 256 MB Ram und ATI Radeon 9200-Grafikkarte. Apple bewarb den Mac mini mit dem Slogan „BYODKM (Bring Your Own Display, Keyboard, and Mouse)“, was frei übersetzt so viel bedeutet wie "Besorg dir Deinen eigenen Bildschirm, Tastatur und Maus". Als günstigster Mac im Programm sollte der Mini PC-Nutzer zum Umstieg in die Apple-Welt bewegen und eine günstige Alternative zum iMac und Power Mac bieten - besonders wenn der potentielle Kunde schon über Bildschirm, Tastatur und Maus verfügt.
2006 erschien der Mac mini dann erstmalig mit Intel-Prozessor (Core Solo oder Core Duo) und wurde fortan in den kommenden Jahren diverse Male mit aktualisierter Hardware sowie einem neuen, flacheren Design erneuert. Seit 2014 ist es allerdings ganz still um den Mac mini geworden - die aktuell angebotenen Modelle sind fast vier Jahre alt. Zwar ist der aktuelle Mac Pro bereits unverändert fünf Jahre im Programm -
Apple kommunizierte aber Anfang 2017, dass man an einer kompletten Neuentwicklung arbeite, um die Pro-Gemeinde friedlich zu stimmen.
Zum Mac mini sagte man auf der damaligen kleinen Pressekonferenz nichts - auf direkte Nachfrage ließ Apple nur verlauten, dass man keinerlei Ankündigungen bezüglich des Mac minis machen möchte.
Die AirPort-Linie, bestehend aus AirPort Express, Extreme und der Time Capsule, lies Apple auch fünf Jahre im Produktportfolio verharren, bevor man diese
vor einigen Wochen ohne viel Tamtam einstellte. Zwar war das Presseecho auf die Einstellung alles andere als schmeichelhaft, dennoch sah Apple wohl in eigenen WLAN-Routern keine Zukunft im eigenen Unternehmen.
Bedeutung für das Unternehmen AppleIn der gesamten Industrie und besonders bei Apple hat in den vergangenen 15 Jahren ein großer Wechsel stattgefunden: Seitdem Laptops leistungsfähig, haltbar und handlich sind, hat der normale Desktop-Computer deutlich an Bedeutung verloren. Kunden schätzen die Flexibilität, ein Laptop am Schreibtisch (mit externem Bildschirm), oder aber beispielsweise auf der Couch und unterwegs nutzen zu können. Vor 15 Jahren musste man als Laptop-Nutzer verglichen mit Desktop-PCs mit deutlich geringerer Leistung leben - ein Kriterium, welches in den letzten Jahren deutlich an Gewicht verloren hat, da heutige Laptops für so gut wie alle Aufgaben der Nutzer mehr als genug Rechenleistung bieten.
Die Umsätze, die Apple mit dem Mac mini in den letzten Jahren erwirtschaftete, dürften bei einem angenommenen Verhältnis von 80 Prozent Laptops und 20 Prozent Desktop-Computer verschwindend gering sein - besonders, da Apple deutlich mehr All-In-One-iMacs als Mac minis an den Mann bringt. Für die direkten Umsätze im Konzern ist demnach der Mac mini fast bedeutungslos.
Windows-SwitcherNatürlich hat auch im Windows-Lager die Quote an Laptops im Vergleich zu normalen Desktop-PCs deutlich zugenommen - auch hier sind Laptops für die allermeisten Nutzer ein adäquater Ersatz für den klobigen PC-Tower geworden. Der Mac mini zielte genau auf die Nutzer ab, die schon eine komplette PC-Ausstattung mit Maus, Tastatur und Display besaßen - da die Anzahl der Desktop-Nutzer aber auch im PC-Markt merklich rückläufig ist, schrumpft die Zahl der potentiellen Switcher deutlich.
Passt der Mac mini zu Apples Produktphilosophie?Apple liebt All-In-One-Geräte - auspacken, mit Strom versorgen und loslegen. Schon beim Packungsdesign der iPhones, iPads und Macs legt Apple großen Wert darauf, dass der Kunde möglichst einfach und schnell das Gerät in Betrieb nehmen kann. Erweiterbarkeit und Flexibilität leiden natürlich unter dieser Philosophie: Wirklich erweiterbar ist keins der aktuell im Programm befindlichen Geräte - auch der aktuelle Mac mini nicht. Auch bei diesem Gerät ist das RAM fest auf dem Motherboard verlötet.
Der Mac mini nahm hier schon immer eine Sonderstellung ein: Der Nutzer musste sich selbst um Tastatur, Maus und Display kümmern. Ganz anders beim iMac oder MacBook, bei dem alles mitgeliefert und perfekt aufeinander abgestimmt ist.
Spezielle EinsatzgebieteLiest man in diversen Foren nach, wird ein Mac mini mit aktueller Hardware schmerzlich vermisst. Manche möchten gerne einen günstigen, stromsparenden Medien-Server, wiederum andere sind mit dem integrierten Bildschirm im iMac nicht zufrieden - viele sind auch mit der Preisgestaltung der sonstigen Modellpalette nicht glücklich und hoffen, mit einem aktualisierten Mac mini günstig einen vollwertigen Mac erwerben zu können. Für den einzelnen sind dies mit Sicherheit stichhaltige Gründe - ob Apple allerdings für diese speziellen Bedürfnisse ein aktuelles Modell entwickelt, bleibt sehr fraglich.
Trotzdem darf auch Apple nicht vergessen, dass die Stimmung unter Mac-Nutzern in letzter Zeit nicht die Beste ist - lange Produktzyklen, subjektiv hohe Preise und der Eindruck, dass das iPhone und iPad wichtiger ist als der Mac stoßen langjährigen Fans bitter auf.
FazitRein wirtschaftlich gesehen sollte Apple den Mac mini einstellen - geringe Stückzahlen, niedrige Marge wie auch die Konzernphilosophie sprechen für die Einstellung der Produktlinie. Auf der anderen Seite muss sich Apple genau überlegen, ob man sich, wie schon bei der Einstellung der AirPort-Linie, die schlechte Presse und die miese Stimmung der Nutzerschaft erlauben kann.
Schon bei den AirPort-Stationen ließ Apple fünf Jahre verstreichen, bevor man diese aus dem Programm nahm - Apple sollte auf jeden Fall Produktlinien, bei denen keine Weiterentwicklung geplant ist, zumindest nach wenigen Jahren aus dem Sortiment streichen, besonders wenn mit diesen sowieso kein nennenswerter Umsatz mehr erwirtschaftet wird. Dies lässt den Konzern in einem noch schlechteren Licht erscheinen, als eine zeitige Beerdigung einer Produktlinie.